ZfPaed_2004_5_Schaefer_Alteritaet_Ueberlegungen_zu_Grenzen_D_A

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Schäfer, Alfred
Alterität: Überlegungen zu Grenzen des pädagogischen
Selbstverständnisses
Zeitschrift für Pädagogik 50 (2004) 5, S. 706-726
Quellenangabe/ Reference:
Schäfer, Alfred: Alterität: Überlegungen zu Grenzen des pädagogischen Selbstverständnisses -
In: Zeitschrift für Pädagogik 50 (2004) 5, S. 706-726 - URN: urn:nbn:de:0111-opus-48363 - DOI:
10.25656/01:4836
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-opus-48363
https://doi.org/10.25656/01:4836
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Kontakt / Contact:
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DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
Informationszentrum (IZ) Bildung
E-Mail: pedocs@dipf.de
Internet: www.pedocs.de
I
Jahrgang 50 Heft 5
September/Oktober 2004
Inhaltsverzeichnis
Thementeil: Bildungsstandards
Eckhard Klieme
Begründung, Implementation und Wirkungen von Bildungsstandards:
Aktuelle Diskussionslinien und empirische Befunde
Einführung in den Thementeil .................................................................................... 625
Kristina Reiss
Bildungsstandards und die Rolle der Fachdidaktik
am Beispiel der Mathematik ....................................................................................... 635
Heinz-Elmar Tenorth
Bildungsstandards und Kerncurriculum –
Systematischer Kontext, bildungstheoretische Probleme ........................................... 650
Jürgen Rost
Psychometrische Modelle zur Überprüfung von Bildungsstandards
anhand von Kompetenzmodellen ............................................................................... 662
Olaf Köller/Jürgen Baumert/Kai S. Cortina/Ulrich Trautwein/Rainer Watermann
Öffnung von Bildungswegen in der Sekundarstufe II und die
Wahrung von Standards. Analysen am Beispiel der Englischleistungen
von Oberstufenschülern an integrierten Gesamtschulen, beruflichen
und allgemein bildenden Gymnasien .......................................................................... 679
Linktipps zum Thema Bildungsstandards .................................................................. 701
Allgemeiner Teil
Alfred Schäfer
Alterität: Überlegungen zu Grenzen des Pädagogischen Selbstverständnisses ......... 706
II
Maria Fölling-Albers/Andreas Hartinger/Dženana Mörtl-Hafizović
Situiertes Lernen in der Lehrerbildung ....................................................................... 727
Peter Jörg Alexander/Matthias Pilz
Die Frage der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung
in Japan und Deutschland im Vergleich ...................................................................... 748
Besprechungen
Daniel Gredig/Elena Wilhelm
Erika Steinert/Gisela Thiele: Sozialarbeitsforschung für Studium und Praxis.
Einführung in die qualitativen und quantitativen Methoden
Hanne Schaffer: Empirische Sozialforschung für die Soziale Arbeit.
Eine Einführung
Hans-Uwe Otto/Gertrud Oelerich/Heinz G. Micheel (Hrsg.): Empirische
Forschung und Soziale Arbeit. Ein Lehr- und Arbeitsbuch
Cornelia Schweppe (Hrsg.): Qualitative Forschung in der Sozialpädagogik ............ 770
Cristina Allemann-Ghionda
Martina Weber: Heterogenität im Schulalltag. Konstruktion ethnischer und geschlecht-
licher Unterschiede ....................................................................................................... 779
Andreas Krapp
Monique Boekaerts/Paul R. Pintrich/Moshe Zeidner (Eds.): Handbook of
Self-Regulation ............................................................................................................. 781
Peter Martin Roeder
Kurt A. Heller (Hrsg.): Begabtenförderung im Gymnasium. Ergebnisse einer
zehnjährigen Längsschnittstudie ................................................................................. 783
Dokumentation
Pädagogische Neuerscheinungen ............................................................................... 788
706 Allgemeiner Teil
Alfred Schäfer
Alterität: Überlegungen zu Grenzen des
pädagogischen Selbstverständnisses
Zusammenfassung: Wenn man mit Rousseau das Paradox des ‚zivilisierten Wilden‘, der unaufhebba-
ren Andersheit des Menschen gegenüber der ihn definierenden sozialen Ordnung, zum Ausgangspunkt
des neuzeitlichen pädagogischen Denkens nimmt, dann ergibt sich die Frage nach dem realen Ort der
Pädagogik. Es scheint dann kaum möglich zu sein, die pädagogische Wirklichkeit jenseits paradoxaler
Verstrickungen zu denken – auch wenn das immer wieder versucht wurde. Anhand der Theorie Kier-
kegaards wird zu zeigen versucht, dass sich – jenseits der Verortung des Menschen in sozialen Kontex-
ten – durchaus sinnvoll dessen unfassbare Singularität wie auch die durch die gesetzliche Ordnung
nicht selbst gedeckte Grundlage dieser Ordnung denken lassen – also eine die ‚Zivilisation‘ überschrei-
tende ‚Wildheit‘, die durch diese Zivilisation nicht immer schon ihren Ort erfahren hat. Im Anschluss
an diese Perspektive wird versucht, diesen atopischen Ort der Singularität, der auch jenseits (positiv
gemeinter oder ausgrenzender) fremdkultureller Einordnungsversuche liegt, zu umreißen: Im unauf-
löslichen Spannungsverhältnis zwischen der unvermeidlichen Selbstbefangenheit jeder Sichtweise und
der Unzugänglichkeit des Anderen kündigt sich eine Pädagogik jenseits (wie auch immer positiv ge-
meinter) Verfügungsansprüche an.
1. Zur Problemstellung
Wenn man die moderne Pädagogik mit Rousseau beginnen lassen will, so steht an ih-
rem Anfang das Paradox des zivilisierten Wilden, des gesellschaftlichen Naturwesens. In
diesem Paradox kommt das zum Ausdruck, worum es der modernen Pädagogik als ge-
nuiner Thematisierungsform geht. Da ist zum einen der Einzelne jenseits gesellschaftli-
cher Anforderungen als Bezugspunkt pädagogischen Nachdenkens: Diesen Bezugs-
punkt versucht Rousseau mit dem Konstrukt der ‚menschlichen Natur‘ zu fassen. Päda-
gogisch sinnvoll erscheinen ihm Handlungen, die sich an diesem Bezugspunkt und
nicht an der Erfüllung gesellschaftlicher Erwartungen orientieren. Es wird zum anderen
davon ausgegangen, dass nur die Pädagogik gegen die bloße Integration der Heran-
wachsenden in soziale Normalitäten dem Einzelnen zur Ausbildung und Wahrung sei-
ner Eigenheit verhelfen könne. Pädagogik hat es mit der Ermöglichung einer mit sich
und nicht mit sozialen Erfordernissen übereinstimmenden ‚Person‘ zu tun. Es geht in
solcher Pädagogik nicht einfach um das Lernen bestimmter Inhalte oder die Bereit-
schaft, Regeln zu folgen: Alles ist gleichsam gebrochen durch eine gegenüber der Soziali-
tät selbstständig bleibende Subjektivität. Pädagogik wird zum Statthalter des gegenüber
gesellschaftlichen Erwartungen Fremden. Der Pädagoge muss in dieser Sicht den Pro-
zess des Aufwachsens unter gesellschaftlichen Bedingungen so gestalten, dass der He-
ranwachsende diesen Bedingungen gegenüber fremd bleibt.1
1 Vgl. Rousseau (1963) und dazu Schäfer (2002).
Z.f.Päd – 50. Jahrgang 2004 – Heft 5
Schäfer: Alterität: Grenzen des pädagogischen Selbstverständnisses 707
Alterität, die Andersheit des Anderen, scheint so am Anfang pädagogischen Denkens
zu stehen. Der ‚natürliche Mensch‘ Rousseaus ist ein Wilder, ein auf keine Sozialität an-
gewiesenes Wesen: Er ist ein Tier, das insofern mit sich identisch ist, als im Hinblick auf
seine unmittelbare Bedürfnisbefriedigung Wollen und Können in problemloser Über-
einstimmung sein sollen. Und auch das Kind ist bei der Geburt ein solcher Wilder. Und
es dauert lange, bis es sich den gesellschaftlichen Erfordernissen angepasst hat. Das liegt
für Rousseau daran, dass Kinder anders sind, dass sie keine kleinen Erwachsenen sind,
sondern auf eine fremdartige Weise sich die Welt erschließen. Auch auf dieser Ebene
taucht also die Andersheit des Anderen wieder auf. Pädagogik muss diese Andersheit
berücksichtigen. Sie gewinnt aus der ‚Natur‘ des Menschen ihren Maßstab und aus der
Andersheit des Kindes ihre Kriterien für die Gestaltung des pädagogischen Prozesses, in
dem die Andersheit innerhalb der und gegen die sozialen Normalitätserwartungen erhal-
ten werden soll: der Pädagoge als Anwalt und zugleich als Ermöglicher einer ausgebilde-
ten Andersheit, die als solche im Prozess des Aufwachsens ansonsten verloren geht. Der
Wilde soll zivilisiert werden und dabei zugleich nicht nur ein Wilder bleiben, sondern
ein Wilder, dem man zur Möglichkeit seiner Wildheit unter gesellschaftlichen Bedin-
gungen verholfen hat. Der zivilisierte Wilde ist ein Anderer, der aus der Perspektive sei-
ner vergesellschafteten Mitmenschen anders bleibt.
Damit allerdings der Pädagoge diese Aufgabe verantwortlich übernehmen kann,
muss er die Andersheit bestimmen: Er muss sie in Eigenheit verwandeln. So geht Rous-
seau davon aus, dass er die ‚menschliche Natur‘ zumindest formal bestimmen kann: als
Postulat einer Identität mit sich selbst. Weiterhin begnügt er sich nicht mit der bloßen
Feststellung einer Andersheit des Kindes, sondern konkretisiert diese, indem er Ent-
wicklungsstadien unterscheidet und für diese die jeweilige Qualität des möglichen
Weltumgangs bestimmt. Das ‚Wilde‘, die Fremdheit gegenüber der Gesellschaft, ist eine
bestimmte, eine identifizierte Andersheit – und damit etwas, um das man wissen kann.2
Diese Zurücknahme einer unberechenbaren Wildheit, einer mit sozialen Kategorien
nicht zu erfassenden Andersheit in eine identifizierte Fremdheit, die man dem (ent-
fremdeten) Eigenen als authentisches Eigenes gegenüberstellen kann, ist die Bedingung
dafür, dass der Prozess des Aufwachsens einer pädagogisch intentionalisierten Steue-
rung und Verantwortung zugewiesen werden kann. Am Beginn der modernen Pädago-
gik steht also nicht die unzugängliche Andersheit des Anderen, sondern diese Anders-
heit gewinnt eine eher strategische Bedeutung für die Ausdifferenzierung einer pädago-
gischen Reflexion, die Andersheit zu ihrem Legitimations- und Bezugspunkt macht.
Weil Kinder anders sind als Erwachsene, weil die selbstverantwortliche Person jenseits
2 Die Andersheit des Anderen am Kind zu exemplifizieren, bedeutet bereits eine Konkretisierung,
eine verortende Bestimmung der Alterität, die deren Charakter zumindest in Frage stellt: zumin-
dest aber seine Aufhebung wahrscheinlich macht. Rousseau braucht daher die ‚Natur des Men-
schen‘ als Bezugspunkt, um das Kind als empirische Inkarnation dieser ‚Natur‘ vorführen zu kön-
nen. Fasst man die Andersheit des Anderen als das, worüber sich nichts sagen lässt, ohne es seines
Charakters zu berauben, so bedeutet jede Konkretisierung dieser Alterität schon den Ansatz zu ih-
rer Auflösung: Die Andersheit einer bestimmten Personengruppe ist immer schon Resultat einer
Ver-Fremdung oder zumindest ein Erkenntnisprogramm.
摘要:

Schäfer,AlfredAlterität:ÜberlegungenzuGrenzendespädagogischenSelbstverständnissesZeitschriftfürPädagogik50(2004)5,S.706-726Quellenangabe/Reference:Schäfer,Alfred:Alterität:ÜberlegungenzuGrenzendespädagogischenSelbstverständnisses-In:ZeitschriftfürPädagogik50(2004)5,S.706-726-URN:urn:nbn:de:0111-opus...

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