Steinwand_et_al_2025_Interdisziplinaritaet_als_Reflexionsanlass

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Steinwand, Julia; Wittek, Doris; Ritter, Michael
Interdisziplinarität als Reflexionsanlass und -referenz in der kasuistischen
Lehrer:innenbildung
Kramer, Rolf-Torsten [Hrsg.]; Rabe, Thorid [Hrsg.]; Wittek, Doris [Hrsg.]: Fallverstehen und Reflexivität?
Beiträge der QLB zur Professionalisierung im Lehramtsstudium. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt
2025, S. 168-187. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Steinwand, Julia; Wittek, Doris; Ritter, Michael: Interdisziplinarität als Reflexionsanlass und -referenz in
der kasuistischen Lehrer:innenbildung - In: Kramer, Rolf-Torsten [Hrsg.]; Rabe, Thorid [Hrsg.]; Wittek,
Doris [Hrsg.]: Fallverstehen und Reflexivität? Beiträge der QLB zur Professionalisierung im
Lehramtsstudium. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 168-187 - URN:
urn:nbn:de:0111-pedocs-328381 - DOI: 10.25656/01:32838; 10.35468/6156-07
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328381
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Julia Steinwand, Doris Wittek und Michael Ritter
Interdisziplinarität als Reexionsanlass
und -referenz in der kasuistischen
Lehrer:innenbildung
Zusammenfassung
Im Beitrag wird nach der Bedeutsamkeit von Referenzen in der Fallarbeit in-
terdisziplinär gestalteter universitärer Lehre im Kontext heterogenitätssensibili-
sierender Lehrer:innenbildung gefragt. Dafür werden zunächst Heterogenität,
Interdisziplinarität und Fallverstehen als Bezugspunkte universitärer Professio-
nalisierung herausgearbeitet, um nachfolgend Referenzialität als Merkmal von
Reexivität auszuweisen: Interdisziplinäre Lehrveranstaltungen bergen das Po-
tenzial, so unsere ese, ein gegenüber (mono-)disziplinärer Lehre erweitertes
Spektrum an Referenzen bereitzustellen, die für eine reektierende Sinnbildung
herangezogen werden können. Sodann wird exemplarisch eine Rekonstruktion
referenzierenden Denkens über einen Fall pädagogischer Praxis in seiner Aus-
drucksform als Sprechen in der Fallarbeit einer interdisziplinären Lehrveranstal-
tung vorgestellt, bevor die Befunde abschließend diskutiert werden.
Schlagworte: Heterogenität, Interdisziplinarität, kasuistische Lehre, Reexion/
Reexivität, Professionalisierung
Abstract
e article examines the signicance of references in case-based interdisciplinary
university teaching aimed at fostering reexivity within the context of diversity-
sensitive teacher education. To do so, heterogeneity, interdisciplinarity, and case
understanding are highlighted as points of reference for university professiona-
lization. Subsequently, referentiality is identied as a characteristic of reexivity:
Interdisciplinary courses, according to our thesis, possess the potential to oer
an expanded range of references compared to (mono-)disciplinary teaching,
which can be utilized for reective meaning-making. en, an exemplary recon-
struction of referential thinking concerning a case of pedagogical practice, ma-
nifested as discourse within the context of case-based interdisciplinary teaching,
is presented, followed by a concluding discussion of the ndings.
doi.org/10.35468/6156-07
Interdisziplinarität als Reexionsanlass und -referenz
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Keywords: heterogeneity, interdisciplinarity, university case studies, reection/
reexivity, professionalisation
1 Einleitung
Ausgehend von einem Verständnis von Reexion als einem besonderen Modus,
einer referenziellen bzw. selbstreferenziellen „Form rückbezüglichen bzw. selbst-
bezüglichen Denkens“ (Häcker et al. 2016, S.262), fokussieren wir in diesem
Beitrag heuristisch auf die Referenzialität als zentrales Merkmal eines solchen re-
exiven Denkens– oder konkreter: auf die Ausdrucksform eines solchen Denkens
als Sprechen. Wir folgen dabei der Annahme, dass reexives (Nach-)Denken in
der Lehrer:innenbildung einen konkreten, in der Reexionssituation verorteten
Anlass und damit auch einen Gegenstand benötigt, etwa einen ‚Fall‘ aus der Praxis
schulischen Unterrichts (Häcker 2022). Wir erweitern diese Annahme im Sinne
von omas Häcker et al. (2016) jedoch um einen entscheidenden Aspekt: Denn
darüber hinaus setzt u. E. das Reektieren diesen Gegenstand in Beziehung zu
biograsch gesättigten Erfahrungen, pädagogischen Vorstellungen und disziplin-
bzw. domänenspezischem eoriewissen, die das reektierende Subjekt seinem
eigenen Wissenshorizont entnehmen muss oder die in der konkreten Reexionssi-
tuation, etwa im Hochschulseminar institutionell gerahmt, zur Verfügung gestellt
werden müssen. Unsere für den Beitrag leitende ese lautet entsprechend: Auch
wenn Reexion selbstreferenzielle Züge trägt, also der Gegenstand des (Nach-)
Denkens zu Facetten seiner eigenen Gestalt in Beziehung gesetzt wird, sind im-
mer auch weitere Referenzen notwendig, die für eine reektierende Sinnbildung
herangezogen werden– und die in interdisziplinären Lehrveranstaltungen in ge-
steigerter Weise aufgerufen werden können.
Ausgehend von der begleitenden Erforschung einer interdisziplinären Lehrveran-
staltung im Lehramtsstudium interessieren wir uns in diesem Beitrag für Anlässe
und Referenzen, die für eine reektierende Sinnbildung von den Studierenden
herangezogen werden. Grundlage sind rekonstruktiv generierte Befunde in einem
Teilprojekt des Projekts KALEI2 (Professionalisierung durch Heterogenitätssen-
sibilisierung) im Rahmen der ‚Qualitätsoensive Lehrerbildung‘ (QLB) an der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Das von uns verantwortete
Teilprojekt „Interdisziplinäre Perspektiven auf Heterogenität im Unterricht“ ziel-
te dabei erstens darauf, die interdisziplinäre Verständigung innerhalb der an der
MLU in der Lehrer:innenbildung beteiligten Disziplinen zu Fragen der Konstruk-
tion und Bearbeitung von Heterogenität im Unterricht zu intensivieren. Zweitens
bestand das Ziel, Lehrkonzepte zu entwickeln und zu erproben, innerhalb derer
die Studierenden (auch) mithilfe der interdisziplinären Perspektiven auf Hetero-
genität sensibler dafür werden, zugrundeliegende Strukturen der pädagogischen
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Tätigkeit mit heterogenen Lerngruppen zu reektieren. Der Anspruch, eine auf
der Zusammenschau verschiedener, an der Lehrer:innenbildung beteiligter Dis-
ziplinen gründende Mehrperspektivität als Potenzial für die Professionalisierung
der Studierenden zu nutzen, ist dabei keineswegs neu, sondern hat u. a. an der
MLU eine längere Tradition (Rademacher 2016, ausführlich Kap.2; Heinrich
et al. 2019). Anknüpfend an diese Tradition bestand für uns jedoch die Frage,
inwieweit interdisziplinäre Perspektiven für die Studierenden in der Auseinan-
dersetzung mit Fallmaterial zu einem Zugewinn an Deutungsmöglichkeiten im
Sinne der Heterogenitätssensibilität führen.
Um uns dieser Frage zu nähern, klären und relationieren wir im Folgenden zu-
nächst professionstheoretisch begründet die zugrundeliegenden Begrie Hete-
rogenität, Interdisziplinarität und Fallverstehen (Kap. 2). Daran anschließend
kommt das Verhältnis von Reexivität und Referenzialität im Sinne der Professio-
nalisierung (angehender) Lehrpersonen in den Blick (Kap.3). Sodann stellen wir
exemplarisch entlang einer Fallrekonstruktion vorliegende Befunde zu (selbst-)
referenziellen Bezügen vor, die in der Fallarbeit einer interdisziplinären Lehrver-
anstaltung aufgerufen werden (Kap.4). Abschließend diskutieren wir die Befunde
mit Blick auf den Diskurs zur kasuistischen Lehrer:innenbildung (Kap.5).
2 Heterogenität, Interdisziplinarität und Fallverstehen
als Bezugspunkte universitärer Professionalisierung
Die ‚Heterogenität von Schüler:innen‘ ist in der vergangenen Dekade im Zuge der
QLB verstärkt in den Fokus universitärer Lehrer:innenbildung geraten, wie auch in-
terdisziplinäre bzw. interprofessionelle Anforderungen an den Lehrer:innenberuf.
Dieses Strukturentwicklungsprogramm soll Reformen im Rahmen der
Lehrer:innenbildung anstoßen, die, neben anderen Zielen, insbesondere eine
„Fortentwicklung [… d. Vf.] in Bezug auf die Anforderungen der Heterogenität
und Inklusion“ (Bund-Länder-Vereinbarung 2013, S.2) beinhalten. Diese exter-
nen Ansprüche rekontextualisieren wir für die Lehre an der MLU in spezischer
Weise, da wir davon ausgehen, dass ‚Heterogenität‘ in Praktiken der pädagogi-
schen Felder (Rabenstein&Steinwand 2018) gleichermaßen wie in bildungspoli-
tischen und wissenschaftlichen Diskursen konstruiert wird (Rabenstein&Stein-
wand 2013). So leitet uns die Annahme, dass der ‚inhaltlich unscharfe‘ Begri der
Heterogenität (Budde 2012) genutzt wird, um ein Verhältnis von Unterschied-
lichkeit in Bezug auf Adressat:innen pädagogischen Handelns (bspw. bezüglich
der ‚Individuen‘ einer Lerngruppe) zu beschreiben, das jene Adressat:innen
ontologisierend– hinsichtlich als relevant erachteter Merkmale als unterschiedlich
(und damit je spezisch) markiert. In Bezug auf das (wissenschaftliche) Sprechen
über Heterogenität (bspw. in Texten, die sich in der Lehrer:innenbildung veror-
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ten, oder Diskursen zu aktuellen Schul- und Unterrichtsreformen) lässt sich zu-
gleich die Diskursgur der „Heterogenisierung“ (Rabenstein&Steinwand 2013,
S.87) der Adressat:innen pädagogischen Handelns erkennen, in deren Zusam-
menhang Heterogenität bspw. als didaktische Herausforderung diskutiert wird,
auf die in der pädagogischen Praxis zu antworten ist– was demgemäß auch in
der Lehrer:innenbildung thematisch wird (Wittek 2023, S.356). In einer, für
die ‚interaktionale Verfasstheit‘ (Rademacher 2016) der Bearbeitung– und da-
mit auch Konstruktion– von Heterogenität in unterrichtlichen Praktiken sensi-
bilisierenden, hochschulischen Lehre erscheint es demgegenüber angebracht, auf
die Rekonstruktion von Praktiken der Dierenzkonstruktion zu setzen (vgl. zum
Überblick über verschiedene Ansätze auch Fabel-Lamla et al. 2020). Den glei-
chermaßen durch die QLB adressierten Begri der ‚Inklusion‘ fassen wir dabei als
menschenrechtsbasierte Strategie (Hinz 2015) der gesellschaftlichen und damit
auch schulischen Auseinandersetzung mit der Frage nach der Relevanz der Hete-
rogenität von (Lern-)Gruppen. Sich auch in der Lehrer:innenbildung mit dieser
Frage auseinanderzusetzen, liegt schon darin begründet, dass inklusive Lehr-Lern-
Settings die Komplexität des Lehrer:innenhandels steigern und hohe Anforde-
rungen an Lehrpersonen stellen (Saalfrank&Zierer 2017, S.152; Helsper 2016,
S.235). Mittels des strukturtheoretischen Verständnisses von Professionalität und
seiner Annahme einer antinomischen pädagogischen Handlungsstruktur lässt sich
fassen, inwiefern genau Heterogenität und damit auch Inklusion zur Komplexi-
tätssteigerung beitragen. Wir zeigen dies exemplarisch an zwei Antinomien:
1) Die Dierenzierungsantinomie verweist auf das dilemmatische Verhältnis zwischen
Gleichbehandlung und Dierenzierung. Während Schulklassen auf der einen Sei-
te heterogen sind und jede:r Schüler:in nach individueller Aufmerksamkeit ver-
langt, geht Schule auf der anderen Seite angesichts universalistischer Leistungsbe-
wertung immer mit einer gewissen Gleichbehandlung der Schüler:innen einher
(Helsper 2023, S.133). Durch die zunehmende Heterogenität von Lerngruppen,
z. B. durch das Aufeinandertreen neuartiger sozialer Milieus, verschiedener kul-
tureller und ethnischer Hintergründe und unterschiedlicher Leistungsgruppen,
verschärft sich dieses Dilemma (Walgenbach 2014). Die Schüler:innenschaft wird
zudem nicht nur heterogener, sie wird auch als heterogener wahrgenommen
und diese Tatsache wird zunehmend durch den Inklusionsdiskurs relevanter,
zudem als positiv gekennzeichnet (Budde 2015, S.120; Trautmann&Wischer
2011, S.32). Schule ist aber weiterhin in gesellschaftliche Strukturen eingebun-
den, die Gleichbehandlung erfordern (Sturm 2016). Entsprechend besteht die
Dierenzierungsantinomie in gesteigerter Form.
2) Die Organisationsantinomie verweist auf dilemmatische Handlungsanforderun-
gen, die sich durch das Recht auf Inklusion in Anbetracht der derzeitigen Gestalt
des Schulsystems, der Organisation von Schule ergeben. Die fehlende „Passung
von ‚Inklusion‘ als neue pädagogische Reformprogrammatik zur Strukturlogik
doi.org/10.35468/6156-07
摘要:

Steinwand,Julia;Wittek,Doris;Ritter,MichaelInterdisziplinaritätalsReflexionsanlassund-referenzinderkasuistischenLehrer:innenbildungKramer,Rolf-Torsten[Hrsg.];Rabe,Thorid[Hrsg.];Wittek,Doris[Hrsg.]:FallverstehenundReflexivität?BeiträgederQLBzurProfessionalisierungimLehramtsstudium.BadHeilbrunn:Verlag...

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