Miethe_2025_Clara_Zetkin_und_die

2025-04-22 0 0 274.36KB 20 页 10玖币
侵权投诉
Miethe, Ingrid
Clara Zetkin und die Gleichheit. Stellenwert und Bedeutung pädagogischer
Themen
Engelmann, Christina [Hrsg.]; Haberkorn, Tobias [Hrsg.]; Miethe, Ingrid [Hrsg.]: Proletarische Pädagogik.
Verhältnisbestimmungen, historische Experimente und Kontroversen sozialistischer Bildungskonzepte. Bad
Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 254-272
Quellenangabe/ Reference:
Miethe, Ingrid: Clara Zetkin und die Gleichheit. Stellenwert und Bedeutung pädagogischer Themen - In:
Engelmann, Christina [Hrsg.]; Haberkorn, Tobias [Hrsg.]; Miethe, Ingrid [Hrsg.]: Proletarische Pädagogik.
Verhältnisbestimmungen, historische Experimente und Kontroversen sozialistischer Bildungskonzepte.
Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 254-272 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-329012 -
DOI: 10.25656/01:32901; 10.35468/6162-13
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-329012
https://doi.org/10.25656/01:32901
in Kooperation mit / in cooperation with:
http://www.klinkhardt.de
Nutzungsbedingungen Terms of use
Dieses Dokument steht unter folgender Creative Commons-Lizenz:
http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de - Sie dürfen das
Werk bzw. den Inhalt unter folgenden Bedingungen vervielfältigen, verbreiten
und öffentlich zugänglich machen: Sie müssen den Namen des
Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen. Dieses
Werk bzw. dieser Inhalt darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden
und es darf nicht bearbeitet, abgewandelt oder in anderer Weise verändert
werden.
This document is published under following Creative Commons-License:
http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.en - You may copy,
distribute and transmit, adapt or exhibit the work in the public as long as you
attribute the work in the manner specified by the author or licensor. You are
not allowed to make commercial use of the work or its contents. You are not
allowed to alter, transform, or change this work in any other way.
Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die
Nutzungsbedingungen an.
By using this particular document, you accept the above-stated conditions of
use.
Kontakt / Contact:
peDOCS
DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
Informationszentrum (IZ) Bildung
E-Mail: pedocs@dipf.de
Internet: www.pedocs.de
254 |
Ingrid Miethe
Clara Zetkin und die Gleichheit: Stellenwert
und Bedeutung pädagogischer emen
Mit dem Namen Clara Zetkin wird zumeist die bekannte Begründerin der prole-
tarischen Frauenbewegung und Initiatorin des Internationalen Frauentages asso-
ziiert. Die Tatsache, dass Zetkin auch Bildungspolitikerin und Pädagogin war, ist
im westdeutschen Diskurs kaum präsent. In einschlägigen Werken zur Bildungs-
geschichte sucht man ihren Namen vergeblich (z. B. Berg, 1991; Langewiesche &
Tenort, 1989) und es sind nur wenige Artikel im Kontext von Untersuchungen
zur Frauenbewegung entstanden, in denen auch auf ihr pädagogisches Wirken
eingegangen wurde (Kleinau, 1983; Friese, 1996). In der DDR stellt sich dies sehr
anders dar, denn dort galt Zetkin als eine der „Gallionsguren der proletarischen
Pädagogik“ (Uhlig, 2006, S. 59), was seinen Niederschlag in ausführlichen Dar-
stellungen in bildungshistorischen Standardwerken fand (Günther et al., 1960,
1987). Nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus brach die Beschäftigung
mit Zetkin schlagartig ab, so dass sie heute zu Recht als eine „vergessene Pädago-
gin“ (Engelmann & Stiebritz, 2016) bezeichnet werden kann. Das pädagogische
und bildungspolitische Wirken Zetkins wurde so in Westdeutschland weitgehend
ignoriert, in der DDR und Sowjetunion sehr selektiv entsprechend den politi-
schen Prämissen rezipiert (vgl. auch Eilers, 1996) und nach 1989 nur ansatzweise
einer Neurezeption unterzogen (z. B. Uhlig, 2008; Engelmann & Stiebritz, 2016).
Erst in jüngster Zeit wurde im Rahmen eines DFG-Projektes, innerhalb dessen
auch dieser Beitrag entstanden ist, an einer pädagogischen Neurezeption von Zet-
kin gearbeitet (Engelmann in diesem Band; Miethe, 2024). Ist Zetkin nun diese
große marxistische Pädagogin, wie in der DDR-Rezeption unterstellt, oder ist sie
eher zu vernachlässigen und eine Fußnote der Geschichte der Pädagogik, wie die
westliche Forschung nahelegt? Zetkins Werk ist ausgesprochen umfangreich und
umfasst sehr verschiedene Stationen ihres Wirkens, nämlich ihr Wirken in der
deutschen und internationalen Sozialdemokratie, ihre Aktivitäten in der Kom-
munistischen Partei und der Kommunistischen Internationale aber auch ihr Wir-
ken in Sowjetrussland/ der Sowjetunion. Aufgrund der bisherigen politisch stark
vorgeprägten Interpretation des Wirkens Zetkins als Pädagogin steht eigentlich
eine völlige Neurezeption Zetkins an. Dies kann jedoch in diesem Beitrag nicht
geleistet werden. In diesem Beitrag soll deshalb lediglich ein weiterer Schritt in
doi.org/10.35468/6162-13
Clara Zetkin und die Gleichheit
| 255
diese Richtung unternommen werden und am Beispiel der Analyse der Zeitschrift
„Die Gleichheit“ (GL) herausgearbeitet werden, welchen Stellenwert pädagogi-
sche emen für Zetkin hatten. Da diese Zeitschrift 25 Jahre lang – weitgehend in
Alleinverantwortung – von Zetkin herausgegeben wurde, kann sie als die Haupt-
tätigkeit ihres Wirkens eingeschätzt werden und entsprechend wichtig ist sie für
eine Gesamtbewertung Zetkins.
1 Die Gleichheit (GL)
Vorläufer der GL war die 1891 von Emma Ihrer1 herausgegebene und privat -
nanzierte2 Wochenzeitschrift „Die Arbeiterin“. 18923 wurde diese in die zweiwö-
chentlich erscheinende GL umgewandelt4 und die Redaktion wurde Zetkin über-
geben. Die Gründe für die Übergabe von Ihrer an Zetkin werden unterschiedlich
erklärt. Während einige Autoren davon ausgehen, dass diese Übergabe auf Vor-
schlag von Ihrer (vgl. Schneider, 1988, S. 86) oder sogar „von Anfang an geplant“
(von Gèlieu, 2007, S. 101) gewesen sei, geht Honeycutt (1975, S. 120) eher von
einer pragmatischen Entscheidung durch den Verleger Dietz aus, da Ihrer ihren
Wohnsitz nicht nach Stuttgart verlegen wollte. Für die ese, es handele sich
um einen expliziten Wunsch von Dietz, der auf dem Erfurter Parteitag bestätigt
worden sei (Sachse, 2011, S. 87), gibt es keinen Beleg5. Für die erste der beiden
Annahmen gibt es keine Belege und zumindest später war die Beziehung zwischen
Zetkin und Ihrer eher kritisch (vgl. Duncker, In Deutschland, 2016, S. 100),
sodass die dritte Version wahrscheinlicher erscheint. Die Zeitschrift erschien kurz
1 Emma Ihrer (1957-1911) galt als eine der zentralen Persönlichkeiten der proletarischen Frauenbe-
wegung. Im Kampf für die Rechte der Arbeiterinnen gründete sie zahlreiche Vereine, unter anderem
den „Frauen-Hilfsverein für Handarbeiterinnen“ und den „Verein zur Wahrung der Interessen der
Arbeiterinnen“. Sie war gewerkschaftlich in der „Organisation der Blumen-, Blätter- und Putzfe-
derarbeiter und -arbeiterinnen“ aktiv und redigierte deren Verbandsorgan „Der Blumen-Arbeiter“.
1890 wurde sie als erste Frau in die Generalkommission der Gewerkschaften gewählt.
2 Ein Antrag auf Finanzierung durch die Partei wurde auf dem Parteitag in Halle (1890) abgelehnt.
Dabei handelte es sich aber nicht spezisch um die Ablehnung einer Frauenzeitung, sondern es
lagen zahlreiche Anträge auf Zeitschriftengründungen vor, die alle abgelehnt wurden, weil es nach
Aufhebung der Sozialistengesetze zu einer wahren Antragsut auf Zeitschriftengründungen kam
(Protokoll Parteitag 1890, vgl. auch Honeycutt, 1975, S. 112)
3 Eine erste Probenummer erschien bereits am 28.12.1881 (Staude, 1974, S. 427).
4 Die enge Verbindung beider Zeitschriften zeigt sich auch daran, dass „Die Gleichheit“ 1892 mit
dem 2. Jahrgang startet, d. h. der 1. Jahrgang „Die Arbeiterin“ mitgezählt wurde.
5 Sachse (2011, S. 87f.) weist selbst auf den spekulativen Charakter der Aussage hin, da im Register
des Parteitages weder Ihrer noch Zetkin oder Dietz erwähnt worden seien. Allerdings hätte die
Entscheidung auch ohne Nennung der Namen getroen werden können. Die Gesamtdurchsicht
des Parteitagsprotokolls zeigt jedoch sehr deutlich, dass dieser Punkt an keiner Stelle thematisiert
worden ist. Möglicherweise wurde eine solche Entscheidung auch im Parteivorstand getroen. Auf-
grund dessen, dass ein Großteil der SPD-Unterlagen von den Nationalsozialisten vernichtet wurde,
sind diesbezüglich jedoch keine Akten erhalten.
doi.org/10.35468/6162-13
256 |
Ingrid Miethe
nach Aufhebung der Sozialistengesetze, womit es auch leichter wurde, auf tages-
politische Auseinandersetzungen einzugehen.6 Bei brisanten emen wurden –
wie in anderen sozialdemokratischen Publikationsorganen auch (vgl. Uhlig, 2006,
S. 96) – viele Beiträge anonym bzw. unter Pseudonym publiziert. Dies betrit
auch stark pädagogische Beiträge, da ein öentliches Bekenntnis zur Sozialdemo-
kratie leicht zur Entlassung aus dem Schuldienst führen konnte.
Die GL gilt als erste sozialistische Frauenzeitschrift (Sachse, 2011, S. 87). 1901
wurde die Entscheidung getroen, die Zeitschrift „in das Eigentum der Partei“
(Protokoll, 1901, S. 32) zu übernehmen, womit sie oziell „parteieigenes Frau-
enorgan der deutschen Sozialdemokratie“ (Sachse, 2011, S. 11) wurde. Nach-
dem Zetkin 1907 zur Sekretärin der Fraueninternationale ernannt wurde, wurde
die GL deren ozielles Organ (Sachse, 2011, S. 108). Allerdings erschien die
Zeitschrift weiterhin nur auf Deutsch, so dass sie international keine große Ver-
breitung haben konnte. Der Schwerpunkt lag eher darauf, eine deutschsprachige
Leserschaft über internationale Entwicklungen zu informieren, eine Aufgabe, die
sie durch Informationen über internationale Ereignisse wie aber auch Vermittlung
internationaler Literatur durchaus umfangreich übernahm.
Zetkin konnte die Zeitung weitgehend nach ihren eigenen Vorstellungen gestal-
ten – „alles vereint in der einen Person, die gleichzeitig Herausgeberin, Chefredak-
teurin und Verfasserin zumindest am Anfang nahezu aller Beiträge war“ (Karstedt,
1992, S. 15; Sachse, 2011, S. 97). Die Zeitschrift war durch ein sehr hohes intel-
lektuelles Niveau gekennzeichnet und übernahm damit die „vorrangige Funktion
der Heranbildung von Funktionärinnen“ (Staude, 1974, S. 431). Aufgrund zahl-
reicher Kritik an dieser Ausrichtung musste Zetkin 1905 Veränderungen vorneh-
men, indem mit der Einführung der beiden populär gehaltenen Beilagen „Für
unsere Kinder“ und „Für unsere Mütter und Hausfrauen“ breitere Zielgruppen
anvisiert wurden (Staude, 1974, S. 431; Koch, 1963, S. 12). Die Aufnahme der
Beilage „Für unsere Mütter und Hausfrauen“ war ein Kompromiss zwischen dem
Wunsch Zetkins, ein anspruchsvolles auf die Bedarfe von Funktionärinnen zuge-
schnittenes Organ aufrechtzuerhalten und des wiederholt vorgebrachten Wun-
sches anderer Frauen darauf, dass die GL „leichter verständlich und volkstümli-
cher“ geschrieben werde und „mehr Unterhaltungssto biete“ (Bericht über die
sozialdemokratische Frauenkonferenz in München am 13. und 14. September
1902, S. 307)7. Dass diese Neuausrichtung für Zetkin eher eine Niveauabsen-
kung bedeutete, wird daran deutlich, dass sie als Zielgruppe für die Beilagen die
„indierenten, rückständigen Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen“8 benennt. Diese
Gruppe galt innerhalb der „politischen Rangordnung“ (Bendele, 1979, S. 12)
6 Für den Einuss der Sozialistengesetzte auf die sozialdemokratische Presse siehe Uhlig (2006,
S.96).
7 vgl. auch den Beitrag von Luise Zietz „Zur Frauenkonferenz in Bremen“, GL 14(17) 1904 S. 140f.
8 Zetkin „Zur Frauenkonferenz in Bremen“ GL 14(19) 1904, S. 146.
doi.org/10.35468/6162-13
摘要:

Miethe,IngridClaraZetkinunddieGleichheit.StellenwertundBedeutungpädagogischerThemenEngelmann,Christina[Hrsg.];Haberkorn,Tobias[Hrsg.];Miethe,Ingrid[Hrsg.]:ProletarischePädagogik.Verhältnisbestimmungen,historischeExperimenteundKontroversensozialistischerBildungskonzepte.BadHeilbrunn:VerlagJuliusKlink...

展开>> 收起<<
Miethe_2025_Clara_Zetkin_und_die.pdf

共20页,预览4页

还剩页未读, 继续阅读

声明:本站为文档C2C交易模式,即用户上传的文档直接被用户下载,本站只是中间服务平台,本站所有文档下载所得的收益归上传人(含作者)所有。玖贝云文库仅提供信息存储空间,仅对用户上传内容的表现方式做保护处理,对上载内容本身不做任何修改或编辑。若文档所含内容侵犯了您的版权或隐私,请立即通知玖贝云文库,我们立即给予删除!
分类:图书资源 价格:10玖币 属性:20 页 大小:274.36KB 格式:PDF 时间:2025-04-22

开通VIP享超值会员特权

  • 多端同步记录
  • 高速下载文档
  • 免费文档工具
  • 分享文档赚钱
  • 每日登录抽奖
  • 优质衍生服务
/ 20
客服
关注