Helzel_Rabe_2025_Zur_Reflexion_von_Sprache

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Helzel, Andreas; Rabe, Thorid
Zur Reflexion von Sprache im Physikunterricht – Eine Studie zur Spannung
zwischen normativen Erwartungen und Orientierungen von
Lehramtsstudierenden
Kramer, Rolf-Torsten [Hrsg.]; Rabe, Thorid [Hrsg.]; Wittek, Doris [Hrsg.]: Fallverstehen und Reflexivität?
Beiträge der QLB zur Professionalisierung im Lehramtsstudium. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt
2025, S. 207-229. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Helzel, Andreas; Rabe, Thorid: Zur Reflexion von Sprache im Physikunterricht – Eine Studie zur
Spannung zwischen normativen Erwartungen und Orientierungen von Lehramtsstudierenden - In:
Kramer, Rolf-Torsten [Hrsg.]; Rabe, Thorid [Hrsg.]; Wittek, Doris [Hrsg.]: Fallverstehen und Reflexivität?
Beiträge der QLB zur Professionalisierung im Lehramtsstudium. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt
2025, S. 207-229 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-328404 - DOI: 10.25656/01:32840; 10.35468/6156-09
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328404
https://doi.org/10.25656/01:32840
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Andreas Helzel und orid Rabe
Zur Reexion von Sprache
im Physikunterricht– Eine Studie zur
Spannung zwischen normativen Erwartungen
und Orientierungen von Lehramtsstudierenden
Zusammenfassung
Lehramtsstudierende mit dem Fach Physik erfahren ein Spannungsverhältnis
zwischen der extern an sie adressierten Forderung nach sprachsensiblem Phy-
sikunterricht (Dirim&Mecheril 2018; ürmann et al. 2017) und einer sich
dazu konträr gestaltenden Fachkultur (Willems 2007, S.31.). Dieses Span-
nungsverhältnis könnte beeinussen, wie Studierende sprachliche Handlungen
des Physikunterrichts reektieren. Eine praxeologische Perspektive im Rahmen
des strukturtheoretischen Professionsansatzes erscheint vielversprechend, um
die Wahrnehmung und Bearbeitung dieses Spannungsverhältnisses empirisch
zu ergründen.
In diesem Beitrag stellen wir Ergebnisse einer qualitativen Studie zu Diskrepan-
zen zwischen Habitus und Normen und ihrer Bearbeitung vor, die sich in der
Praxis Lehramtsstudierender zum ema ‚Sprache im Physikunterricht‘ doku-
mentieren. Anhand dieser Befunde diskutieren wir mögliche Einüsse auf die
sprachbezogene Reexivität der Lehramtsstudierenden und Folgen für die hoch-
schulische Lehre, die eine solche Reexivität anbahnen und stärken möchte.
Schlagworte: sprachsensibler Physikunterricht, Sprachbewusstheit, Reexivität,
Praxisphasen, Lehrer:innenbildung
Abstract
Students in physics education programmes experience a tension between the
request for a language aware design of teaching physics on one side and an
opposing acculturation concerning language in the physics community on the
other. is tension may inuence their ability to reect the verbal conducts in
physics classes. A praxeological perspective in a structural theory framework
appears promising to evaluate empirically the perception and the processing of
this tension. In this contribution, we present results of a qualitative study on
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Andreas Helzel und orid Rabe
the discrepancy between habitus and norm and its processing, manifesting in
students’ elaborations to the topic ‚language in physics teaching‘. By means of
these ndings, we discuss possible inuential factors for the students’ ability
to reect on language and consequences for academic teaching, that wants to
initiate and strengthen such reective abilities.
Keywords: critical language awareness, language in physics education, reexivity,
practical school training, teacher education
1 Einleitung
Die Gestaltung eines sprachsensiblen Fach- bzw. Physikunterrichts wird häug als
Anforderung an (angehende) Lehrkräfte herangetragen (Dirim&Mecheril 2018;
ürmann et al. 2017), wobei sich zwei grundlegende (aber sich nicht gegensei-
tig ausschließende) Begründungsguren identizieren lassen. Zum einen wird in
der Physikdidaktik mit der Relevanz von Sprache für (fachliches) Verstehen für die
Idee eines sprachsensiblen Unterrichts argumentiert (Leisen 2015; Rincke 2010).
In zahlreichen physikdidaktischen Lehrbüchern wird das Erlernen von Fachspra-
che, die als eine sprachliche Varietät aufgefasst wird, thematisiert (Rincke&Krabbe
2020; Rincke&Markic 2018) und in den Forschungszugängen werden sprachlich-
linguistische Variablen hinsichtlich ihrer Lernwirksamkeit untersucht (beispielswei-
se Strohmaier et al. 2023). Eine zweite, seltenere Begründungsgur bezieht sich auf
das grundlegende Recht aller Schüler:innen auf (naturwissenschaftliche) Bildung
(Tajmel 2017; Höttecke 2017, S.118f.). Hier wird in der Forschung dann ent-
weder dezitorientiert (und z. T. inferiorisierend) auf einen DaZ-Förderbedarf von
Schüler:innen mit Migrationshintergrund verwiesen (beispielsweise Wahbe&Rie-
mer 2020) oder ressourcenorientiert auf die Mehrsprachigkeit von Schüler:innen,
denen allen Sprachbildung1 zusteht (Tajmel 2017, S.73).
Parallel zu einer auf den ersten Blick vielschichtigen Diskussion zu Sprache in
der Physikdidaktik wird Physik jedoch auch als konträr zu anderen Wissenschaf-
ten konstruiert, die explizit Sprache(n) zum Gegenstand haben (Willems 2007,
S.31.). Dabei handelt es sich nicht nur um eine externale Konstruktion in der
gesellschaftlichen Öentlichkeit, vielmehr spiegelt sie sich auch in den jeweili-
gen (hoch-/schulischen) Fachkulturen wider (Hericks et al. 2020; Horstkem-
per & Tillmann 2008, S. 298). Zusätzlich zeigt sich in der Fachwissenschaft
teilweise ein Verständnis von physikalischer Bildung, das von leistungs- und gen-
derbezogener Diskriminierung geprägt ist (Tajmel 2017, S.114.), die in den
sprachlichen Handlungen im Unterricht reproduziert wird. Vor diesem Hinter-
grund ist zu vermuten, dass angehende Physiklehrkräfte mit einem starken Span-
1 Hier ist einschränkend die Sprachbildung der deutschen Sprache im Kontext eines monolingu-
alen deutschen Schulsystems gemeint.
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nungsverhältnis zwischen der fachdidaktischen Forderung nach sprachsensiblem
Unterricht im Kontext einer physikalischen Bildung für alle einerseits und fach-
kulturellen Prägungen andererseits konfrontiert sind.
Während in der physikdidaktischen Forschung ein kompetenzorientiertes He-
rangehen an Professionalisierung überwiegt, nehmen wir in diesem Beitrag eine
strukturtheoretische Perspektive auf das ema Sprachbewusstheit angehender
Physiklehrkräfte ein. Die Perspektiven dieser beiden professionstheoretischen An-
sätze verstehen wir als komplementär. Anhand des auf Pierre Bourdieu (1979) ba-
sierenden Konzepts des Habitus, der in der Strukturtheorie zentral steht, können
wir einen möglichen fachkulturellen Einuss auf das implizit handlungsleitende
Wissen angemessen mitberücksichtigen. Als methodologischen Zugang nutzen wir
die Dokumentarische Methode nach Ralf Bohnsack et al. (2010) im Rahmen seiner
dazu ausgearbeiteten Grundlagentheorie der praxeologischen Wissenssoziologie.
Unsere Forschungsinteressen richten sich darauf zu ergründen, ob sich das oben
umrissene Spannungsfeld zu Sprache und Physik, dem Physiklehramtsstudieren-
de ausgesetzt sind, in sprachbezogenen Diskrepanzen zwischen wahrgenomme-
nen (externalen) Normen und (internalem) Habitus zeigt und wie es bearbei-
tet wird. Vorgestellt werden Befunde aus einer qualitativ-rekonstruktiven Studie
mit Physiklehramtsstudierenden, die im Rahmen des Teilprojekts Sprache(n) im
Physikunterricht des Projekts der Qualitätsoensive Lehrerbildung der Martin-
Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) KALEI²– Professionalisierung durch
Heterogenitätssensibilisierung durchgeführt wurde.
Im Folgenden formulieren wir nach einer theoretischen Annäherung an die
Begrie Sprachbewusstheit und Reexivität aus kompetenztheoretischer und
strukturtheoretischer Perspektive (Abschnitt 2) unsere Forschungsinteressen
(Abschnitt 3), die wir mithilfe der Dokumentarischen Methode bearbeiten. An-
schließend gehen wir auf die kasuistische Ausgestaltung einer Lehrveranstaltung
zu Praxisphasen, die im Rahmen des Projektes KALEI² weiterentwickelt wurde,
und die Eigenheiten des daraus entstehenden Datenmaterials ein (Abschnitt 4).
Die empirischen Ergebnisse gliedern sich dann in das handlungsleitende Wissen
der Studierenden zu Sprache im Physikunterricht, die darin inhärenten Diskre-
panzen zwischen Habitus und Normen und der Art der Bearbeitung solcher Dis-
krepanzen (Abschnitt 5). Daraus ziehen wir abschließend Rückschlüsse auf deren
Reexivität und ihre Bedeutung für die Lehrer:innenbildung (Abschnitt 6).
2 eoretische Annäherung: Sprachbewusstheit und
sprachbezogene Reexivität
Sowohl der strukturtheoretische als auch der kompetenzorientierte Ansatz be-
gründen die Bedeutung von Reexivität als einen wesentlichen Aspekt von Lehr-
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kräfteprofessionalisierung angesichts des unvermeidbaren Umgangs mit Unsi-
cherheiten im Lehrpersonenalltag. Der kompetenzorientierte Ansatz betrachtet
Kompetenzen als Verfügbarkeit von (individuellen) Wissensbeständen, Fertig-
keiten und Haltungen für das beruiche Handeln, das auf den Lernerfolg der
Schüler:innen zielt (Cramer 2020, S.116). Dabei werden mit Blick auf Ree-
xivität „z.B. spezische Wissensbestände beton[t; d. Vf.] und/oder Reexivität
als eine selbstregulative Fähigkeit beschrieben“ (Aufschnaiter et al. 2019, S.151).
Im strukturtheoretischen Ansatz wird Professionalität mit Bezug auf das Konzept
des Habitus von Lehrpersonen konzeptualisiert (Helsper 2018). Der individuelle,
biographisch erworbene Habitus entsteht in den Handlungspraxen, die ein In-
dividuum durchlaufen hat und zeigt somit Bezüge zur familiären Herkunft und
verschiedenen Milieus. Teil dieses Habitus sind feldspezische Habitusformen,
von denen für uns speziell der sogenannte Lehrpersonenhabitus von Bedeutung
ist, der „Ausdruck der Orientierungen, der fachlichen und pädagogischen Praxen
der jeweiligen Lehrertätigkeit [ist; d. Vf.], wie sie über berufsbiographische Phasen
im Kontext konkreter Schulkulturen entfaltet werden“ (ebd., S.123). Der dabei
angestrebte reexive Habitus soll einen Umgang mit den Spannungen im Lehr-
personenhandeln ermöglichen, indem Orientierungen und (eigene und externale)
Normen einer kritischen Überprüfung unterzogen werden (ebd.). Dieser Lehrper-
sonenhabitus kann bzw. soll im Rahmen der Lehrer:innenbildung unter anderem
durch Fallarbeit (Kasuistik) herausgebildet werden (Heinzel 2021; Wernet 2006).
Ein solcher gemeinsamer (feldspezischer) Habitus wird auch für Studierende
angenommen (Schmidt&Wittek 2020). Er deutet sich beispielsweise durch kol-
lektive Orientierungen wie dem Studierendenjob (ebd., S.271) oder in Arbeiten
zu hochschulischen Fachkulturen an (Horstkemper&Tillmann 2008). In diesem
Beitrag sind wir an kollektiven Orientierungen bei den Studierenden interessiert,
die ihre Sprachbewusstheit prägen.
Vor diesem Hintergrund lässt sich Sprachbewusstheit im Sinne der Ausprägung
eines sprachbezogenen, reexiven Habitus auassen, wohingegen Tanja Tajmel
(2017, S.264) sie aus einer kompetenztheoretischen Perspektive als Teil der re-
exiven Professionalität versteht. Um eine Begriichkeit zu nutzen, die nicht per
se auf eine der hier angesprochenen professionstheoretischen Perspektiven zuge-
schnitten ist, sprechen wir im Rahmen dieser Arbeit auch von sprachbezogener Re-
exivität. Zur Beschreibung der Sprachbewusstheit einer Lehrperson beziehen wir
uns auf das Modell der kritisch-reexiven Sprachbewusstheit nach Tajmel (2017):
„Mit der Kritisch-reexiven Sprachbewusstheit wurde ein Rahmen entwickelt, der
es ermöglichen soll, Sprache im Kontext von naturwissenschaftlicher Bildung auf
unterschiedlichen Ebenen zu reektieren.“ (ebd., S.273, Herv. i. Orig.). Mithilfe
der normativen Begründung sprachsensiblen Unterrichts durch das allgemeine
Recht auf (naturwissenschaftliche) Bildung, können auch diesbezügliche unter-
richtliche Selektionsmechanismen analytisch betrachtet werden.
doi.org/10.35468/6156-09
摘要:

Helzel,Andreas;Rabe,ThoridZurReflexionvonSpracheimPhysikunterricht–EineStudiezurSpannungzwischennormativenErwartungenundOrientierungenvonLehramtsstudierendenKramer,Rolf-Torsten[Hrsg.];Rabe,Thorid[Hrsg.];Wittek,Doris[Hrsg.]:FallverstehenundReflexivität?BeiträgederQLBzurProfessionalisierungimLehramtss...

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