Pallesen_Kramer_2025_Den_Studierendenhabitus_erforschen

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Pallesen, Hilke; Kramer, Rolf-Torsten
Den Studierendenhabitus erforschen. Das Studium zum Lehrberuf zwischen
praktischer Bewährung und Professionalisierungsanforderungen
Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius
Klinkhardt 2025, S. 64-99. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Pallesen, Hilke; Kramer, Rolf-Torsten: Den Studierendenhabitus erforschen. Das Studium zum Lehrberuf
zwischen praktischer Bewährung und Professionalisierungsanforderungen - In: Leonhard, Tobias [Hrsg.]:
Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 64-99
- URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-328808 - DOI: 10.25656/01:32880; 10.35468/6161-03
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328808
https://doi.org/10.25656/01:32880
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Hilke Pallesen und Rolf-Torsten Kramer
Den Studierendenhabitus erforschen.
Das Studium zum Lehrberuf
zwischen praktischer Bewährung und
Professionalisierungsanforderungen
Zusammenfassung
Der Beitrag thematisiert das Studium zum Lehrberuf als feldspezische Praxis,
in der Studierende inkorporierte Schemata und Dispositionen ausbilden und
weiterführen müssen, um einen feldspezischen Spielsinn zu entwickeln. Dazu
werden theoretische Überlegungen zum Studierendenhabitus aus praxeolo-
gisch-strukturtheoretischer Perspektive sowie das Konzept einer doppelten
Professionalisierung herangezogen. Empirisch lassen sich diese Überlegungen
über die Methode der Sequenzanalytischen Habitusrekonstruktion einholen,
über die sich der modus operandi spezischer Wahrnehmungs- und Hand-
lungsweisen rekonstruieren lässt. Dies wird anhand eines Fallbeispiels einer
Unterrichtsnachbesprechung aus dem Projekt TriLAN exemplarisch anhand
der Rekonstruktion habitueller Dispositionen der Studentin Flora Matter in
der Auseinandersetzung mit verschiedenen Vermittlungssituationen im Rah-
men eines Praktikums veranschaulicht. Abschliessend wird dargestellt, wie
institutionelle Strukturen der Studiengangskultur und inkorporierte Disposi-
tionen Studierender interagieren und welche Potenziale bzw. Hemmnisse sich
daraus für Professionalisierungsprozesse ergeben können.
Schlagwörter: Studierendenhabitus; Lehrerhabitus; Professionalisierung;
Sequenzanalytische Habitusrekonstruktion; Studium zum Lehrberuf
Summary
e article addresses teacher education as a eld-specic practice in which stu-
dents must develop and perpetuate embodied schemas and dispositions to cul-
tivate a sense of the eld’s inherent logic. To this end, theoretical considerations
of student habitus from a praxeological and structural theoretical perspective
are utilized, alongside the concept of dual professionalization. Empirically, these
considerations are explored through the method of sequence-analytical habitus
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Den Studierendenhabitus erforschen
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reconstruction, which allows for the reconstruction of the modus operandi of
specic perceptual and action patterns. is is exemplied through a case study
of a post-lesson discussion from the TriLAN project, illustrating the reconst-
ruction of habitual dispositions of the teacher education student Flora Matter
in her engagement with various instructional situations during an internship.
Finally, the interaction between institutional structures of the study program
culture and incorporated dispositions of students is depicted, elucidating the
potentials and obstacles for processes of professionalization.
Keywords: student habitus; teacher habitus; professionalization; sequence-ana-
lytical habitus reconstruction; teacher training course
1 Einleitung
Wir verstehen in diesem Beitrag im Anschluss an das Habituskonzept von Bour-
dieu das Studium als eine feldspezische Praxis, mit der die Fortführung und
Erweiterung inkorporierter Schemata im Sinne eines feldspezischen Spielsinns
verbunden ist. Zugleich diskutieren wir vor dem Hintergrund des strukturthe-
oretischen Professionsansatzes und der dort entwickelten Idee einer doppelten
Professionalisierung, welche Potenziale und welche Hemmnisse hier in idealty-
pischen Varianten des Studiums zum Lehrberuf für Professionalisierungsprozesse
liegen. Damit nehmen wir eine gegenüber der Ausrichtung des Bandes alternative
Perspektivierung auf das Geschehen des Lehrer:inwerdens und einer eventuellen
Professionalisierung im Lehramtsstudium ein. Statt einer praxeologisch-subjek-
tivierungstheoretischen Perspektive, die nach dem Werden von Lehrpersonen-
Subjekten in der und durch die Teilnahme an sozialen Praktiken fragt und mit der
das Studium zum Lehrberuf v. a. als Unterwerfung gefasst und nach den norma-
tiven Zumutungen der Adressierung als pädagogische Regime gefragt wird (vgl.
Leonhard, 2022, 2023), schlagen wir hier eine praxeologisch-strukturalistische
Perspektivierung vor, weil diese gerade als Abgrenzung der subjektivierungstheo-
retischen Perspektive oft missverstanden wird und weil u.E. damit auch ein pro-
duktiver Anschluss an Fragen der Professionalisierung vorliegt (vgl. Kramer &
Pallesen, 2019a; Kramer, 2025a und b). Mit dieser praxeologisch-strukturalisti-
schen Perspektive steht die Frage im Zentrum, in welchem Verhältnis institutio-
nalisierte Strukturen (z. B. Anforderungen eines Studiums zum Lehrberuf) und
inkorporierte Strukturen (habituelle Dispositionen und Schemata) zueinander-
stehen und welche Stabilisierungs- oder Veränderungspotenziale damit vorliegen.
Stabilisierungs- oder Veränderungspotenziale auf der Ebene der inkorporierten
Strukturen lassen sich dann fruchtbar auf die Idee der doppelten Professionali-
sierung beziehen, an der wir für die Frage der notwendigen Qualizierung für
den Lehrerberuf und der Sicherung der Qualität von Schule und Unterricht nach
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wie vor als hochbedeutsam festhalten (vgl. Kramer, 2020a, 2025a; Helsper, 2001,
2025; kritisch dazu Leonhard, 2023).
Dazu werden zunächst begriich-konzeptionelle Überlegungen zum Studieren-
denhabitus und zur Idee der doppelten Professionalisierung eingeführt (2). Im
Anschluss zeigen wir mit der Sequenzanalytischen Habitusrekonstruktion einen
möglichen methodischen Zugang zur Analyse dieser Zusammenhänge auf (3). Im
Hauptteil stellen wir eine exemplarische Fallstudie vor (4), die dann abschliessend
in den Befunden auf die Frage nach den Anforderungen des Studiums zum Lehr-
beruf und darin sich andeutenden Hemmnissen oder Potenzialen zur Professiona-
lisierung bezogen wird (5).
2 Studierendenhabitus zwischen einer Bewährung in der
Praxis des Studiums und Ansprüchen einer doppelten
Professionalisierung. Begriich-konzeptionelle Klärungen
Forschungen zum Studierendenhabitus nden sich nach den einschlägigen Über-
legungen aus den 1980er und 1990er Jahren von Huber u. a. (Huber et al., 1983;
Liebau & Huber, 1985; Huber, 1991a und b), Apel u. a. (Apel, 1989; Frieberts-
häuser, 1992; Apel et al., 1995) sowie den Arbeiten der Hannover Projektgruppe
um Lange-Vester und Bremer (z. B. Lange-Vester & Teiwes-Kügler, 2004, 2006;
Bremer & Lange-Vester, 2014), bei denen die Idee von Fachkulturen und der
Einsozialisation Studierender im Vordergrund stand, in jüngerer Zeit v. a. in zwei
parallelen Strömungen. Auf der einen Seite nden sich empirische Studien, die
an die Dokumentarische Methode und die Praxeologische Wissenssoziologie an-
schliessen und nach dem Spannungsverhältnis von Normen und Orientierungen
und deren Bearbeitung auch von Lehramtsstudierenden fragen (vgl. z. B. Kahlau,
2023; Hinzke & Wittek, 2024; Korte et al., 2024). Dieser Strang verortet sich
paradigmatisch in den Entwürfen einer praxeologischen Professionsforschung (vgl.
Bohnsack, 2020, 2022; Bohnsack et al., 2022). An dieser Stelle lässt sich auch
eine Nähe zum Ansatz einer subjektivierungstheoretischen Empirie zum Studium
des Lehrberufs aufzeigen, weil auch hier die normativen Imperative des Studiums
und deren Zumutungscharakter im Vordergrund stehen (vgl. Leonhard, 2022).
Auf der anderen Seite schliessen empirische Arbeiten an den strukturtheoretischen
Professionsansatz und die Idee eines professionellen Habitus sowie der Genese des
Lehrerhabitus über das Durchlaufen verschiedener Felder und Phasen an (vgl. Hel-
sper, 2001, 2018a und b, 2019; Kramer & Pallesen, 2019a). Der Studierendenha-
bitus erscheint hier als ein bislang noch nicht erschlossenes Bindeglied zwischen
Schüler- und Lehrerhabitus (vgl. Helsper et al., 2014; Kramer & Pallesen, 2019b;
Košinár, 2024; Pallesen, 2024). In diesem Strang geht es um die Frage, welche
(auch standort- und bereichsspezischen) Anforderungslogiken in einem Studium
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zum Lehrberuf rekonstruiert werden können, in welchen Passungsverhältnissen
diese zu den inkorporierten Schemata von Studierenden stehen und ob darin Pro-
fessionalisierung durch das Studium ermöglicht oder verhindert wird (v. a. Helsper,
2019, 2025; Leineweber & Košinár, 2024).
In allen genannten Strängen und Studien wird auch ein Studierendenhabitus the-
matisch. Allerdings wird dieser je nach Zugang und Fokussierung unterschiedlich
konzipiert. So geht es z. B. um den Studierendenhabitus als Ausdruck der über
Familie und Herkunft bestimmten Milieuzugehörigkeit, einer Einsozialisation
in Fachkultur und Fachlichkeit (entlang von Wissenschaftsdisziplinen) sowie der
Gestaltung von Übergängen in das Studierenden-Sein als Lebensform oder der
Studierendenhabitus wird im Vorgri auf die anschliessende Berufspraxis als Er-
werb von praxisrelevanten Dispositionen einer Lehrkraft entworfen. Mit diesem
Beitrag skizzieren wir die Konzeption eines Studierendenhabitus im Anschluss an
Bourdieu und dierenzieren dies am Ende des Beitrages gedankenexperimentell
für Varianten eines Habitus von Studierenden des Lehrberufs entlang von Ideal-
typen dieses Studiums aus. Damit soll abschliessend eine Einschätzung möglich
werden, welchen Studierendenhabitus man eigentlich mit einer entsprechenden
Kultur des Studiums zum Lehrberuf im Sinne einer Professionalisierung jeweils
erwarten kann.
Wird der Studierendenhabitus von Bourdieus Praxis- und Habitustheorie aus-
gehend gedacht, dann steht im Zentrum, dass wir es im Bereich der Sozialität
und Kultur (also auch beim Studium) immer mit einer doppelten historischen
Akkumulation – einer Strukturbildung in den Anforderungslogiken und Insti-
tutionen einerseits und in den inkorporierten Schemata und Dispositionen der
Individuen anderseits – zu tun haben. Man kann auch sagen, dass «Praxis» und
«die reale Logik des Handelns» doppelt konstituiert werden, «von objektivierten
und einverleibten Ergebnissen der historischen Praxis, von Strukturen und Ha-
bitusformen» (Bourdieu, 1993, S. 98 und 106). Mit dem Habituskonzept wird
von Bourdieu die zweite Seite dieser Strukturbildung bezeichnet und deutlich
gemacht, wie sehr beides relational aufeinander bezogen ist (vgl. Bourdieu, 1976,
1993; Kramer, 2011). Habitus bezeichnet bei Bourdieu jenes System «dauerhaf-
ter und übertragbarer Dispositionen», die selbst durch objektive Anforderungen
und Existenzbedingungen erzeugt und hervorgebracht als Strukturierungsprinzip,
also «als Erzeugungs- und Ordnungsgrundlagen für Praktiken und Vorstellungen»
fungieren (Bourdieu, 1993, S. 98). Mit der Rede vom Habitus als zugleich struk-
turierter und strukturierender Struktur (ebd.) soll verdeutlicht werden, dass die
mit Habitus bezeichneten Dispositionen (die inkorporierten Wahrnehmungs-,
Deutungs- und Handlungsschemata) gleichzeitig konkret hervorgebracht und
selbst Hervorbringungsprinzip sind. In dieser Erzeugungs- und Hervorbrin-
gungskraft ist Habitus oder sind habituelle Dispositionen als «modus operandi»
bedeutsam, weil sie Praxen hervorbringen (ebd.). Dabei wird diese permanente
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摘要:

Pallesen,Hilke;Kramer,Rolf-TorstenDenStudierendenhabituserforschen.DasStudiumzumLehrberufzwischenpraktischerBewährungundProfessionalisierungsanforderungenLeonhard,Tobias[Hrsg.]:Lehrer:inwerden.TrajektorienindenLehrberuf.BadHeilbrunn:VerlagJuliusKlinkhardt2025,S.64-99.-(StudienzurProfessionsforschung...

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