Heinze_2009_Bildungsgeschichte_Krebsgang

2025-04-14 0 0 7.17MB 20 页 5.8玖币
侵权投诉
Heinze, Kristin
Bildungsgeschichte als "Krebsgang": Die Rezeption des Philanthropismus'
durch Matthäus Cornelius Münch
Caruso, Marcelo [Hrsg.]; Kemnitz, Heidemarie [Hrsg.]; Link, Jörg-Werner [Hrsg.]: Orte der
Bildungsgeschichte. Bad Heilbrunn : Klinkhardt 2009, S. 91-109
Quellenangabe/ Reference:
Heinze, Kristin: Bildungsgeschichte als "Krebsgang": Die Rezeption des Philanthropismus' durch
Matthäus Cornelius Münch - In: Caruso, Marcelo [Hrsg.]; Kemnitz, Heidemarie [Hrsg.]; Link,
Jörg-Werner [Hrsg.]: Orte der Bildungsgeschichte. Bad Heilbrunn : Klinkhardt 2009, S. 91-109 - URN:
urn:nbn:de:0111-pedocs-99479 - DOI: 10.25656/01:9947
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-99479
https://doi.org/10.25656/01:9947
Nutzungsbedingungen Terms of use
Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und
beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist
ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch
bestimmt. Die Nutzung stellt keine Übertragung des Eigentumsrechts an
diesem Dokument dar und gilt vorbehaltlich der folgenden Einschränkungen:
Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle
Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz
beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise
abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder
kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen,
vertreiben oder anderweitig nutzen.
We grant a non-exclusive, non-transferable, individual and limited right to
using this document.
This document is solely intended for your personal, non-commercial use. Use
of this document does not include any transfer of property rights and it is
conditional to the following limitations: All of the copies of this documents must
retain all copyright information and other information regarding legal
protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for
public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform,
distribute or otherwise use the document in public.
Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die
Nutzungsbedingungen an. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of
use.
Kontakt / Contact:
peDOCS
DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
Informationszentrum (IZ) Bildung
E-Mail: pedocs@dipf.de
Internet: www.pedocs.de
Kristin Heinze
Bildungsgeschichte als „Krebsgang":
Die Rezeption des Philanthropismus' durch
Matthäus Cornelius Mönch
Neue Ansätze in der Pädagogik beanspruchen immer eine Verbesserung der
pädagogischen Theorie und Praxis. Die mit den jeweiligen Konzeptionen
verbundenen Wirkungserwartungen werden deshalb zumeist durch eine wis-
senschaftlich begründete Verortung bzw. die Abgrenz
un
g des Alten gegen-
über dem Neuen oder Bewährten aufgewiesen. In seinem Universal-Lexicon
der Erziehungs- und Unterrichtslehre
für
ältere und
jüng
ere chri
st
liche
Vo
lk
sschullehrer von 1841/42 (1. Auflage) 1 entwickelt Matthäus Comelius
Münch einen pädagogischen Ansatz
auf
der Grundlage der katholischen
Theologie und legitimiert diesen einerseits durch einen bildungshistorischen
Rückgriff
auf
August Hermann Francke und andererseits durch die Kritik am
Philanthropismus. Von dieser spezifischen Sichtweise aus unternimmt
Münch eine Bewertung der bildungsgeschichtlichen Entwicklung,
di
e durch
das Kommunikationsmedium Lexikon als relativ feststehend wahrgenommen
wird.
Im Zentrum des Beitrages steht die Rekonstruktion der bildungshistorischen
Begründung von Münchs pädagogischem Ansatz durch die Abwertung des
Philanthropismus
'.
Zunächst soll jedoch
auf
die Herausbildung der pädagogi-
schen Fachlexikographie und deren Bedeutung für die Etablierung pädagogi-
scher Wissensbestände eingegangen werden.
18
44-1
845 erschien die 2., rev. , verb. und verm. Auflage des Lexikons und 1858- 1860
ei
ne
3
.,
umgea
rb.
und ve
rm
. Fass
un
g,
hrsg. von Hermann Th. Loe.
In der 3. Auflage findet
im
Vergleich zu den vorherigen Auflagen eine Öffnung gegenüber
a
nd
eren Richtungen, vo
rn
ehmlich der evange
li
schen Pädagogik, statt. Daneben zeigt auch
der Wegfa
ll
einiger Artikel, dass zunehm
en
den Ablösungsprozessen der Schule von der Kir-
che bzw. der zunehmenden Säkularisierung nach d
er
Revoluti on von 1848 Rechnung getra-
gen wurd
e.
Spezifisch religiöse Themen entfielen zugunsten einer stärkeren Akzentuierung
a
ll
geme
in
pädagogischer bzw. wurden zusa mmenge
fa
sst oder gekürz
t.
Di
e Kürz
un
gen be-
treffen
v.
a. etliche
in
der
1.
und
2.
Auflage häufig verwendete Verweise
auf
di
e Bibel und
Zitate aus derselben, biblische Vergleiche und Erklärungen sowie Referenzste
ll
en
a
uf
andere
Autoren oder dagogische Zeitschriften und Anmerkungen. Viele Artikel, die sieb sehr
ausführl
ic
h mit einzelnen Unterrichtsgegenständen und ihren Methoden befassen, wurden
gleichfalls gekü rzt.
Di
e 3. Auflage untersch
ei
det sich von den vo
rh
e
ri
gen außerdem durch
die Aufnahme eines Anhangs mit biographischen Angaben zu für das Schulwesen und die
Pädagogik bedeutenden Personen.
92
1
Kristin
Heinze
1. Die
beginnende
Systematisierung
pädagogischer
Wissensbestände
im 18.
Jahrhundert
Die großen Systematisierungsleistungen
in
Form von Klassifikationssyste-
men, Thesauri und anderen Formen von Wissenskorpora fallen in die Zeit der
Aufklärung, wobei als entscheidende Ursache die „Kumulation des Wissens"
anzusehen ist (vgl. Haug 1993,
S.
12f.). Mit der beginnenden Ausdifferenzie-
rung der Wissenschaften werden die fachspezifischen Wissensbestände
in
entsprechenden Kompendien zusammengeführt und systematisiert. Als das
erste deutschsprachige pädagogische Fachlexikon ist Carl Daniel Küsters
1774 erschienenes Sittliches Erziehungs-Lexicon anzunehmen. Wie dieses
Lexikon wurden mit Ausnahme des von D. Reuter 1811 herausgegebenen
Kompendiums auch die nachfolgend erscheinenden Nachschlagewerke von
Gottfried Immanuel Wenzel (1797), Johann Christoph Friedrich Baumgarten
(1828), Johann Georg Christian Wörle (1835) und Matthäus Cornelius
Münch (1841-1842; 1844-1845; 1859-1860, Bearbeitung von Hermann Th.
Loe) monographisch,
d.
h. eigenständig von einem oder zwei Autoren, und
nicht als Herausgeberwerk verfasst2. Letzterer Publikationstyp überwiegt erst
ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute (vgl. Lenzen, Rost 1998,
S.
2016-2028).
Für die pädagogische Geschichtsschreibung sind Wörterbücher außerordent-
lich aufschlussreiche Quellen3. Sie beginnen „in den meisten Fällen eine sich
2 Die Übersicht zu den pädagogischen bzw. erziehungswissenschaftlichen Nachschlagewer-
ken in deutscher Sprache von Lenzen und Rost 1998 muss
in
einigen Teilen ergänzt bzw.
revidiert werden: Das Sittliche Erziehungs-Lexicon von Küster ist als das nach dem bisheri-
gen Stand zuerst erschienene Fachlexikon aufzunehmen; bei Wenzels Pädagogischer Ency-
clopädie sind vereinzelt Literaturangaben
im
Text enthalten; bei Reuters Arbeit liegt kein
monographisches Unternehmen vor (vgl. Lenzen, Rost 1998,
S.
2016), sondern dieses Lexi-
kon ist eine Sammlung von Werkausschnitten und Zitaten von ca. 100 Autoren. Den breite-
sten Raum nehmen Niethammer (vgl. die Lemmata: Weibliche Erziehung, Erziehungsunte
r-
richt, Gedächtnißübung, Humanismus, Philanthropinismus), Sailer (vgl. Intellektuelle Er-
ziehung, Moralisch e Erziehung, Weibliche
Er
ziehung, Religion), Gutsmuths (vgl. Gy mna-
stik, Industrieschulen, Spiele) und Schwarz ein (vgl. Erziehung, Religiöse Erziehung, Mäd-
chenunterric
ht
, Pestalozzi, Sinniibungen, Sprachunterricht); der Standort des Wörterbuchs
von Baumgarten kann inzwischen nachgewiesen und dieses somit berücksichtigt werden;
bei den Angaben zum Autor des Universal-Lexicons, Münch, liegen Deskriptionsfehler vor.
Münch war nicht ehern. [aliger] Seminarrektor f.[ür] Schulaufseher
[„.]",
sondern „vor-
mal.[iger] Seminar-Rektor, k.[öniglicher] Schulenaufseher [.]", und auch der Titel der drit-
ten Auflage wurde nicht richtig übernommen.
3 Lenzen und Rost charakterisieren den Quellenwert von Lexika und alphabetisch geordneten
enzyklopädischen Handbüchern als „beträchtlich, dies insbesondere wegen weltanschauli-
cher (konfessioneller, nationaler
u.
a.) Orientierungen" (Lenzen, Rost l 998,
S.
2013). Auch
Bildungsgeschichte als ,,Krebsgang" 1
93
langsam entwickelnde Serie",
d.
h.
die jeweils neuen Lexika kopieren einer-
seits bestimmte ältere Aussagen, gleichzeitig werden aber neue Bedeutungen
aufgenommen und somit mehrere temporale Schichten" gebildet (Koselleck
2002,
S.
46). Aus der Analyse der in den Wörterbüchern und Lexika reprä-
sentierten fachlichen Wissensbestände bzw. Kenntnissysteme lässt sich somit
das
in
den Wörterbüchern, Lexika und Enzyklopädien vermittelte enzyklopä-
di
sche Wissen einer bestimmten Zeit erfassen, denn
in
die Fachlexikographie
findet das Fachwissen ebenso Eingang wie das individuelle Erfahrungs-und
Alltagswissen des jeweiligen Autors bzw. der jeweiligen Autoren (vgl.
Schaeder 1994,
S.
71
; Linke, Nussbaumer, Portmann 1991,
S.
227). Gemein-
sames Charakteristikum dieser Wissensinhalte ist, dass es sich immer
um
eine Art von [ ... ] ,Objekt-Wissen' handelt" bzw. um Begriffe, deren diszi-
plinäre[r] Bezug unstrittig ist" (Herzog 2005,
S.
676).
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Lexika durch ihren insgesamt „nor-
mativen" und kollektiven" Charakter für allgemeine Aussagen über die
fachliche bzw. auch die ge
se
llschaftliche Geltung des hier vermittelten bil-
dungsgeschichtlichen Wissens vor allem deshalb attraktiv sind, weil die hier
versammelten Lemmata nicht nur einen dahinterstehenden, oft weitertradier-
ten Kontext einbeziehen (vg
l.
Kalverkämper 1998,
S.
17) und sich damit die
„kognitive Gestalt einer Disziplin [ .
..
) erfassen" lässt (vgl. Herzog 2005,
S.
676), sondern weil sieb hier zud em ideologisch unterschiedliche Positio-
nen widerspiegeln (vgl. Reichardt 1985 ,
S.
86f.)4.
„Erziehungswissen" ist dabei in
be
sonderer Weise „an pragmatische Erfah-
rungsbereiche mit existentieller Bedeutung zurückgebunden" und durch die
Wiederkehr jener Topoi" gekennzeichnet, die sich besonders gut für die
Erzeugung und Bearbeitung von pädagogischen Erwartungen eignen" (Oel-
kers 1995,
S.
17). Gerade die Autoren dagogischer Wörterbücher assoziie-
ren mit dem enzyklopädischen Wissen ein Handlungswissen bzw. Hand-
lun
gsfo
lg
ewissen der Adressaten, d. h. s
ie
verbinden mit ihrem Text einen
Handlungswert oder „Kausalannahmen" und sprechen ihre potentiellen Rezi-
pi
enten oft direkt
an
(vgl. eb
d.
,
S.
17, l 9ff.)5. Interessant ist
in
di
esem Zu-
sammenhang, dass die Autoren der Lexika bis ins 20. Jahrhundert oft zu-
gleich
im
pädagogischen Handlungsfeld tätig waren und das
in
den Lexika
Herzog verweist
auf
den „methodischen Vorzug" dieser Repräsentationssystem
e,
da
hi
er
„die konsolidierten Gebiete einer
Di
sziplin E
in
gang [finden]" (vg
l.
Herzog 2005,
S.
676).
4 Bemerkenswe
rt
ist
z.B.
auch, dass bis
in
di
e 70er Jahre des 20. Jahrhunderts
„i
mmer noch
weltanschaulich gebundene" pädagogische Nachschlagewerke ersche
in
en (vg
l.
Lenzen, Rost
1998, S. 2013).
5 Vg
l.
z
.B
. Münch 1841: [
..
. ] für ältere und ngere christliche Volkssc
hullehrer[
...
]". Zur
Analyse pädagogischer Fachlexika vg
l.
ausführlich Heinze 2008.
摘要:

Heinze,KristinBildungsgeschichteals"Krebsgang":DieRezeptiondesPhilanthropismus'durchMatthäusCorneliusMünchCaruso,Marcelo[Hrsg.];Kemnitz,Heidemarie[Hrsg.];Link,Jörg-Werner[Hrsg.]:OrtederBildungsgeschichte.BadHeilbrunn:Klinkhardt2009,S.91-109Quellenangabe/Reference:Heinze,Kristin:Bildungsgeschichteals...

展开>> 收起<<
Heinze_2009_Bildungsgeschichte_Krebsgang.pdf

共20页,预览4页

还剩页未读, 继续阅读

声明:本站为文档C2C交易模式,即用户上传的文档直接被用户下载,本站只是中间服务平台,本站所有文档下载所得的收益归上传人(含作者)所有。玖贝云文库仅提供信息存储空间,仅对用户上传内容的表现方式做保护处理,对上载内容本身不做任何修改或编辑。若文档所含内容侵犯了您的版权或隐私,请立即通知玖贝云文库,我们立即给予删除!
分类:图书资源 价格:5.8玖币 属性:20 页 大小:7.17MB 格式:PDF 时间:2025-04-14

开通VIP享超值会员特权

  • 多端同步记录
  • 高速下载文档
  • 免费文档工具
  • 分享文档赚钱
  • 每日登录抽奖
  • 优质衍生服务
/ 20
客服
关注