Pfuetzner_2025_Die_Anfaenge_proletarischer

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Pfützner, Robert
Die Anfänge proletarischer Kinder- und Jugendliteratur – Emma Adlers Buch
der Jugend
Engelmann, Christina [Hrsg.]; Haberkorn, Tobias [Hrsg.]; Miethe, Ingrid [Hrsg.]: Proletarische Pädagogik.
Verhältnisbestimmungen, historische Experimente und Kontroversen sozialistischer Bildungskonzepte. Bad
Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 235-253
Quellenangabe/ Reference:
Pfützner, Robert: Die Anfänge proletarischer Kinder- und Jugendliteratur – Emma Adlers Buch der
Jugend - In: Engelmann, Christina [Hrsg.]; Haberkorn, Tobias [Hrsg.]; Miethe, Ingrid [Hrsg.]:
Proletarische Pädagogik. Verhältnisbestimmungen, historische Experimente und Kontroversen
sozialistischer Bildungskonzepte. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 235-253 - URN:
urn:nbn:de:0111-pedocs-329001 - DOI: 10.25656/01:32900; 10.35468/6162-12
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-329001
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Robert Pfützner
Die Anfänge proletarischer Kinder- und
Jugendliteratur – Emma Adlers Buch der
Jugend
1 Einleitung
Die politische Geschichte des Proletariats wurde lange hauptsächlich als Hel-
dengeschichte sozialistischer Männer geschrieben. Die pädagogische Geschichte
nahm Frauen mehr in den Blick, und doch waren Rosa Luxemburg (1871-1919)
und Clara Zetkin (1857-1933) nahezu die einzigen Frauen, denen der Aufstieg
auf den Olymp des Sozialismus gelang. In den letzten Jahrzehnten hat sich das
ein wenig geändert; die Rolle von Frauen in der sozialistischen Bewegung des 19.
und 20. Jahrhunderts wurde stärker thematisiert: Von Lilly Braun über Emma
Goldman, Alexandra Kollontai, Beatrice Webb bis hin zu Anna Siemsen und an-
deren liegen umfangreiche Arbeiten vor (zum aktuellen Überblick vgl. Günther
& Streichhahn, 2023). Merkwürdig am Rande steht dabei eine Sozialistin, deren
Beitrag vor allem zur Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie noch der
Aufarbeitung harrt: Emma Adler. Die polyglotte, journalistisch und publizistisch
tätige Sozialdemokratin steht im Schatten ihres Ehemannes, Victor Adler (1852-
1918), aus dem sich die Wahrnehmung Emma Adlers bisher nicht wirklich befrei-
en konnte. Nur wenige Arbeiten zu ihr, keine davon monographisch, liegen vor
(Böck, 1996; Geber, 2013; Lauritsch, 2006).
Erschwert wird dieses Unternehmen dadurch, dass es nur wenig publizierte Texte
von Adler gibt, in denen sie ihre politischen Gedanken explizit vermittelt oder zu
Fragen der Zeit Stellung bezieht. Ihre Haupttätigkeiten waren publizistischer und
übersetzerischer Natur, so dass sich Adlers Positionen mehr anhand der Auswahl
der von ihr veröentlichten und übersetzten Texte rekonstruieren lässt, als an den
wenigen eigenen Werken. Eines dieser Herausgeberwerke, in dem auch Texte aus
der Feder Adlers zu nden sind, ist das 1895 erschienene Buch der Jugend.
Es handelt sich um eines der ersten1 sozialistischen Kinder- und Jugendbücher
im deutschen Sprachraum, dessen Rezeption jedoch überraschend gering zu sein
1 Diese Behauptung ist mit Vorsicht aufzustellen, denn auch wenn Adlers Buch die erste Sammlung
von Texten zu sein scheint, die sich aus sozialistischer Perspektive an Kinder und Jugendliche rich-
tet, so gab es doch schon vorher Bücher für Kinder, die in der sozialdemokratischen Presse bewor-
ben wurden. Dabei scheint es sich aber um Bilderbücher für Kinder zu handeln (z. B. Roßbach &
Berg, 1877). An dieser Stelle besteht weiterer Forschungsbedarf.
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scheint.2 Dabei wurde das Buch im Vorwärts mehrfach in Anzeigen als Weih-
nachtsgeschenk für die proletarische Jugend angepriesen (in mehreren Dezember-
ausgaben 1895) und in einer Rezension in der österreichischen Arbeiter-Zeitung
vom 16.11.1895 kurz nach seinem Erscheinen durchaus positiv gewürdigt3:
„Seit langem fühlen die Sozialdemokraten das Bedürfnis, ihrer heranwachsenden Jugend
ein Buch in die Hand geben zu können, das frei ist von jeder Tendenz zu Gunsten der
besitzenden Klassen. In dem schmucken Bande, den Frau Emma
Adler herausgegeben
hat, liegt der erste Versuch vor, und man kann erfreut berichten, wie glücklich und tre-
lich er gelungen ist. Eine Reihe von Sozialisten aus allen Ländern und bekannte und
vorurtheilslose Schriftsteller haben sich vereinigt, um ein Buch zu schaen, das keine
plumpe Agitationsschrift, sondern in jedem einzelnen Beitrag ernsthaft und künstlerisch
empfunden ist.“ (zit. in Blumesberger, 2019, S. 34)
Eine zweite, kritischere, Würdigung ndet sich einige Jahre später in einem Auf-
satz von Sjonkje Troelstra (Troelstra, 1901, S. 719), auf den ich später zurück-
kommen werde.
In meinem Aufsatz will ich dieses Buch einer pädagogischen Lektüre unterziehen.
In diesem Sinne stellt sich die Frage danach, wer die Position der Erzieherinnen
und Erzieher einnehmen soll – in diesem Fall die Autorinnen und Autoren – und
wer die zu Erziehenden sind. Die zweite Frage lässt sich – mit Blick auf den Un-
tertitel des Buches – schnell klären: Es sind die Kinder und Jugendlichen des Pro-
letariats. Wer aber wird von Adler als legitim erachtet, diese zu erziehen? Dieser
akteursanalytischen Frage will ich in diesem Aufsatz nachgehen.
Die zweite Frage betrit die Aneignungsgegenstände, also das, was gelernt werden
soll. Damit bewege ich mich auf einer inhaltsanalytischen Ebene. Zuletzt gilt es der
formanalytischen Frage nach der Gestaltung des Erziehungsverhältnisses nachzu-
gehen: Wie werden die Inhalte präsentiert, um Lernprozesse bei den Lesenden zu
evozieren (vgl. Bach 2022, S. 61.)?
Bevor ich diese pädagogische Analyse beginne, gilt es, Emma Adler als Herausge-
berin vorzustellen und das Buch im diskursiven Kontext seiner Entstehungszeit
zu verorten.
2 So ist am 3. März 1935 im Nachruf auf Adler in der Arbeiterzeitung (2 (9), S. 8) zwar zu lesen, dass
sie „eine geistig überaus hochstehende Frau“ gewesen sein, und als „Schriftstellerin vor allem durch
ihr Buch über die Frauen in der französischen Revolution bekannt“ geworden sei – andere Texte
oder gar das Buch der Jugend werden jedoch nicht erwähnt.
3 Trotz der Anzeigen im Vorwärts ndet sich keine Rezension des Buches in der sozialdemokratischen
Presse Deutschlands (zumindest konnten von mir keine in den von der Friedrich-Ebert-Stiftung
digitalisierten Publikationen ausgemacht werden (https://collections.fes.de/historische-presse/nav/
index)).
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2 Emma Adler und die sozialistische Bildungsdebatte
2.1 Emma Adler – Zur Person
Emma Adler (geb. Braun) wurde am 20. Mai 1858 im habsburgisch-ungarischen
Debrecen/Debrezin in eine liberale jüdische Unternehmerfamilie geboren. 1878
heiratete sie Victor Adler, den späteren Vorsitzenden der Sozialdemokratischen
Partei Österreichs. Sie war in der sozialdemokratischen Arbeiter- und insbeson-
dere Arbeiterinnenbewegung aktiv, in Arbeiterbildungsvereinen, in denen sie –
die mehrere Sprachen ießend beherrschte – Sprachunterricht gab. Sie war als
Übersetzerin und als Autorin tätig; seit 1886 Mitarbeiterin in der Redaktion der
Gleichheit – Sozialdemokratisches Wochenblatt und der Arbeiter-Zeitung sowie von
1909 bis 1917 verantwortlich für die Jugendbeilage der Arbeiterinnen-Zeitung.
Adler war schon vor der Herausgabe des Buchs der Jugend publizistisch tätig, zum
Teil unter Pseudonym. Ihre erste Monographie befasste sich mit Goethe und Frau
von Stein (Adler, 1887) und ihr wohl am stärksten wahrgenommenes Buch han-
delte von den Frauen in der Französischen Revolution (Adler, 1906). Nach dem
Buch der Jugend gab sie zwei weitere Jugendbücher heraus: Feierabend (Adler,
1902) und Das neue Buch der Jugend (Adler, 1912).
Emma Adler starb am 23. Februar 1935 in Zürich. Ihr Nachlass ist bisher nicht
systematisch aufgearbeitet und wird im Verein für die Geschichte der Arbeiterbe-
wegung in Wien verwahrt.
Anders als ihre Altersgenossin Clara Zetkin war Adler in den bildungspolitischen
Auseinandersetzungen innerhalb der Sozialdemokratie wenig präsent. Weder hielt
sie Reden auf Parteikongressen noch schrieb sie programmatische Artikel in der
sozialdemokratischen Presse. Ihre Zurückhaltung in diesen (partei)öentlichen
Angelegenheiten begründet sie in ihren unveröentlichten Erinnerungen:
„Ich habe immer eine Abneigung vor der Öentlichkeit gehabt […]. Geschrieben habe
ich leidenschaftlich gerne und da gab ich mich meinen hohen Gedanken für Gleichheit,
Freiheit u. Brüderlichkeit hin. Besonders wandte ich mich gerne an Kinder und Frauen,
denn ich fühlte ganz unbewußt, dass die Männer noch weit davon entfernt sind, die
Frauen als geistig gleichberechtigte Wesen zu betrachten, so schöne Worte sie auch zu
nden wissen, wenn sie öentlich darüber reden.” (zit. in Böck, 1996, S. 93)
Und die Männer fanden nicht nur schöne Worte, wie den Parteitagsprotokollen
allenthalben zu entnehmen ist. Trotz ihrer Zurückhaltung gebührt Adler ein be-
sonderer Platz, denn sie hat dieses wohl erste proletarische Kinder- und Jugend-
buch unbeirrt von den Kontroversen um dieses ema herausgegeben.
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摘要:

Pfützner,RobertDieAnfängeproletarischerKinder-undJugendliteratur–EmmaAdlersBuchderJugendEngelmann,Christina[Hrsg.];Haberkorn,Tobias[Hrsg.];Miethe,Ingrid[Hrsg.]:ProletarischePädagogik.Verhältnisbestimmungen,historischeExperimenteundKontroversensozialistischerBildungskonzepte.BadHeilbrunn:VerlagJulius...

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