Leuthold-Wergin_2025_Wie_geht_es_dir

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Leuthold-Wergin, Anca
"Wie geht es dir?". Eine standortvergleichende Adressierungsanalyse zur
Hervorbringung und Subjektivierung Studierender in
Unterrichtsnachbesprechungen
Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius
Klinkhardt 2025, S. 202-222. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Leuthold-Wergin, Anca: "Wie geht es dir?". Eine standortvergleichende Adressierungsanalyse zur
Hervorbringung und Subjektivierung Studierender in Unterrichtsnachbesprechungen - In: Leonhard,
Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt
2025, S. 202-222 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-328842 - DOI: 10.25656/01:32884; 10.35468/6161-07
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328842
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Anca Leuthold-Wergin
«Wie geht es dir?» Eine standortvergleichende
Adressierungsanalyse zur Hervorbringung
und Subjektivierung Studierender in
Unterrichtsnachbesprechungen
Zusammenfassung
Ausgehend davon, dass es sich bei der ersten Selbstpositionierung von Studie-
renden, die zuvor unterrichtet haben, in Unterrichtsnachbesprechungen im
ersten Studienjahr um eine zentrale Praktik des Lehrperson-Werdens handelt,
wird in diesem Beitrag gefragt: Wie werden Studierende zur ersten Selbstpositi-
onierung in Unterichtsnachbesprechungen gebracht? Worüber werden sie zum
Sprechen gebracht? Welches Selbstverhältnis wird Studierenden in der Auor-
derung zu einer ersten Selbstpositionierung nahegelegt und wie greifen sie dies
auf bzw. verhandeln dies?
Im Anschluss an ein praktiken- und subjektivationstheoretisches Verständnis
von Professionalisierung werden zwei Anfänge von audiographierten Unter-
richtsnachbesprechungen aus dem ersten Studienjahr adressierungsanalytisch
interpretiert. Die Rekonstruktionen der ersten Selbstpositionierungen zeigen
diese als Teil eines Ablaufmusters, in der die Studierenden verpichtet werden,
sich hinsichtlich ihres eigenen Bendens zu äussern und lernen, sich dabei als
Novizin zu verstehen.
Schlagwörter: Adressierungsanalyse; Selbstpositionierung; Studieneingangs-
phase; Subjektivierungen; Unterrichtsnachbesprechungen
Summary
Based on the assumption that the rst self-positioning of students who have
previously taught in class debriengs in the rst year of study is a central practi-
ce of becoming a teacher, this article asks: How are students brought to their
rst self-positioning in class debriengs? What are they made to talk about?
Which self-relationship is suggested to students in the request for an initial self-
positioning and how do they take up or negotiate this?
doi.org/10.35468/6161-07
«Wie geht es dir?» Eine standortvergleichende Adressierungsanalyse
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Following an understanding of professionalisation based on practice and sub-
jectication theory, two beginnings of audiographed lesson debriengs from
the rst year of study are interpreted in terms of analysis of address. e recon-
structions of the rst self-positionings show them as part of a pattern in which
the students are obliged to express their own feelings and learn to understand
themselves as novices.
Keywords: analysis of address; self-positioning; initial study phase; subjectica-
tion; lesson debrieng
1 Einleitung
Unterrichtsnachbesprechungen zählen zu einer Reihe von Reexionsformaten, die
inzwischen in der Lehrpersonenbildung etabliert sind und denen eine hohe Re-
levanz für die Professionalisierung angehender Lehrpersonen zugesprochen wird.
Konzeptionell werden Unterrichtsnachbesprechungen als Beratungs- und Reexi-
onsgespräche entworfen, die insbesondere darauf abzielen, Lerngelegenheiten be-
reitzustellen und eine (selbst)reexiv-kritische Auseinandersetzung mit eigenem
oder ‹fremdem› Unterricht bei Studierenden anzubahnen (Schnebel, 2009; Staub,
Waldis, Futter & Schatzmann 2014). Unterrichtsnachbesprechungen nden je
nach inhaltlich-konzeptioneller und organisationaler Ausgestaltung der schuli-
schen Praktika in unterschiedlichen Akteurskonstellationen statt. Neben einer
Studentin bzw. einem Studenten, die bzw. der den Unterricht gehalten hat und
der Praxislehrperson (Mentor:in) können auch Hochschullehrende sowie andere
Studierende eingebunden sein (Bach, 2020).
Unterrichtsnachbesprechungen sind seit den 2000er Jahren immer wieder Gegen-
stand von empirischen Untersuchungen. Diese Studien befassen sich mit Phasen
und Ablaufmustern dieser Gespräche (Brack, 2019; Fabel-Lamla, Kowalski &
Leuthold-Wergin, 2024; Schnebel, 2011; Schüpbach, 2007), mit der Lernwirk-
samkeit und den Kompetenzzuwächsen auf der Basis von Selbsteinschätzungen
der Studierenden (Staub et al., 2014) und der Frage von Reexion bzw. Reektie-
ren (Bauer, 2024; Beckmann & Ehmke, 2020; Fabel-Lamla & Leuthold-Wergin,
im Druck; Führer, 2020; Führer & Heller, 2018; Krieg & Kreis, 2014; Schüp-
bach, 2007).1 Als Grundstruktur der Gesprächsverläufe von Unterrichtsnachbe-
sprechungen, die im 4. oder 5. Semester im sogenannten Integrierten Semester-
praktikum stattfanden, arbeitet Brack heraus, dass nach Anmoderation durch den
Hochschuldozierenden zunächst eine «Erstpositionierung» (Brack, 2019, S.146)
der bzw. des unterrichtenden Studierenden erfolgt, bevor Rückmeldungen der
1 Einen detaillierten Überblick über den Forschungsstand zum Veröentlichungszeitpunkt des Bei-
trages gibt Küper (2022, S.46–61).
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Anca Leuthold-Wergin
Kommiliton:innen, der Praxislehrperson und der bzw. des Dozierenden folgen.
Mit «Erstpositionierung» bezeichnet Brack diejenigen Sprechakte der:des Studie-
renden, die:der zuvor unterrichtet hat, in denen sie sich
über den zuvor gehalte-
nen Unterricht gegenüber der Praxislehrperson, dem Hochschuldozierenden und
anderen Studierenden aus der Seminargruppe äussern, die in ihrem Unterricht
hospitieren und in denen sie eine zumeist vorläuge Position zur gehaltenen
Unterrichtsstunde und zum eigenen Lehrpersonenverhalten beziehen sowie Be-
gründungen dafür hervorbringen (vgl. Brack, 2019, S.146). Auch die Analyse
von Gesprächsverläufen von Unterrichtsnachbesprechungen in der Studienein-
gangsphase zeigte, dass nach einer Gesprächserönung durch eine Moderation
zunächst der bzw. die Studierende das Rederecht erhält, der bzw. die zuvor un-
terrichtet hat. Daran schliesst sich eine positive Einschätzungsrunde an, bevor
je nach Gruppe in unterschiedlicher Weise verfahren wird (Fabel-Lamla et al.,
2024
).
In allen von Brack aufgezeichneten Nachbesprechungen wird «früher oder später
eine Erstpositionierung der Studierenden, die zuvor unterrichtet hatte, eingefor-
dert» (Brack, 2019, S.139). Die Autorin schliesst daraus, dass «[d]ie Erstpositi-
onierung […] für die Form der Unterrichtsnachbesprechung wesensbestimmend
und insofern ihr Kernelement» darstellt (Brack, 2019, S.139). Wenn im Rahmen
des Projektes TriLAN untersucht wird, wie aus ehemaligen Schüler:innen im Ver-
lauf des dreijährigen BA-Studiums in der Schweiz Lehrpersonen werden und der
Erkenntnis von Brack gefolgt wird, gehört auch die erste Selbstpositionierung
der Studierenden, die unterrichtet haben, zu jenen (diskursiven) Praktiken des
Lehrperson-Werdens, die einer Analyse unterzogen werden müssen, um den Pro-
zess des Lehrperson-Werdens zu verstehen.
Dieser Beitrag wendet sich daher der ersten Selbstpositionierung von Studieren-
den, die zuvor unterrichtet haben und sich vor der Person oder Personengruppe
äussern, die ihren Unterricht beobachtet hat bzw. haben, zu. Ich frage danach:
1. Wie werden Studierende, die zuvor unterrichtet haben zur ersten Selbstpositi-
onierung in Unterichtsnachbesprechungen gebracht?
2. Worüber werden sie in der ersten Selbstpositionierung zum Sprechen gebracht?
3. Welches Selbstverhältnis wird Studierenden in der Auorderung zu einer ers-
ten Selbstpositionierung nahegelegt und wie greifen sie dies auf bzw. verhan-
deln dies?
Um diese Fragestellungen bearbeiten zu können, schliesse ich an einen praktiken-
und subjektivationstheoretischen Hintergrund an und greife auf einen mikroana-
lytischen empirischen Zugang zurück. Ich analysiere zwei Gesprächsanfänge von
Unterrichtsnachbesprechungen aus dem ersten Studienjahr mit der Adressierungs-
analyse. Aussichtsreich erscheint es, die Hervorbringung und das Re-Adressie-
rungsgeschehen der ersten Selbstpositionierung in Unterrichtsnachbesprechungen
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«Wie geht es dir?» Eine standortvergleichende Adressierungsanalyse
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im ersten Studienjahr zu untersuchen, da die Studierenden, die unterrichtet haben,
vermutlich in dieser Situation das erste Mal aufgefordert bzw. angeleitet werden,
diese Praktik auszuüben.
Im Beitrag gehe ich in vier Schritten vor. Zuerst wird der bisherige Forschungs-
stand von Erstpositionierungen in Unterrichtsnachbesprechungen im Studium
zum Lehrberuf auf seine Erkenntnisse für die Fragestellungen des Beitrages ge-
sichtet und die Fragestellung des Beitrages plausibilisiert (2). Im Anschluss daran
erläutere ich den theoretischen Rahmen des Beitrages, u. a. das poststrukturalis-
tische Verständnis von Subjektivierung. Zusätzlich wird der empirische Zugang
mit der Adressierungsanalyse beschrieben (3). Daran anschliessend werden zwei
Adressierungsanalysen von ersten Selbstpositionierungen in Unterrichtsnachbe-
sprechungen im ersten Studienjahr präsentiert (4.1 und 4.2) und vergleichend
betrachtet (4.3). Im letzten Schritt ordne ich die Befunde der empirischen Ana-
lysen in den Forschungsstand ein (5).
2 Zum Forschungsstand
Qualitativ-rekonstruktive Studien, die den Gesprächsvollzug von Unterrichts-
nachbesprechungen unter einer subjektivationstheoretischen Perspektive betrach-
ten und die erste Selbstpositionierung untersuchen, gehen den Fragen nach, wie
sich Studierende, die zuvor unterrichtet haben «zu dem zuvor gehaltenen Un-
terricht positionieren und vor welchen Ordnungen sie diese Positionierung(en)
begründen und zum wem sie sich dabei subjektivieren» (Brack, 2019, S.147),
wie Studierende am Beginn von Unterrichtsnachbesprechungen adressiert wer-
den und sie sich selbst positionieren (Bauer, 2024; Fabel-Lamla, Kowalski &
Leuthold-Wergin, 2021, 2024; Fabel-Lamla & Leuthold-Wergin, im Druck).
Diese Studien arbeiten mit Gesprächsaufzeichnungen von Unterrichtsnachbe-
sprechungen, an denen Hochschuldozierende, Praxislehrpersonen und der bzw.
die Studierende, der bzw. die unterrichtet hat sowie weitere Studierende aus der
universitären Seminargruppe teilnehmen, der bzw. die zuvor den Unterricht des
Studierenden beobachtet haben, und interpretieren die Gesprächsaufzeichungen
mit der Adressierungsanalyse.
Brack untersucht die Erstpositionierung an drei Eckfällen, die das Spektrum ihres
Datenkorpus von 14 Unterrichtsnachbesprechungen im Fach Deutsch, die im 4.
oder 5. Semester im sog. Integrierten Semesterpraktikum einer Pädagogischen
Hochschule in Baden-Württemberg an Grundschulen stattnden, abbilden. Ihre
Analysen zeigen, dass die Studierenden, die zuvor unterrichtet haben, eine Ge-
samteinschätzung zu ihrem gehaltenen Unterricht abgeben und diese unter Vorbe-
halt stellen oder auf eigene Empndungen gründen. Ihren Selbstpositionierungen
sind die Wissensordnungen des Zeitmanagements, der Klassenführung, der Mo-
tivation der Schüler:innen, der Kindorientierung, der Ergebnisorientierung sowie
doi.org/10.35468/6161-07
摘要:

Leuthold-Wergin,Anca"Wiegehtesdir?".EinestandortvergleichendeAdressierungsanalysezurHervorbringungundSubjektivierungStudierenderinUnterrichtsnachbesprechungenLeonhard,Tobias[Hrsg.]:Lehrer:inwerden.TrajektorienindenLehrberuf.BadHeilbrunn:VerlagJuliusKlinkhardt2025,S.202-222.-(StudienzurProfessionsfor...

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