Ulmcke_2025_Studien_und_Berufswahl

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Ulmcke, Adrian
Studien- und Berufswahl als implizite Passungsherstellung? Ein Querschnitt
habitueller Dispositionen zur Studienwahl zukünftiger Kindergarten- und
Primarlehrpersonen
Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius
Klinkhardt 2025, S. 41-63. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Ulmcke, Adrian: Studien- und Berufswahl als implizite Passungsherstellung? Ein Querschnitt habitueller
Dispositionen zur Studienwahl zukünftiger Kindergarten- und Primarlehrpersonen - In: Leonhard, Tobias
[Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025,
S. 41-63 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-328796 - DOI: 10.25656/01:32879; 10.35468/6161-02
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328796
https://doi.org/10.25656/01:32879
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Adrian Ulmcke
Studien- und Berufswahl als implizite
Passungsherstellung?
Ein Querschnitt habitueller Dispositionen
zur Studienwahl zukünftiger Kindergarten-
und Primarlehrpersonen
Zusammenfassung
Im Beitrag wird die Bedeutung habitueller Dispositionen für die Studien-
wahl angehender Kindergarten- und Primarlehrpersonen in der Schweiz aus
einer praxeologisch-strukturtheoretischen Perspektive untersucht. Mittels Se-
quenzanalytischer Habitusrekonstruktion wurden die narrativ-episodischen
Eingangsinterviews der TriLAN-Studie (Trajektorien in den Lehrberuf Adres-
sierungspraktiken und Narrationen im Studium zur Kindergarten- und Primar-
lehrperson) rekonstruiert und durch die Kontrastierung der Fälle eine Typologie
der impliziten Passungsherstellung aufgestellt. Es wird argumentiert, dass eine
implizite Passungsherstellung in Gestalt der vier aufgestellten Typen ein zent-
rales Erzeugungsprinzip der Studienwahlpraxis von Lehrpersonen im Kontext
heterogener Berufsbiographien darstellt. Die Ergebnisse erweitern nicht nur das
Verständnis der Studien- und Berufswahl von Lehrpersonen, sondern fundieren
auch die weitere Untersuchung habitueller Dispositionen im Studienverlauf.
Schlagwörter: Primarschule; Lehrer:innenbildung; Professionalisierung; Sequen-
zanalytische Habitusrekonstruktion; Studienwahl; Studierendenhabitus
Summary
is article examines the signicance of habitual dispositions for the study
choices of prospective kindergarten and primary school teachers in Switzer-
land from a praxeological-structural theoretical perspective. Using sequence-
analytical habitus reconstruction, the narrative-episodic initial interviews of the
TriLAN study (Trajectories into teaching) were reconstructed and a typology of
implicit t was established by contrasting the cases. It is argued that an implicit
creation of t in the form of the four established ideal types represents a central
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generative principle of the study choice practice of teacher students in the con-
text of heterogeneous professional biographies. e results not only expand the
understanding of teachers’ study and career choices, but also provide a basis for
further investigation of habitual dispositions in the course of studies.
Keywords: career choice; primary school; teacher professionalism; sequence-
analytical habitus reconstruction; student habitus; teacher education
1 Einleitung
Im Studienjahr 2022/23 waren an schweizerischen Pädagogischen Hochschulen
23.412 Studierende immatrikuliert, wobei 4.961 Neueinschreibungen zu ver-
zeichnen waren. Mehr als die Hälfte der immatrikulierten PH-Studierenden (n =
11.939, 51%) absolvierte dabei entweder einen Studiengang zur Kindergarten-/
Unterstufenlehrperson oder einen Studiengang zur Primarlehrperson. In diesem
Studienjahr entschieden sich sogar beinahe zwei Drittel (n = 3.262, 66%) aller
neu immatrikulierten Studierenden für diese Studiengänge. (BFS, 2023)
Diese Zahlen veranschaulichen nicht nur die Bedeutung, die die Studiengänge zur
Kindergarten-/Unterstufe und zur Primarlehrperson an schweizerischen Pädago-
gischen Hochschulen einnehmen, ihr Steigen und Fallen wird gerade in Hinblick
auf den gegenwärtigen und prognostizierten Lehrpersonenmangel in der Schweiz
diskutiert und die naheliegende Frage nach der Studien- und Berufswahl gestellt
(Keller-Schneider & Schneider Boye, 2023).
Die Studien- und Berufswahl von Lehrpersonen wurde bereits aus unterschiedli-
chen theoretischen Perspektiven beforscht. Sie lässt sich beispielsweise unter der
Bedingung der Persönlichkeit (vgl. Mayr, 2014), im Zusammenhang von Moti-
ven (vgl. Rothland, 2014a) oder als Folge einer rational-choice (vgl. Becker et al.,
2009) verstehen. Darüber hinaus sind Arbeiten entstanden, welche die Berufs-
wahl von Lehrpersonen mit Bezug auf den Habitus nach Bourdieu (1979) aus
praxeologischer Perspektive untersuchen (vgl. Heyer, 2016; Holzmayer, 2023;
Košinár, 2024b; Maschke, 2013).
Die ersten drei Perspektiven kommen ohne die Existenz eines sozialen Raumes
aus, welcher im praxeologischen Ansatz berücksichtigt wird. Leonhard hebt die
Potenziale einer solchen praxeologischen Perspektive auf die Lehrpersonenbil-
dung hervor und stellt fest, dass die Untersuchung der «‹Tat-Sachen› der Lehr-
personenbildung noch nicht ausgeschöpft» (2018, S. 87) ist. Ein sicherlich noch
weiter auszuschöpfendes Forschungsdesiderat ist es, den Fragenkomplex der Stu-
dienwahl nicht nur in individuell-psychologischen Voraussetzungen zu fundieren,
sondern die Studienwahl im Kontext eines Feldübergangs zu denken.
Infolgedessen hat der vorliegende Beitrag zum Ziel, den im TriLAN-Sample ver-
tretenen schweizerischen Kontext der Lehrer:innenbildung darzustellen und die
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damit einhergehenden heterogenen Herkunftsfelder zu beleuchten. Dies erfolgt
zunächst durch einen vergleichenden Überblick über die formale Zusammenset-
zung des Samples. Im Anschluss wird, aufbauend auf der praxeologisch-struk-
turtheoretischen Perspektive, der Versuch unternommen, die habituellen Dispo-
sitionen der ‹ersten Tat-Sache› zu rekonstruieren, nämlich der Entscheidung für
ein Studium des Lehrberufs, welche sich gewissermassen am Rand des Feldes der
Lehrer:innenbildung ereignet. Konkret lässt sich die Frage stellen, welche habi-
tuellen Dispositionen sich in Bezug auf die Studienwahl zukünftiger Lehrperso-
nen der Kindergarten-, Unter- und Primarstufe im Feldübergang rekonstruieren
lassen.
Um diese Frage zu beantworten, werden folgend (1.) die theoretischen Bezüge
und der Forschungsstand aufgezeigt, wonach (2.) das methodische Vorgehen
unter Verwendung der Sequenzanalytischen Habitusrekonstruktion dargelegt
wird. Darauf wird (3.) ein einordnender Überblick über das TriLAN-Sample ge-
geben, die im kontrastiven Fallvergleich entstandene Typologie einer impliziten
Passungsherstellung dargelegt und diese an empirischen Beispielen plausibilisiert
sowie exemplarisch die Rekonstruktion einer zentralen Disposition illustriert.
Schliesslich werden (4.) die Ergebnisse in Abgrenzung zur Motivforschung und
in ihrer Relevanz für die praxeologisch-strukturtheoretische Professionalisierungs-
forschung diskutiert.
2 eoretischer Rahmen und Forschungsstand
Die folgend dargelegten theoretischen Bezüge beschränken sich im gegebenen
Umfang dieses Beitrags auf die Motivforschung und den praxeologischen Ansatz
im Zusammenhang des Studiums zukünftiger Lehrpersonen. Die Motivforschung
dient als Kontrastfolie, durch die veranschaulicht werden kann, wie der praxeo-
logische Ansatz über einen individuell-psychologischen hinaus zu gehen vermag.
2.1 Studien- und Berufswahl aus Sicht der Motivforschung
Nicht nur vor der Kulisse eines Lehrpersonenmangels (vgl. Keller-Schneider &
Schneider Boye, 2023) stellt sich die Frage nach Merkmalen von Lehrerinnen
und Lehrern und deren Gründen für die Berufswahl. Sie wird auch mit Hinblick
auf die Professionalisierung diskutiert. Die Erforschung von Berufswahlmotiven
bietet einen Zugang zu diesem Fragenkomplex an (Scharfenberg, 2020, S. 13).
Vielleicht gerade wegen einer langen Forschungstradition sind die Forschungsfor-
mate heterogen. Es nden sich qualitative und quantitative Untersuchungen, wo-
bei der Schwerpunkt klar auf einer quantitativen Methodologie liegt. In Reviews
der Studienlage sind die Ergebnisse insbesondere mit Blick auf die Primarstufe
jedoch recht homogen (vgl. Rothland, 2014a; Rothland, 2014b; mit Bezug auf
zukünftige Primarlehrpersonen Rothland, 2022; Scharfenberg, 2020; im inter-
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nationalen Vergleich Scharfenberg et al., 2022). Grundsätzlich lassen sich die
Motive in extrinsische und intrinsische unterscheiden. Scharfenberg stellt mit
Rothland fest, dass «trotz unterschiedlicher Anlagen der einzelnen Studien (…),
sich die Befunde zum Hauptmotiv für die Wahl des Lehrberufs im Wesentlichen
[entsprechen]: Das Interesse bzw. die Freude an der Zusammenarbeit mit Kin-
dern und Jugendlichen ist der am häugsten genannte Grund in der Mehrzahl
der Untersuchungen. Generell dominieren die intrinsischen und hier insbeson-
dere personen- und beziehungsorientierte Motive» (Rothland, 2014a, S. 355),
«während das Feld und die Bedeutung der extrinsischen Motive heterogener aus-
fällt» (Scharfenberg, 2020, S. 49). Die folgende kompakte Auistung entstammt
einem «Inventar regelmäßig vorkommender Studien- und Berufswahlmotive»,
welches Scharfenberg (2020, S. 49.) aufgestellt hat:
Eine wichtige Gruppe von Motiven mit Bezug auf Kinder und Jugendliche ndet
sich in der «Arbeit mit Kindern und Jugendlichen», dem «Zusammensein mit
Kindern und Jugendlichen» und der «Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit
besonderen Bildungsvoraussetzungen». Zu fachbezogenen Motiven lassen sich
das «fachliche Interesse», die «Freude am Unterrichten» und das Ergreifen eines
«anspruchsvollen und abwechslungsreichen Beruf[s]» zusammenfassen. Darüber
hinaus wird die «gesellschaftliche Relevanz» als altruistisches Motiv genannt und
weitere Motive bestehen in der «biographischen Erfahrung» und dem «Lehramt
als Traumberuf». Zudem ndet sich als Motiv die «selbstbestimmte Tätigkeit»,
das «Gehalt», die «beruiche Sicherheit», «Freizeit», der «gesellschaftliche Status»,
sowie die «Vereinbarkeit von Beruf und Familie», die «Karrieremöglichkeiten»,
eine «Polyvalenz des Studiums», die «Kürze des Studiums», die «niedrigen Stu-
dienanforderungen», aber auch eine generelle «Interesselosigkeit an der Studien-
bzw. Berufsentscheidung», schliesslich auch das Motiv des «Studiums als Notlö-
sung» und «externe Einüsse» von Familie, Freunden und Vorbildern. In Bezug
auf gängige Vorurteile zu Motivlagen bei Lehrpersonen in der Primarschule zeigt
Rothland (2022) noch im Vergleich variablenzentrierter und personenzentrierter
Ansätze, dass sich die motivationalen Grundlagen über verschiedene Lehrämter
bzw. Zielstufen hinweg nicht grundlegend unterscheiden, sondern die grössten
Unterschiede innerhalb der jeweiligen Gruppen auftreten. Studierende einer Ziel-
stufe können damit nicht als homogene Gruppe betrachtet werden. Es sei also
«Zeit, sich vom Klischee der kindorientierten Grundschullehrerin zu verabschie-
den – und von dem dominant fachorientierten Gymnasiallehrer ebenso!» (Roth-
land, 2022, S. 110).
Die skizzierten expliziten Sinngehalte und die Vielfalt der Motive nden sich
grundsätzlich auch in den durchgeführten Interviews der vorliegenden Studie
wieder. Die in diesem Beitrag dargelegten Studienergebnisse und theoretischen
Bezüge sollen jedoch eine über die Kennzeichnung von Motivlagen hinausgehen-
de Perspektivierung der Studienwahl ermöglichen.
doi.org/10.35468/6161-02
摘要:

Ulmcke,AdrianStudien-undBerufswahlalsimplizitePassungsherstellung?EinQuerschnitthabituellerDispositionenzurStudienwahlzukünftigerKindergarten-undPrimarlehrpersonenLeonhard,Tobias[Hrsg.]:Lehrer:inwerden.TrajektorienindenLehrberuf.BadHeilbrunn:VerlagJuliusKlinkhardt2025,S.41-63.-(StudienzurProfessions...

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