454 In diesem Heft
entdeckt Theodor Ebert Widersprüche in den Strategien der studen-
tischen Rebellion, die er vor allem an der Uneinigkeit über das Prinzip der Gewalt-
freiheit verdeutlicht. „Die außerparlamentarische Opposition hat seit 2. Juni 1967
ihre direkten Aktionen weitgehend improvisiert und ist damit immer wieder in die
gefährliche Nähe des Revolutionshappenings geraten. Die Aufgabe des sozialen
Wandels in Westdeutschland ist aber viel zu dringend und zu ernst, als daß die
außerparlamentarische Opposition sich einen Mischmasch widersprüchlicher
Strategien und Taktiken leisten könnte.“
Dissonanzen in der Strategie der studentischen Rebellion
(Jg. 8 [1968], H. 6, S. 601–608)
lobt Hartmut von Hentig den Pädagogen Martin Wagenschein dafür,
dass er unbeirrbar und unnachgiebig auf der „Vermittlung zwischen Erfahrung
und Wissen“ bestehe. An Martin Wagenschein als einem „wirklichen Pädagogen“
sei vor allem zu lernen, „wie viele Scheinprobleme wir uns in der Schule und an der
Universität gemacht haben: die Auflösung des Kanons und die Klage über die Stof-
fülle, den Horror vor der Abstraktion und den Kult der Abstraktion, den Wider-
spruch zwischen Bildung und Fachwissen […] Wagenschein hat die meisten dieser
Alternativen als gegenstandlos erwiesen; in seiner Sprache, in seiner Frageweise, in
seinen erfindungsreichen Unterrichtsmodellen […] verschwinden die Grenzen
[…] zwischen volkstümlicher und wissenschaftlicher Bildung, zwischen Pädago-
gik und Fachdisziplin: sie gehen in einem Lernprozeß auf.“
Martin Wagenschein (Jg. 9 [1969], H. 4, S. 316–327)
bedenkt Hartmut von Hentig die Gefährdungen der Demokratie. Er ist
überzeugt, dass sie angesichts der Veränderungen unserer Lebensformen nur dann
auf Dauer eine Chance haben werde, wenn möglichst viele lernen, fähig und bereit
zu sein „zu einer beweglichen Regelung unseres komplizierten gemeinsamen
Zustands so, daß sich in ihm jeder so weit wie möglich selbst verwirklichen kann“.
Dazu sei es hilfreich, zwischen Demokratie als „Prozeß“, als „Bewußtsein“ und als
„Institution“ zu unterscheiden, auch wenn die Demokratie „immer alles zugleich
sein“ müsse. Entscheidend sei jedoch, dass es nicht nur darum gehe, „die gute
Demokratie zu definieren, sondern in der weniger guten Demokratie demokra-
tisch zu leben“.
Demokratisch leben (Jg. 10 [1970], H. 4, S. 355–370)
macht Bruno Bettelheim am Beispiel einiger emotional gestörter Kinder
deutlich, wie ihnen dadurch geholfen werden kann, dass der Abgrund zwischen
dem gestörten Menschen und „uns“ durch Einfühlung in seine extreme Situation
mithilfe unserer liebevollen Einbildungskraft überbrückt wird.
Die Rehabilitierung emotional gestörter Kinder (Jg. 15 [1975], H. 1, S. 2–14)
stellt Jürgen Gidion eine alte Frage neu: Wie ist Erziehung Jugendlicher
zur Friedensfähigkeit möglich in einer unfriedlichen Welt? Er überprüft Hoff-
nungen, die sich aus dem Vergleich von Verhaltensweisen seiner eigenen Genera-
tion mit denen heutiger Jugendlicher ergeben, nennt Notwendigkeiten und zeigt
Grenzen, die dem Pädagogen hier gezogen sind.
Jugendliche zum Frieden erziehen (Jg. 20 [1980], H. 3, S. 225–238)
schildern Heide Bambach und Susanne Thurn viele einzelne Begeben-
heiten aus zehn Schuljahren eines „Jungen, der – als er fünfjährig in die Eingangs-
stufe der Laborschule eingeschult wurde – gegenüber den Menschen und Dingen
seiner Umgebung und gegenüber sich selbst so kriegerisch war, daß wir Lehrer lan-
ge Zeit zweifelten, ob er überhaupt je ‚schul‘-reif sein würde.“
Alexander – Zweimal fünf Jahre Laborschule (Jg. 24 [1984], H. 6,
S. 572–597)
S. 523
S. 531
S. 542
S. 558
S. 571
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