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Adrian Ulmcke
nationalen Vergleich Scharfenberg et al., 2022). Grundsätzlich lassen sich die
Motive in extrinsische und intrinsische unterscheiden. Scharfenberg stellt mit
Rothland fest, dass «trotz unterschiedlicher Anlagen der einzelnen Studien (…),
sich die Befunde zum Hauptmotiv für die Wahl des Lehrberufs im Wesentlichen
[entsprechen]: Das Interesse bzw. die Freude an der Zusammenarbeit mit Kin-
dern und Jugendlichen ist der am häugsten genannte Grund in der Mehrzahl
der Untersuchungen. Generell dominieren die intrinsischen und hier insbeson-
dere personen- und beziehungsorientierte Motive» (Rothland, 2014a, S. 355),
«während das Feld und die Bedeutung der extrinsischen Motive heterogener aus-
fällt» (Scharfenberg, 2020, S. 49). Die folgende kompakte Auistung entstammt
einem «Inventar regelmäßig vorkommender Studien- und Berufswahlmotive»,
welches Scharfenberg (2020, S. 49.) aufgestellt hat:
Eine wichtige Gruppe von Motiven mit Bezug auf Kinder und Jugendliche ndet
sich in der «Arbeit mit Kindern und Jugendlichen», dem «Zusammensein mit
Kindern und Jugendlichen» und der «Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit
besonderen Bildungsvoraussetzungen». Zu fachbezogenen Motiven lassen sich
das «fachliche Interesse», die «Freude am Unterrichten» und das Ergreifen eines
«anspruchsvollen und abwechslungsreichen Beruf[s]» zusammenfassen. Darüber
hinaus wird die «gesellschaftliche Relevanz» als altruistisches Motiv genannt und
weitere Motive bestehen in der «biographischen Erfahrung» und dem «Lehramt
als Traumberuf». Zudem ndet sich als Motiv die «selbstbestimmte Tätigkeit»,
das «Gehalt», die «beruiche Sicherheit», «Freizeit», der «gesellschaftliche Status»,
sowie die «Vereinbarkeit von Beruf und Familie», die «Karrieremöglichkeiten»,
eine «Polyvalenz des Studiums», die «Kürze des Studiums», die «niedrigen Stu-
dienanforderungen», aber auch eine generelle «Interesselosigkeit an der Studien-
bzw. Berufsentscheidung», schliesslich auch das Motiv des «Studiums als Notlö-
sung» und «externe Einüsse» von Familie, Freunden und Vorbildern. In Bezug
auf gängige Vorurteile zu Motivlagen bei Lehrpersonen in der Primarschule zeigt
Rothland (2022) noch im Vergleich variablenzentrierter und personenzentrierter
Ansätze, dass sich die motivationalen Grundlagen über verschiedene Lehrämter
bzw. Zielstufen hinweg nicht grundlegend unterscheiden, sondern die grössten
Unterschiede innerhalb der jeweiligen Gruppen auftreten. Studierende einer Ziel-
stufe können damit nicht als homogene Gruppe betrachtet werden. Es sei also
«Zeit, sich vom Klischee der kindorientierten Grundschullehrerin zu verabschie-
den – und von dem dominant fachorientierten Gymnasiallehrer ebenso!» (Roth-
land, 2022, S. 110).
Die skizzierten expliziten Sinngehalte und die Vielfalt der Motive nden sich
grundsätzlich auch in den durchgeführten Interviews der vorliegenden Studie
wieder. Die in diesem Beitrag dargelegten Studienergebnisse und theoretischen
Bezüge sollen jedoch eine über die Kennzeichnung von Motivlagen hinausgehen-
de Perspektivierung der Studienwahl ermöglichen.
doi.org/10.35468/6161-02