Guevenc_2025_Fest_oder_Herstellen

2025-04-22 0 0 222.54KB 29 页 10玖币
侵权投诉
Güvenç, Ezgi
Fest- oder Herstellen? Eignungsgespräche als Techniken der Subjektivierung
Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius
Klinkhardt 2025, S. 257-284. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Güvenç, Ezgi: Fest- oder Herstellen? Eignungsgespräche als Techniken der Subjektivierung - In:
Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius
Klinkhardt 2025, S. 257-284 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-328864 - DOI: 10.25656/01:32886;
10.35468/6161-09
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328864
https://doi.org/10.25656/01:32886
in Kooperation mit / in cooperation with:
http://www.klinkhardt.de
Nutzungsbedingungen Terms of use
Dieses Dokument steht unter folgender Creative Commons-Lizenz:
http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de - Sie dürfen das
Werk bzw. den Inhalt unter folgenden Bedingungen vervielfältigen, verbreiten
und öffentlich zugänglich machen: Sie müssen den Namen des
Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen. Dieses
Werk bzw. dieser Inhalt darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden
und es darf nicht bearbeitet, abgewandelt oder in anderer Weise verändert
werden.
This document is published under following Creative Commons-License:
http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.en - You may copy,
distribute and transmit, adapt or exhibit the work in the public as long as you
attribute the work in the manner specified by the author or licensor. You are
not allowed to make commercial use of the work or its contents. You are not
allowed to alter, transform, or change this work in any other way.
Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die
Nutzungsbedingungen an.
By using this particular document, you accept the above-stated conditions of
use.
Kontakt / Contact:
peDOCS
DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
Informationszentrum (IZ) Bildung
E-Mail: pedocs@dipf.de
Internet: www.pedocs.de
| 257
Ezgi Güvenç
Fest- oder Herstellen? Eignungsgespräche
als Techniken der Subjektivierung
Zusammenfassung
Der Beitrag widmet sich der Berufseignungsabklärung in der Lehrpersonen-
bildung und legt dabei einen besonderen Fokus auf die obligatorischen Eig-
nungsgespräche zwischen Hochschuldozierenden, die als Mentor:innen fungie-
ren, und den Studierenden. Aus einer subjektivationstheoretischen Perspektive
heraus wird untersucht, welche spezischen Subjektivierungstechniken sich
in diesen Gesprächen realisieren, wie die Studierenden sich innerhalb dieser
Eignungsgespräche positionieren und mit welchen Technologien des Selbst sie
die Anforderungen der Gespräche readressieren. Zentral ist die Fragestellung,
inwiefern sich mit dem Konzept der Berufseignung und in den mit ihrer Abklä-
rung verbundenen Praktiken empirisch fundiert eine eigenständige Subjektivie-
rungslogik herausgearbeitet werden kann.
Schlagwörter: Adressierung; Eignung; Subjektivierung; Techniken der Subjekti-
vierung; Technologien des Selbst
Summary
is article is dedicated to the assessment of professional aptitude in teacher
education, with a particular focus on the mandatory aptitude interviews bet-
ween university lecturers acting as mentors and students. From a subjectiva-
tion theory perspective, it examines which specic subjectivation techniques
are used in these conversations, how students position themselves within these
aptitude interviews, and with which technologies of the self they readdress the
requirements of the conversations. e central question is to what extent the
concept of professional aptitude assessment can be empirically substantiated as
a discrete logic of subjectivation in teacher education programs.
Keywords: addressing; aptitude; subjectivation; subjectivation techniques; tech-
nologies of the self
doi.org/10.35468/6161-09
258 |
Ezgi Güvenç
1 Einleitung
Das Konzept der Eignung nimmt innerhalb des Diskurses der Lehrpersonen-
bildung eine zentrale Stellung ein, wenngleich es in seiner Anwendung und
Interpretation von Hochschule zu Hochschule variiert.1 Das Konzept ist in der
deutschsprachigen Lehrpersonenbildung weit verbreitet und wird durch verschie-
dene Instrumente und Verfahren, wie z. B. Fit für den Lehrberuf (FIT) (Rothland,
2013; Rothland & Tirre, 2011) oder das Career Counselling for Teachers (CCT),
umfassend operationalisiert (Bosse, 2020; Herfter & Hallitzky, 2020). Letzteres
ist eine einschlägige Online-Plattform, die speziell darauf abzielt, angehenden
Lehrer:innen durch einen Selbsterkundungstest die Möglichkeit zu bieten, ihre
Eignung für das Studium und ihren Berufswunsch als Lehrer:in zu überprüfen.
Hierbei können sie auch prüfen, inwieweit ihre individuellen Erwartungen mit
generalisierten Anforderungen des Lehrberufs im Einklang stehen. Um die Be-
deutung des Eignungsbegris besser zu erfassen, orientiere ich mich zunächst an
der Denition von Mayr und Nieskens (2015), wie sie in Mayr und Neuweg
(2023) beschrieben wird. Eignung bezeichnet dort das Vorhandensein spezischer
Eigenschaften und Kompetenzen, die erwarten lassen, dass die Lehrpersonenbil-
dung erfolgreich abgeschlossen wird. Die Person soll in der Lage sein, den Beruf
langfristig kompetent mit Berufszufriedenheit und kontinuierlicher beruicher
Weiterentwicklung auszuüben (Mayr & Neuweg, 2023, S.111). Die dafür ent-
wickelten Verfahren und Instrument operieren im sog. «Eigenschafts-Paradigma»
(Rothland et al., 2018, S. 1016) der Forschung zum Lehrberuf, in dem Fragen
der Persönlichkeit bearbeitet werden. Die persönlichkeitspsychologischen Grund-
lagen dieses Paradigmas betonen die individuellen spezischen Eigenschaften
und Kompetenzen im Lehrberuf (Haag & Streber, 2020; Rothland, 2021) und
münden mit diesen persönlichkeitsbezogenen Merkmalen in die Diskussion der
Lehrer:innenpersönlichkeit. Diese wird als Bündel von Eigenschaften verstanden,
das eine Person für den Lehrberuf prädestiniert und das sowohl stabile als auch
entwickelbare Merkmale umfasst. Die Betrachtung der Lehrerpersönlichkeit va-
riiert zwischen deskriptiven und normativen Ansätzen (Rothland, 2021). Dabei
liegt das Interesse entweder auf stabilen Merkmalen oder auf der Entwickelbar-
keit der Persönlichkeit. Mayr & Neuweg (2023) erläutern, dass die geisteswissen-
schaftliche Pädagogik früher von einem normativ-spekulativen Ansatz dominiert
wurde – diese Ansätze zeichneten idealisierte Lehrer:innenbilder, wie sie bspw.
in Werken von Döring (1931) und Spranger (1958) zu nden sind (Mayr und
Neuweg, 2023, S. 102). Heute werden solche Perspektiven in der Erziehungs-
wissenschaft oft als unwissenschaftlich angesehen, da sie empirisch schwer zu
fassen sind. Auch die humanistische Psychologie und die Psychoanalyse haben
normative Konzepte in die Lehrpersonenbildung eingebracht, deren Fokus auf
1 Vgl. EDK-Bericht, S. 67.
doi.org/10.35468/6161-09
Eignungsgespräche als Techniken der Subjektivierung
| 259
der Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung liegt. Aktuelle Forschungen
zur Lehrer:in nenpersönlichkeit nutzen eigenschaftstheoretische Ansätze, die em-
pirisch zugänglicher sind. Allerdings werden sie oft als oberächlich kritisiert, da
sie tiefer gehende psychische Dynamiken vernachlässigen (Neyer & Asendorpf,
2018 in Mayr & Neuweg, 2023, S. 102). Der Ansatz wird von Mayr und Neuweg
(2023) beansprucht und im Diskurs wird verbreitet zugeschrieben, praxisorien-
tierte Empfehlungen auf Grundlage empirischer Erkenntnisse abzuleiten, ohne
normative Aussagen über das ‹Sollsein› von Lehrkräften zu treen.
Eignungsverfahren an Hochschulen untersuchen in dieser Traditionslinie persona-
le Merkmale und Kompetenzen. Die Hochschulen denieren diese Eigenschaften
und Kompetenzen individuell. Der vorliegende Beitrag betrachtet das Konzept der
Berufseignungsabklärung an einer Schweizer Institution der Lehrer:innenbildung
als institutionelles Prüfkriterium und Hürde, an der man unabhängig von den
Studienleistungen scheitern kann.
Im Beitrag werden zwei Gespräche an der gleichen Institution, aber mit unter-
schiedlichen Mentorinnen und mit zwei unterschiedlichen Studierenden mithilfe
der Adressierungsanalyse rekonstruiert (Kuhlmann, 2023; Kuhlmann et al., 2017;
Reh & Ricken, 2012, S. 69; Rose & Ricken, 2018). Der methodologische Ansatz
der Untersuchung basiert somit auf einer subjektivationstheoretischen Perspektive
und ermöglicht es, die sozialen Praktiken, in denen hier die (beruiche) Eignung
der Studierenden konstruiert und verhandelt wird, detailliert zu rekonstruieren.
Ausgehend von den voranstehenden Überlegungen zum Verständnis von Eignung
als statistisch fundierten Zuschreibungen von Eigenschaften und Merkmalen so-
wie deren korrelative Zusammenhänge zum Berufserfolg wird im Weiteren das
institutionelle Verfahren, Artefakte und Praktiken aus einer subjektivierungsthe-
oretischen Perspektive betrachtet und die damit verbundene (Subjektivierungs-)
Logik der Eignung in diesem spezischen Kontext herausgearbeitet. Dabei wird
aufgezeigt, wie in den mit dem Verfahren verbundenen Subjektivierungstechni-
ken der Institution einerseits und den darauf bezogenen Selbstführungstechniken
der Studierenden eine eigenständige Subjektivierungslogik entsteht. Der Beitrag
gliedert sich folgendermassen: Zunächst wird in der theoretischen Rahmung (2)
das Konzept der Eignung und deren Überprüfung aus subjektivationstheoreti-
scher Perspektive betrachtet. Dabei werden insbesondere die Begrie der ‹Tech-
niken der Subjektivierung› und der ‹Technologien des Selbst› expliziert und im
Adressierungsgeschehen zueinander verortet. Im dritten Teil stelle ich den Un-
tersuchungskontext vor und verorte dabei die hier rekonstruierten Eignungsge-
spräche im Gesamtarrangement der Berufseignungsabklärung der Institution
der Lehrer:innenbildung. In Abschnitt 4 werden das methodische Vorgehen und
die Berücksichtigung der Artefakte dargestellt, bevor in Abschnitt 5 die adres-
sierungsanalytische Rekonstruktion der Transkriptauszüge aus zwei unterschied-
lichen Eignungsgesprächen dargestellt wird. Aus diesen Rekonstruktionen wird
doi.org/10.35468/6161-09
260 |
Ezgi Güvenç
versucht, das Konzept der Eignung als eigenständige Subjektivierungslogik in
Abgrenzung zur Logik der Leistung zu beschreiben. Der Beitrag endet mit einer
Diskussion, in der die Ergebnisse der Rekonstruktionen zusammengefasst werden
und ein Ausblick gegeben wird.
2 eoretischer Rahmen
Im vorliegenden Beitrag wird die Eignung in der Lehrer:innenbildung für den
Kindergarten und die Unterstufe aus einer subjektivationstheoretischen Perspek-
tive betrachtet. Im Gegensatz zur Denition von Eignung, die in der Einleitung
skizziert wurde und sich auf verschiedene Aspekte wie personale Merkmale und
Kompetenzen konzentriert, richtet die Subjektivierungstheorie den Blick auf den
Prozess des Subjekt-Werdens. In Anlehnung an Saar (2013) geht es bei der Fra-
ge nach der Subjektivierung nicht darum, «wer oder was das Subjekt ist, son-
dern, wie es geworden ist» (Saar, 2013, S. 17). Mit Subjektivierungen kommen
Prozesse in den Blick, in denen die Individuen in Gesellschaften und Kulturen
zu Subjekten geformt werden, um gesellschaftlich zurechenbar zu werden und
die die Teilnehmenden an diesen Prozessen zu «mit bestimmten Wünschen und
Wissensformen ausgestatteten Wesen ‹machen›» (Reckwitz, 2017, S. 125, Her-
vorh. i. O.). Subjektivierung wird insofern als relationaler Prozess verstanden, in
dem sich das Individuum in die konstellierte Situation einlässt, sich erprobt und
gleichzeitig auch unterwirft (Butler, 2019; Ricken, 2013a). Das Selbst-, Welt- und
Anderen-Verhältnis wird damit nicht als schlicht gegeben (Ricken, 2013a, S. 81)
betrachtet, sondern es wird davon ausgegangen, dass diese Verhältnisse in Inter-
aktionen mit und durch andere entstehen. Unter dieser Perspektive wird auch der
institutionelle Prozess der Feststellung von Eignung für den Lehrberuf in seinem
Doppelcharakter betrachtet: Sich und seine Eignung nach aussen glaubwürdig
und anerkennbar darstellen zu müssen, und sich in diesem Zusammenhang auch
als «geeignet» verstehen zu lernen.
Im Beitrag untersuche ich, wie die soziale Ordnung der Berufseignung «von ihren
Teilnehmern fortlaufend erzeugt und aufrechterhalten [wird] und wie die Teilneh-
mer im selben Prozess Befähigungen des (praktischen) Erkennens, Deutens und
Beurteilens sowie eine Bedeutung oder Identität erlangen, die ihnen verschiedene
Formen und Modi der (engagierten) Teilnahme ermöglichen – vom routinierten
Mitmachen über reektiertes Eingreifen bis hin zu kritischen Stellungnahmen
oder Ausstieg» (Alkemeyer & Buschmann, 2016, S. 129).
Eignung steht in subjektivierungstheoretischer Lesart also gerade nicht für stabile
Eigenschaften oder Kompetenzen von Studierenden, sondern für einen Prozess, in
dem sich Studierende in verschiedenen Situationen, über einen längeren Zeitraum
und unter Beobachtung mandatierter Vertreter:innen der Institution als geeignet
doi.org/10.35468/6161-09
摘要:

Güvenç,EzgiFest-oderHerstellen?EignungsgesprächealsTechnikenderSubjektivierungLeonhard,Tobias[Hrsg.]:Lehrer:inwerden.TrajektorienindenLehrberuf.BadHeilbrunn:VerlagJuliusKlinkhardt2025,S.257-284.-(StudienzurProfessionsforschungundLehrer:innenbildung)Quellenangabe/Reference:Güvenç,Ezgi:Fest-oderHerste...

展开>> 收起<<
Guevenc_2025_Fest_oder_Herstellen.pdf

共29页,预览5页

还剩页未读, 继续阅读

声明:本站为文档C2C交易模式,即用户上传的文档直接被用户下载,本站只是中间服务平台,本站所有文档下载所得的收益归上传人(含作者)所有。玖贝云文库仅提供信息存储空间,仅对用户上传内容的表现方式做保护处理,对上载内容本身不做任何修改或编辑。若文档所含内容侵犯了您的版权或隐私,请立即通知玖贝云文库,我们立即给予删除!
分类:图书资源 价格:10玖币 属性:29 页 大小:222.54KB 格式:PDF 时间:2025-04-22

开通VIP享超值会员特权

  • 多端同步记录
  • 高速下载文档
  • 免费文档工具
  • 分享文档赚钱
  • 每日登录抽奖
  • 优质衍生服务
/ 29
客服
关注