SchneiderBoye_et_al_2025_Eltern_Zusammen_Arbeit

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Schneider Boye, Salome; Leonhard, Tobias; Herzmann, Petra
Eltern – Zusammen – Arbeit? Studentische Positionierungen am Übergang in
den Beruf
Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius
Klinkhardt 2025, S. 370-405. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Schneider Boye, Salome; Leonhard, Tobias; Herzmann, Petra: Eltern – Zusammen – Arbeit?
Studentische Positionierungen am Übergang in den Beruf - In: Leonhard, Tobias [Hrsg.]: Lehrer:in
werden. Trajektorien in den Lehrberuf. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 370-405 - URN:
urn:nbn:de:0111-pedocs-328886 - DOI: 10.25656/01:32888; 10.35468/6161-11
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328886
https://doi.org/10.25656/01:32888
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Salome Schneider Boye, Tobias Leonhard
und Petra Herzmann
Eltern – Zusammen – Arbeit? Studentische
Positionierungen am Übergang in den Beruf
Zusammenfassung
Im Beitrag wird unter einer subjektivierungstheoretischen Perspektive unter-
sucht, wie Studierende am Übergang zum Berufseinstieg Elternzusammenarbeit
antizipieren und sich dazu positionieren. Die Datengrundlage der Analysen bil-
den Interviews von Studierenden zum Ende ihres Studiums zur Lehrer:in. Ein
zweistuges Analyseverfahren ermöglichte mittels einer qualitativ strukturieren-
den Inhaltsanalyse die kategorial systematisierte Beschreibung der Äusserungen
der Studierenden, während mit der Adressierungsanalyse Positionen und Rela-
tionen zur Zusammenarbeit mit Eltern herausgearbeitet wurden. Anhand von
kontrastiven Fällen konnten als asymmetrisch und symmetrisch entworfene Ver-
hältnisse zu den Eltern nachgezeichnet werden. Auch Konzeptionen der Kinder
und ihrer Eltern als erziehungsfähig und erziehungsbedürftig liessen sich neben
antizipierten Herausforderungen und verschiedenen Modi der Ausgestaltung
des Verhältnisses rekonstruieren.
Schlagwörter: Lehrer:innenbildung; Berufseinstieg; Erziehung; Elternzusam-
menarbeit; qualitative Inhaltsanalyse; Adressierungsanalyse
Summary
is article uses a subjectication perspective to examine how students antici-
pate and position themselves in relation to parent-teacher cooperation at the
transition into teaching. e data basis for the analyses is formed by interviews
with students at the end of their teacher education training. A two-stage ana-
lysis procedure was chosen to enable a categorically systematized description of
the students’ statements by means of a qualitative structuring content analysis,
while the analysis of address was used to analyze the prospective positions and
relations to cooperation with parents. Using contrasting cases, asymmetrical and
symmetrically anticipated relationships with parents could be traced. In addition
to anticipated challenges and the anticipated mode of shaping the relationship,
conceptions of children and parents as capable or in need of education were also
reconstructed.
doi.org/10.35468/6161-11
Eltern – Zusammen – Arbeit?
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Keywords: teacher education; career entry; education; parents; parent-teacher
cooperation; qualitative content analysis; analysis of address
1 Einleitung
Pädagogische Hochschulen der Schweiz stehen regelmässig in der öentlichen
Kritik. Neben den üblichen zuschreibenden Topoi wie ‹Praxisferne› und ‹eo-
rielastigkeit› ist die mangelnde Vorbereitung auf die Arbeit mit Eltern ein mit
grosser Regelmässigkeit wiederkehrendes ema. Im Schweizer Printmagazin
«Beobachter»1 (Heft 07/24) folgte jüngst auf «Problemzone 1: zu wenig praktische
Ausbildung» (S. 15) direkt «Problemzone 2: zu wenig vorbereitet auf Elternarbeit»
(S. 16):
«Eine Primarlehrerin, die seit zwei Jahren unterrichtet, erinnert sich «mit Grausen» an
ihre Ausbildung an der PH. […] Anders als die Schulübungen [sic, bezieht sich auf das
Studium] sei die Wirklichkeit nun einmal oft koniktgeladen. «Ich musste mir nachträg-
lich alle Fertigkeiten selbst erarbeiten, damit es funktioniert.»» (S. 16–17)
Für den vorliegenden Beitrag sind solche öentlichen Verhandlungen vor allem
als Hinweis darauf zu lesen, dass das Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus
von gesellschaftlicher Relevanz ist. Dass der ‹Umgang mit Eltern›2 aber während
der Ausbildung zur Lehrer:in weder an der Hochschule noch im Praktikum Teil
d
er alltäglichen Praxis ist und sein kann, lässt sich zum einen damit begründen,
dass aufgrund des Beurteilungscharakters der Ausbildung eine Begrenzung der
beruichen Verantwortung im Studium stattndet (Keller-Schneider, 2020).
Zum anderen ist ein Studium, auch wenn es massgebliche Ausbildungsanteile
enthält, eine eigenständige Praxis, die sich kategorial von der beruichen Pra-
xis von Lehrer:innen unterscheidet. Die Ausbildung kann also nur begrenzt auf
den Einstieg in die eigenverantwortliche Berufstätigkeit vorbereiten (ebd.). Zu-
gleich gerät nicht selten aus dem Blick, dass die Inhalte des Studiums ‹material›
durchaus einen wesentlichen Teil der Vorbereitung darstellen, weil sie fachliche,
fachdidaktische und erziehungswissenschaftliche Argumente und Begründungen
für die eigene Arbeit liefern könnten. Bezugnehmend auf das Konzept der Ent-
wicklungsaufgaben ist jedoch plausibel, dass die Elternzusammenarbeit3 eine mit
1 https://www.beobachter.ch [Zugri: 16.08.2024]
2 Mit «Eltern» werden jene Erwachsenen bezeichnet, die in der Zusammenarbeit mit der Schule als
Eltern des Kindes agieren und (zumeist auch die rechtliche) Erziehungsverantwortung für das Kind
innehaben.
3 Wir verwenden in diesem Beitrag den Begri der ‹Elternzusammenarbeit› auf der Basis des Plausi-
bilitätsarguments, dass Alternativen zur ‹Zusammenarbeit› kaum denkbar sind. Wir sind uns aber
auch der damit verbundenen normativen Auadung der Bezeichnung ‹Zusammenarbeit› bewusst
(vgl. Kap. 2.1).
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Salome Schneider Boye, Tobias Leonhard und Petra Herzmann
dem Be
rufseinstieg verbundene Herausforderung darstellt. Die empirischen Be-
funde von Košinár (2022), die aufzeigen konnte, dass die Bewährung im Berufs-
einstieg ein geteiltes Orientierungsproblem der befragten Studierenden darstellt
und die von Leineweber et al. (2021) identizierten Anforderungen des Meisterns
des Berufseinstiegs mit vollumfänglicher Verantwortungsübernahme, verweisen
insgesamt darauf, dass der Berufseinstieg und der damit verbundene Wandel der
Anforderungen eine anspruchsvolle Phase darstellt.
Die Studierenden des TriLAN-Samples standen im Frühsommer 2023 nach drei
Jahren Studium kurz vor ihrem Einstieg in die eigenverantwortliche Tätigkeit
als Lehrer:in. In ihrem Abschlussinterview4 blickten sie auf drei Jahre Studium
zurück und antizipierten dort zugleich ihren bevorstehenden Berufseinstieg und
u. a. die Arbeit mit Eltern. Mit dem Ende des Studiums endete auch ihre Zeit als
Student:in und Praktikant:in der Pädagogischen Hochschule. Während sie in die-
sem Zeitraum in den verschiedenen Praktika zwar aufgefordert waren, sich durch-
aus spannungsreich in diesen Subjektformen zu bewähren (Güvenç & Leonhard,
2023), ist im einphasigen System der Lehrer:innenbildung der Schweiz mit dem
Berufseinstieg oft5 die Übernahme der vollumfänglichen Verantwortung für eine
Schulklasse verbunden, was die Berufseinsteigenden dann auch zur Ansprechper-
son für die Eltern der Schüler:innen macht.
Dieser Übergang der Studierenden in die eigenverantwortliche Lehrtätigkeit inte-
ressiert uns im vorliegenden Beitrag, da «Subjektpositionen an Übergängen noch
nicht denitiv feststehen. Sie sind gekennzeichnet von Undeutlichkeit und Ambi-
guität, müssen um- und erkämpft und neu ausverhandelt werden» (Wanka, 2020,
S. 196), sie sind aber auch Anlässe der Entwicklung prospektiver Vorstellungen
zu neuen Aufgaben. Da der Übergang den Studierenden zum Zeitpunkt der Ab-
schlussinterviews noch bevorstand und ihr Berufseinstieg nicht mehr Untersu-
chungsgegenstand des auf das Studium gerichteten TriLAN-Projekts war, wer-
den im Beitrag anhand der Abschlussinterviews vor allem die Selbstverhältnisse
der Studierenden bezogen auf Elternzusammenarbeit und ihre prospektiven Positio-
nierungen einer zweistugen Analyse unterzogen. Eine solche Untersuchung ist
in zwei Hinsichten lohnend: Zum einen lässt sich damit herausarbeiten, wie die
Kon stellation von Schule und Elternhaus zum Gegenstand des Studiums wur-
de und wie sich die Studierenden am Ende des Studiums darauf beziehen. Zum
anderen wird eine empirische Grundlage erarbeitet, um die im Rahmen des Fol-
geprojekts TriLSA (Trajektorien im Lehrberuf – Subjektivierung in schulischen
4 Die vollständigen Interviews stehen als Open Research Data unter https://www.swissubase.ch/de/
researcher/my-studies/13952/19998/datasets/2492/3068/overview zur Verfügung.
5 Viele berufseinsteigende Lehrer:innen arbeiten als Klassenlehrer:in, so übernehmen beispielsweise
83% der abgehenden Studierenden der Pädagogischen Hochschule Zürich mit einer Anstellung als
Lehrer:in eine Anstellung als Klassenlehrer:in (Stühlinger & Selvachandran, 2023). Bisweilen teilen
sie sich diese mit einer erfahrenen Lehrperson.
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Anerkennungsordnungen) untersuchen zu können, wie diese Positionen in der
Verantwortlichkeit als Lehrer:in in situ und im zeitlichen Verlauf ausgestaltet und
ggf. modiziert werden.
Folgendes Vorgehen liegt unserem Beitrag zugrunde: Im anschliessenden Kapitel
2 werden zentrale Aspekte des Verhältnisses von Schule und Lehrer:innen mit
Eltern unter dem Kernaspekt der Generationalität dargestellt, rechtliche Rahmen-
bedingungen ergänzend eingeführt und aktuelle Forschungsbefunde zum Verhält-
nis zwischen Eltern und Lehrer:innen aufgegrien. In Kapitel 3 wird dann me-
thodologisch plausibilisiert, warum die Untersuchung der Interviewaussagen mit
einem adressierungstheoretischen Zugang nicht nur eine Passung zur TriLAN-
Konzeption aufweist, sondern auch im vorliegenden Fall prospektiver Adressie-
rungen (ktiver) Eltern und Zusammenarbeitsverhältnisse eine aussichtsreiche
Perspektive darstellt. Der Darstellung des Untersuchungsdesigns in Kapitel 4 fol-
gen die Ausführungen zu den Ergebnissen in Kapitel 5. Dabei werden ausgehend
von der Breite der inhaltsanalytisch gewonnenen emenstrukturierung eltern-
arbeitsbezogene Kernaussagen von drei Studierenden feinanalytisch rekonstruiert.
In Kapitel 6 werden die Ergebnisse zusammengefasst und diskutiert. Der Beitrag
schliesst mit der Formulierung von Fragehorizonten für die Untersuchung der im
Verlauf des ersten Studienjahres erfolgenden in situ-Interaktionen zwischen den
Berufseinsteigenden und den je beteiligten Eltern(-gruppen).
2 Konzepte und Befunde zur Zusammenarbeit von Eltern und
Schule
Im Folgenden werden in zwei Abschnitten Grundlagen der Elternzusammenar-
beit dargestellt, die im Sinne sensibilisierender Konzepte die folgende Analyse
vorbereiten. Es ist dies einerseits das Strukturproblem der Generationalität (2.1),
andererseits eine Analyse der rechtlichen Regelungen des Verhältnisses von Schule
und Elternhaus mit dem damit verbundenen Erziehungsauftrag im deutschspra-
chigen Raum (2.2). Darauolgend zeigt der Überblick über den Forschungsstand
(2.3) Befunde zum Verhältnis von Eltern und Lehrer:innen auf.
2.1 Eltern und Lehrer:innen und das gesellschaftliche Strukturproblem der
Generationalität
Die Zusammenarbeit der Schule bzw. der Lehrer:innen mit den Eltern der
Schüler:innen, in besonderem Masse in der frühen Bildung und mit dem Kinder-
garten und der Primarstufe in den ersten staatlich verantworteten Institutionen,6
6 Der zweijährige Kindergarten ist in der Schweiz Teil der Volksschule und in einem Grossteil der
Schweizer Kantone für alle Kinder obligatorisch (EDK, 2022b)
doi.org/10.35468/6161-11
摘要:

SchneiderBoye,Salome;Leonhard,Tobias;Herzmann,PetraEltern–Zusammen–Arbeit?StudentischePositionierungenamÜbergangindenBerufLeonhard,Tobias[Hrsg.]:Lehrer:inwerden.TrajektorienindenLehrberuf.BadHeilbrunn:VerlagJuliusKlinkhardt2025,S.370-405.-(StudienzurProfessionsforschungundLehrer:innenbildung)Quellen...

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