Leonhard_2025_Von_Klassikern_und_Lieblingsbuechern

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Leonhard, Melanie
Von Klassikern und 'Lieblingsbüchern'. Eine fachliche Wissensordnung zur
Auswahl von Kinderliteratur in einer Lehrveranstaltung für Kindergarten- und
Primarlehrpersonen
Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius
Klinkhardt 2025, S. 137-179. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Leonhard, Melanie: Von Klassikern und 'Lieblingsbüchern'. Eine fachliche Wissensordnung zur Auswahl
von Kinderliteratur in einer Lehrveranstaltung für Kindergarten- und Primarlehrpersonen - In: Leonhard,
Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt
2025, S. 137-179 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-328820 - DOI: 10.25656/01:32882; 10.35468/6161-05
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328820
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Melanie Leonhard
Von Klassikern und ‹Lieblingsbüchern›.
Eine fachliche Wissensordnung zur Auswahl
von Kinderliteratur in einer Lehrveranstaltung
für Kindergarten- und Primarlehrpersonen
Zusammenfassung
Bilderbücher sind typische Gegenstände des Unterrichts in den Bildungsins-
titutionen des Kindergartens und der Primarstufe. Daher stellen sie auch im
Studium zur Kindergarten- und Primarlehrperson ein unverzichtbares e-
ma dar, denn spätere Lehrer:innen müssen in der Lage sein, eine begründbare
Auswahl ‹guter Bücher› zu treen. Im vorliegenden Beitrag wird unter einer
subjektivierungstheoretischen Perspektive die fachliche Wissensordnung einer
Lehrveranstaltung zu Bilderbüchern unter der Frage rekonstruiert, welche Wis-
sensordnung in den Artefakten zur Lehrveranstaltung und ihrer interaktiven
Gestaltung mit Studierenden emergiert und welche Selbstverhältnisse Studie-
renden darin nahegelegt werden.
Schlagwörter: Lehrer:innenbildung; Fachlichkeit; Wissensordnung; Bilderbü-
cher; Lehrveranstaltung
Summary
Picture books are typical objects of teaching in educational institutions at kin-
dergarten and primary level. erefore, they are also an indispensable topic
in the study program for kindergarten and primary school teachers. Future
teachers must be able to make a justiable selection of ‹good books›. In this
article, the subject-specic knowledge order of a course on picture books for
children is reconstructed from a theoretical perspective of subjectication. It
is asked which knowledge order emerges in the artifacts of the course and its
interactive design with students and which self-relationships are suggested to
students in it.
Keywords: teacher education; subject-specic knowledge orders; picture books;
teacher training course
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Melanie Leonhard
1 Einleitung
Bilderbücher «bilde[n] – wenigstens dem bürgerlichen Bildungsverständnis nach
– die literarästhetische Substanz des protoliteralen1 Schriftspracherwerbs» (Ritter
& Ritter, 2015, S. 127).2 Die ematisierung dieser literarischen Gattung im Rah-
men des Studiums zur Kindergarten-/Unterstufenlehrperson ist daher in hohem
Masse nachvollziehbar. Wie diese ematisierung im Rahmen einer Lehrveran-
staltung jedoch erfolgt, bildet den zentralen Gegenstand dieser Untersuchung. Mit
der Figur der Wissensordnung versuche ich, die situative Entstehung des ‹richti-
gen› und wichtigen Wissens in der Lehrveranstaltung nachzuvollziehen, und dabei
den engen Zusammenhang von Wissen und Macht (Foucault, 1992 [1975], S. 33)
in der Lehrveranstaltung in Rechnung zu stellen. Als «Partizipanden» bezeichnet
Hirschauer (2016, S. 52) «alle Entitäten, die in den Vollzug einer Praktik invol-
viert sind». Neben den menschlichen Partizipanden, hier einer Dozentin und den
Studierenden an einer Institution der Lehrer:innenbildung in der Deutschschweiz,
werden im Beitrag zwei Artefakte zur Lehrveranstaltung untersucht, die auch als
Ausdruck einer spezischen Wissensordnung verstanden und analysiert werden.
Auch wenn an den Praktiken der Lehrveranstaltung eine Reihe weiterer materi-
eller Partizipanden beteiligt ist, wird im Beitrag auf die fachbezogenen Artefakte
fokussiert, die zusammen mit dem Interaktionsgeschehen als Ausdrucksgestalten
der fachlichen Wissensordnung untersucht werden. Neben der Rekonstruktion die-
ser fachlichen Ordnung selbst wird im Anschluss an die übergeordnete Fragestel-
lung des TriLAN-Projekts nach den Prozessen des Lehrer:in-Werdens herausge-
arbeitet, welche fachbezogenen Selbstverhältnisse den Studierenden als zentralen
Adressat:innen der Lehre im Fach Deutsch nahegelegt werden.
Der Beitrag ist wie folgt gegliedert: Nach einer theoretischen Orientierung in Ab-
schnitt 2, die zum einen die Untersuchungsperspektive der fachlichen Wissens-
ordnung vertieft darstellt und zum anderen den aktuellen Stand des Diskurses zu
Kinderbilderbüchern skizziert, wird in Abschnitt 3 das Datenset kontextualisiert
und das methodische Vorgehen konkretisiert. In Abschnitt 4 rekonstruiere ich
zunächst zwei Artefakte, die als Materialien zur Lehrveranstaltung existieren und
dann zentrale Ausschnitte der Lehrveranstaltungsinteraktionen. In Abschnitt 5
werden die Ergebnisse auf drei Ebenen bilanziert: Es wird zum einen herausgear-
1 Es wird zwischen Protoliteralität und Protoliterarität unterschieden: «Protoliterale und protoliterare
Lernprozesse sind somit durch die Rezeption von Kinderliteratur initiierte und im Medium der
Mündlichkeit stattndende Lernprozesse, die auf einer inhaltlich-kulturellen (= protoliterar) oder
sprachlich-formalen Ebene (= protoliteral) situiert werden können» (Uhl, 2021, S. 186).
2 Inwiefern Bilderbücher damit auch Objekte eines implizit klassistischen (El-Mafaalani, 2023,
S.42–45.) Bildungssystems sind, wird im Beitrag nicht weiter vertieft. Aber sowohl die Dieren-
zierung des «bürgerlichen Bildungsverständnis[ses]» (Ritter & Ritter, 2015, S. 127), als auch die
Hypothese einer «sprachliche[n] Verarmung bildungsferner Kinder vor Fernseher und Spielkonso-
le» (Hering, 2016, S. 108) verweisen darauf, dass sich eine solche Untersuchung lohnen könnte.
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beitet, welche kinderliteraturbezogene Wissensordnung sich in den vorliegenden
Artefakten und Interaktionen zu etablieren vermag, in der Studierende in einen
Kanon von Bilderbüchern eingeführt werden. Zum anderen wird geklärt, wie
Studierende in dieser Wissensordnung fachlich-literaturbezogen subjektiviert
werden und sich in ihren Bezugnahmen auf Adressanden und Adressierungs-
geschehen selbst darin subjektivieren. Auf der dritten hochschuldidaktischen
Ebene wird gezeigt, wie das didaktische Handlungsproblem der Mehrdeutigkeit
eines Buches im Bilderbuchkanon und der etablierten Qualitätskriterien bear-
beitet wird. Mit der Triangulation der Artefakte und der Interaktionsdaten wird
untersucht, wie beide Repräsentationsformen fachlichen Wissens als Teil einer
gemeinsamen Wissensordnung verstehbar sind.
2 eoretischer Hintergrund
2.1 Fachliche Wissensordnung
Mit dem Konzept der Wissensordnung beziehe ich mich auf eine zentrale gesell-
schaftstheoretische Überlegung Foucaults, nach der «jede Gesellschaft ihre eige-
ne Ordnung der Wahrheit, ihr[e] ‹allgemeine Politik› der Wahrheit» hat, in der
Wissen und Macht einander bedingen. «[Die Gesellschaft] akzeptiert bestimmte
Diskurse, die sie als wahre Diskurse funktionieren lässt; es gibt Mechanismen
und Instanzen, die eine Unterscheidung von wahren und falschen Aussagen er-
möglichen und den Modus festlegen, in dem die einen oder anderen sanktioniert
werden» (Foucault, 1978,S. 51).
Dieses Konzept der Wissensordnung übertrage ich heuristisch auf das eng gefass-
te Feld einer Lehrveranstaltung innerhalb der Lehrer:innenbildung, wenn darin
Dozent:in und Studierende über die Qualität von Kinderliteratur sprechen (Brack,
2019). Die Vorannahme besteht darin, dass auch in diesem Feld Wissen und Gel-
tungsfragen bezüglich dieses Wissens diskursiv emergieren und sich eine situative
«Ordnung der Wahrheit» etabliert, die unter anderem von den Konstellationen
und den Positionierungen der Beteiligten beeinusst wird (Ritter & Ritter, 2020).
Für die Rekonstruktion einer Wissensordnung als abstraktem Konzept greife ich
auf das analytische Konzept der Anerkennung nach Balzer und Ricken zurück, wel-
ches das Alltagsverständnis von Anerkennung als Wertschätzung erheblich auswei-
tet und sich darin von Honneths Anerkennungstheorie (z. B. 1992) abgrenzt. «An-
erkennung erschöpft sich nicht in aektiver, wohlwollender und wertschätzender
Zustimmung, sondern [...] impliziert notwendigerweise Versagung und Negation»
(Balzer & Ricken, 2010, S. 22). Unter Bezugnahme auf Foucault und die darauf
aufbauenden theoretischen Annahmen von Butler «fungiert ‹Anerkennung› als
theoretische Kurzformel für eine umfassendere Perspektive, in der das Selbstsein
und -werden in sozialer Kommunikation gründet und als ein Prozess des Sich-
Erlernens vom Anderen her konzipiert werden kann» (Ricken, 2015, S. 142).
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In Prozessen der Anerkennung werden die Beteiligten insofern subjektiviert, als
sie zu Bestimmten gemacht werden und sich selbst zu Bestimmten machen. Die-
ses Anerkennungsgeschehen lässt sich, der zentralen Überlegung von Reh und
Ricken (2012) folgend, durch die Untersuchung von Praktiken der Adressierung
rekonstruieren. Insofern Menschen in spezischen sozialen Konstellationen als
Bestimmte adressiert werden, lernen sie sich als diese zu verstehen und sich in
den Readressierungen entweder folgend oder widerständig auf die nahegelegten
Selbstverhältnisse zu beziehen (Ricken, 2013; Ricken & Rose, 2023). Auf dieser
generellen Basis lassen sich auch Lehrveranstaltungen an Hochschulen plausibel
als Anerkennungs- und Adressierungsgeschehen verstehen und untersuchen. In
den wechselseitigen Adressierungen – und insbesondere unter Einbezug der In-
halte und Gegenstände zur Kinderliteratur – emergiert einerseits eine Wissensord-
nung, in der andererseits den Anwesenden spezische Selbstverhältnisse nahege-
legt werden, die ich als Subjektivierungsimpulse3 fasse.
Weil in Lehrveranstaltungen im Vergleich zu anderen Kontexten in besonderem
Masse auf fachliches Wissen, bzw. die Gegenstände des Studiums Bezug genom-
men wird, erweitert sich das ‹inter-subjektive› Adressierungsgeschehen um den
Aspekt der Fachlichkeit. Diese wird hier als eine (fach- und disziplinspezische)
Wissensordnung verstanden, d. h. «als ein bestimmter Modus der Organisation
dieses Wissens und des Umganges mit ihm in Institutionen. Es handelt sich also
um eine bestimmte Wissenspraxis, die als Produktion, als Sortieren, Ordnen,
Vereinheitlichen und Verknüpfen von Wissen in Wissensbestände und Abgren-
zung und Legitimierung gegenüber anderen Wissensbeständen existiert. Sie ent-
steht vor allem im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, Wissen weitergeben
zu müssen» (Reh & Pieper, 2018, S. 26). Die Ordnung dieses Wissens wird im
Adressierungsgeschehen hervorgebracht, dabei ermöglicht das materiell oder im-
materiell anwesende Wissen einen spezischen Umgang und ist daher am Adres-
sierungsgeschehen wesentlich beteiligt.
2.2 Der Adressand als Terminus fachbezogener Fokussierung in
Wissensordnungen
Bereits Reh und Wilde (2016) beziehen die Sache als dritte Stelle in ihre Analy-
sen ein und untersuchen, «wie sich mit der Vermittlung von ‹Sachen› verbunde-
ne Subjektformen und Subjektivierungsweisen erkennen lassen, die sowohl als
Voraussetzungen von Bildung gelten können wie auch eine Funktionalität von
3 Mit der Figur der Subjektivierungsimpulse wird berücksichtigt, dass Subjektivierung nicht als li-
neares Geschehen determinierender Einwirkung auf das Gegenüber verstanden werden kann. Em-
pirisch sind (gerade in Lehrveranstaltungen) nicht immer alle wahrnehmbaren Readressierungen
dokumentierbar. Unter der Grundannahme, dass es einen (empirisch oenen) Zusammenhang
zwischen den Praktiken der Lehrveranstaltung und ‹Spuren› derselben bei den Teilnehmenden gibt,
scheint die Figur des Subjektivierungsimpulses eine geeignete sprachliche Fassung.
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摘要:

Leonhard,MelanieVonKlassikernund'Lieblingsbüchern'.EinefachlicheWissensordnungzurAuswahlvonKinderliteraturineinerLehrveranstaltungfürKindergarten-undPrimarlehrpersonenLeonhard,Tobias[Hrsg.]:Lehrer:inwerden.TrajektorienindenLehrberuf.BadHeilbrunn:VerlagJuliusKlinkhardt2025,S.137-179.-(StudienzurProfe...

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