bf_2005_2_Thuenemann_Bildungsbiographische_Verlaeufe

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Thünemann, Silvia
Bildungsbiographische Verläufe in der ästhetischen Bildung am Beispiel
der Musik
Bildungsforschung 2 (2005) 2, 17 S.
Quellenangabe/ Reference:
Thünemann, Silvia: Bildungsbiographische Verläufe in der ästhetischen Bildung am Beispiel der
Musik - In: Bildungsforschung 2 (2005) 2, 17 S. - URN: urn:nbn:de:0111-opus-46620 - DOI:
10.25656/01:4662
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-opus-46620
https://doi.org/10.25656/01:4662
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Bildungsbiographische Verläufe in der
ästhetischen Bildung am Beispiel der
Musik
Silvia Thünemann
Dieser Beitrag befasst sich mit biographischen Verläufen von BerufsmusikerInnen und greift
die Schwierigkeit der Balancefindung zwischen äußeren Erwartungshaltungen und der
individuellen Kreativitätsentwicklung auf. Dargestellt wird die Fallanalyse der Musikerin
Caroline, die unter der Fragestellung der lebensgeschichtlichen Bedingungen einer Profes-
sionalisierung in der Musik mit der biographie-analytischen Methode nach Fritz Schütze
ausgewertet wird.
1. Vorbemerkungen
Die folgenden Überlegungen zu (bildungs-)biographischen Verläufen in der Musik
basieren auf biographisch-narrative Interviews, die ich im Rahmen meiner
Dissertation mit professionellen MusikerInnen aus dem Jazz und aus der Klassischen
Musik durchführe. Unter professionell verstehe ich in diesem Kontext das Vorliegen
einer musikalischen oder instrumentalpädagogischen Hochschulausbildung sowie
eine spätere Berufstätigkeit in der Musik, die auch im Lehramt etabliert sein kann.
Erkenntnisleitend sind in meiner Untersuchung Fragen nach der individuellen
Gestaltung des Weges zur Musik und nach Phasen der Kreativitätsentwicklung; vor
diesem Hintergrund analysiere ich die lebensgeschichtlichen Erzählungen
hinsichtlich ihrer individuellen Erfahrungsaufschichtung und deren gesellschaftlich-
strukturellen Bedingungen. Dabei steht im Mittelpunkt, was über die Erfahrungen der
Erzählenden zutage kommt, wie dieses auf der sprachlichen Ebene präsentiert wird
und schließlich welche biographische Gesamtformung sich aus der Analyse ergibt. In
der noch ausstehenden Vergleichsanalyse werde ich die Ergebnisse der
Einzelfallanalysen systematisch aufeinander beziehen und zu einer Aussage zu
kreativen Wandlungsprozessen verdichten.
Für meine prozessanalytische Fragestellung bietet sich die Narrationsanalyse von
Fritz Schütze an. Unter einem biographisch-analytischen Fokus können mit dieser
Forschungsmethode Prozessstrukturen des Lebenslaufs (Schütze 1981) und somit
auch biographische Bedingungen kreativer Wandlungen (unter anderen Schütze
2001) heraus gearbeitet werden. Entstanden ist die Narrationsanalyse in den 1970er
Jahren im Rahmen des interpretativen Paradigmas in den Sozialwissenschaften.
Fritz Schütze konnte mit dieser Methode die Bedeutung von Stegreiferzählungen
erforschen und das Interesse an Erzählinhalten mit formalen Erkenntnissen aus der
Soziolinguistik zusammenführen. Seit den 1980er Jahren sind in dieser
Forschungstradition viele Bereiche erarbeitet worden, die ich an dieser Stelle nicht
alle aufzeigen kann. Nennen möchte ich drei Bereiche, an denen meines Erachtens
auch die Entwicklung der Narrationsanalyse abzulesen ist: die Biographieforschung
(unter anderen Schütze 1981), die Erforschung kollektiver Prozesse (unter anderen
Schütze 1989) sowie die Professionsforschung (unter anderen Riemann 2000).
Methodisch besteht das Verfahren aus dem narrativen Interview als
Erhebungsinstrument und den Auswertungsschritten der formalen Textanalyse, der
strukturellen Inhaltsbeschreibung, der analytischen Abstraktion sowie einer
abschließenden Vergleichsanalyse (Schütze 1983).
Mein Forschungsvorhaben ist in der erziehungswissenschaftlichen
Biographieforschung verortet, die Lebens- und Bildungsgeschichten einzelner
Menschen zum Gegenstand hat. Sie untersucht, wie ihre Untersuchungspersonen
ihren Weg finden, mit welchen gesellschaftlich-strukturellen Gegebenheiten sie sich
auseinandersetzen müssen, welche Widerstände und Biographiebrüche sie erleben
und schließlich wie sie den Prozess der individuellen Verarbeitungs- und
Sinngebungsleistung gestalten. Auf diese Weise trifft die Erziehungswissenschaft in
ihrer Theoriebildung auf "empirische Zugänge zu den Horizonten, auf die Erziehung
in ihrer Wirksamkeit unmittelbar angewiesen ist" (Schulze 2002, 26). Diese Horizonte
bestehen in erster Linie aus der Selbsttätigkeit des Subjektes, aus de sich allmählich
entwickelnden Gesamtformung der Lebensgeschichte,aus dem individuellen Umfeld,
das auf das Individuum einwirkt und schließlich aus den gesellschaftlich-strukturellen
Bedingungen, auf die das handlende Subjekt trifft. (vergleiche ebenda).
Bildungsbiographien von Künstlerinnen – hier im speziellen von BerufsmusikerInnen
– sind für die erziehungswissenschaftliche Biographieforschung interessant, weil
Lebensgeschichten von KünstlerInnen Aussagen über die Entwicklung kreativer
Wandlungsprozesse enthalten, die bildungstheoretisch angereichert werden können.
MusikerInnenbiographien implizieren eine spezifische biographische Unsicherheit,
denn Musik kann sowohl als Ressource im Hinblick auf das individuelle Welterleben
oder auch als biographisches Risiko im Sinne einer Gefahr des Weltverlustes oder
der sozialen Isolation wirksam werden. Das zeigt sich in verschiedenen Studien zur
vorliegenden Thematik. Ich denke beispielsweise an die Studie von Frauke Grimmer
(Grimmer 1991), die musikalische Lernbiographien in der Klavierausbildung zum
Gegenstand hat, an Hans Günther Bastians Studie (Bastian 1989) zur musikalischen
(Hoch-)Begabung, aber auch an Wilfried Hansmanns Untersuchung (Hansmann
2001) zu Schwierigkeiten der Professionalisierung bei MusiklehrerInnen. Alle
aufgezeigten Studien haben biographische Bedingungen künstlerischer Kreativität
zum Forschungsgegenstand. Vor diesem Hintergrund möchte ich Fragen nach der
Bedeutung und der Struktur von künstlerischen Wandlungsprozessen, nach
förderlichen und hemmenden Bedingungen im (familiären) Umfeld, aber auch nach
möglichen Leidensaspekten und Krisenerfahrungen in der Auseinandersetzung mit
Kunst nach gehen.
In diesem Beitrag möchte ich aus meinem Sample die Lebensgeschichte der
Jazzsaxophonistin Caroline vorstellen; ich tue dieses anhand von vier Dimensionen,
die sich aus den Schritten der oben beschriebenen analytischen Abstraktion des
Einzelfalls ergeben haben. Sie beinhalten wichtige Aspekte wie familiäre
Sozialisation, Umgang mit Krisen, Entwicklung von Kreativität und die Funktion der
Musik zur Selbstbeschreibung. Carolines Weg zur Musik zeigt exemplarisch eine
Möglichkeit auf, wie mit biographischer Ressource und dem Risiko künstlerischer
Lebenskonzepte umgegangen werden kann.
Ich werde zunächst mit einem Kurzportrait den Fall Caroline einführen (2), dann
anhand von Textquellen ihren Weg zur musikalischen Professionalität (3) und ihre
Basishaltung im Leben (4) vorstellen. In weiteren Schritten möchte ich die
Entwicklung ihrer künstlerischen Kreativität (5) nachzeichnen, ihre Rolle als Frau in
der Jazzmusik betrachten (6) und auf die Funktion der Musik als Medium der
Selbstbeschreibung (7) eingehen.
2. Biographische Skizze
Caroline ist zum Zeitpunkt des Interviews 28 Jahre alt. Sie ist in einer
mittelständischen Kaufmannsfamilie aufgewachsen und hat einen jüngeren Bruder.
Ihre Eltern führen einen Einzelhandelsbetrieb, der seit mehreren Generationen im
Besitz der Familie ist und auch in Carolines Kindheit den zentralen Ort des
Familienlebens darstellt. Sie verbringt mit ihren Freundinnen nach der Schule die
Nachmittage im Geschäft, leidet jedoch damals wie heute unter der Dominanz des
Geschäftsalltags im Familienleben.
Also als Kind ist das irgendwie, also was ich echt doof fand, auch nachher
dann noch, und heute ist das teilweise auch noch so, dass man sich immer
mit dem Geschäft arrangieren muss, das heißt, wenn man mal Probleme
hat oder so, also auch früher, man kommt von der Schule und es ist echt
irgendwie nur ätzend gewesen und, weiß ich nicht, schlechte Noten und
überhaupt Stress oder so, dass man dann unter Umständen keine
Möglichkeit hatte, das zu erzählen, weil die Mutter gerade Kundschaft hat.
(407-413)[1]
Außerhalb des Geschäftslebens wächst Caroline in einer musikalisch geprägten
Umgebung auf, die insbesondere ihr Vater durch das abendliche Klavierspiel
gestaltet. Zudem sind die Eltern Klassik-Liebhaber und verfügen über eine
beträchtliche CD-Sammlung. Dementsprechend beeinflusst die Musik den Alltag des
Familienlebens. Caroline wird nicht nur durch das Hören von Musik, sondern auch
aktiv durch einen vielfältigen Instrumentalunterricht an die Musik herangeführt. Nach
der musikalischen Frühförderung in den ersten Kinderjahren nimmt sie sechs Jahre
am Blockflötenunterricht teil; mit zehn Jahren lernt sie Klavier spielen, etwas später
erhält sie ein halbes Jahr lang Gitarrenunterricht. Im Alter von 15 Jahren wird sie
durch die Initiative ihrer Eltern an das Saxophon herangeführt. Zunächst spielt sie nur
auf Wunsch des Vaters Saxophon; mit der Zeit entwickelt sie auch ein eigenes
Interesse daran. Nach jahrelangem Klassikunterricht interessiert sie sich für andere
Stilistiken und entdeckt die Möglichkeit der Improvisation. Sie spielt schon bald in
einer Schülerband ihrer Instrumentallehrerin und später in der Big-Band der Schule.
Das Saxophon ist bis heute ihr Hauptinstrument. Nach dem Abitur absolviert Caroline
zunächst eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau im elterlichen Betrieb. Trotz
ihrer geringen Freizeit nimmt sie weiterhin Saxophonunterricht. Nach der
zweijährigen Berufsausbildung entschließt sich Caroline in einem längeren Prozess
gegen die spätere Übernahme des elterlichen Betriebes, weil sie
Instrumentalpädagogik studieren möchte. Sie muss für diesen Entschluss einige
„Kämpfe“ mit den Eltern und Großeltern führen.
Ja, das war klar, den [Familienbetrieb, S.Th.] übernehme ich dann, das
war für alle klar, war vor allem auch meinen Großeltern klar, ist ja ein
Familienbetrieb, und meine Oma lebte damals noch, und das war allen klar
von vornherein, dass das so laufen würde. [...] Ja, das war für alle klar,
dass das so kommen sollte. Insofern war das auch ein entsprechender
Kampf, als ich gesagt hatte, das soll aber nicht so kommen. (371-379)
Caroline ist nach der Ausbildung nur noch zwei Tage pro Woche im Familienbetrieb
tätig. Mit 22 Jahren beginnt sie in den Niederlanden ein Studium der
Instrumentalpädagogik. Verschiedene Schwierigkeiten an der Hochschule
veranlassen sie nach drei Jahren den Studienort zu wechseln und das Studium an
der deutschen Musikhochschule in B. weiterzuführen. Zum Zeitpunkt unseres
Gespräches studiert Caroline seit zwei Jahren in B. und wird in Kürze das Studium
摘要:

Thünemann,SilviaBildungsbiographischeVerläufeinderästhetischenBildungamBeispielderMusikBildungsforschung2(2005)2,17S.Quellenangabe/Reference:Thünemann,Silvia:BildungsbiographischeVerläufeinderästhetischenBildungamBeispielderMusik-In:Bildungsforschung2(2005)2,17S.-URN:urn:nbn:de:0111-opus-46620-DOI:1...

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