
Varia
dernis», weil der Erfolg «vor allem von ihr» abhänge (Dörpfeld, 1892, S. 263).
«Kurz: der notwendigste und für den vollen Erfolg entscheidende Bestandteil der
beruflichen Ausrüstung der Lehrpersonen ist die technisch-pädagogische Befähi-
gung» (Dörpfeld, 1892, S. 264).
Dörpfeld argumentiert mit dem Besonderen des Lehrerberufs, mit dem «Spe-
zifischen des Schulamtes», um von da her zu einem Curriculum der Lehrerin-
nen- und Lehrerbildung zu gelangen. Was die «Schularbeit» zum Erfolg führe,
sei die Ausrüstung des Lehrers mit jenen Qualifikationen, die das Spezifische
seines Berufes ausmachen. Dieses Spezifische wird darin gesehen, dass der Leh-
rer «Fachmann für [den] Unterricht» oder «Fachmann für das Lernen» ist, wie es
in unserer Zeit heisst (vgl. Beckmann, 1970, S. 231; Dachverband der Schwei-
zer Lehrerinnen und Lehrer, 1993, S. 9), also soll sich seine Ausbildung darauf
konzentrieren. Das Besondere wird zum Wesentlichen, das Wesentliche zum Ei-
gentlichen und das Eigentliche zum Alleinigen. Ein neueres Beispiel gibt Gie-
secke, bei dem es heisst, zunächst müsse sich die Schule «[...] besinnen auf ihre
eigentümliche Aufgabe [...], also auf das, was nur sie [...] leisten kann und was
weder die Familien noch die Massenkommunikation noch die Gleichaltrigen an-
zubieten vermögen» (Giesecke, 1985, S. 113). Dieses der Schule Eigentümliche
sei das «Verfahren des systematischen, planmässigen Unterrichts» (Gieseebe,
1985, S. 113). «Nur ein solcher Unterricht legitimiert eine Institution wie die
Schule, die Menschen [...] aus ihren sonstigen Lebenszusammenhängen heraus-
zulösen [...]» (Gieseebe, 1985, S. 11). Während sich Dörpfeld unmittelbar zur
«beruflichen Ausrüstung» des Lehrers äussert, hat Giesecke das Berufsfeld Schule
vor Augen. In beiden Fällen erscheint die methodische Gestaltung des Unter-
richts als Wesenskern des Lehrerberufs.
Professionalität scheint nur aus dem hervorgehen zu können, was für einen
Beruf eigentümlich ist. Wenn die Schule einzigartig ist als «Ort des Unterrichts»,
dann sollen sich die Lehrerinnen und Lehrer darauf konzentrieren «[...] und alle
anderen Anforderungen zurückweisen, die davon ablenken» (Giesecke, 1996a,
S. 328). Aus der tiefen Krise, in der sich die pädagogischen Berufe gemäss Gie-
secke (1996b, S. 391) befinden, würden diese nur dann herausfinden, wenn sie
sich zurückbesinnen auf die Partikularität ihres Auftrags: «[...] der Niedergang
des Lehrerberufes wird kein Ende nehmen, solange dessen eigentümliche Profes-
sionalität nicht wiederentdeckt wird» (Giesecke, 1996a, S. 287). Das Eigentüm-
liche dient dazu, ein Partikulares auszugrenzen und zum Wesentlichen zu kom-
primieren. Was Lehrkräfte tun, liegt in einer apriorischen Seinsart beschlossen,
aus der emaniert, welcher Ausbildung sie bedürfen.
Wie überzeugend ist diese Argumentation? Was für ein Denkschema liegt ihr
zugrunde? Kann sich ein Curriculum für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung
auf Wesensaussagen gründen? Darf aus dem Spezifischen und Eigentümlichen
eines Berufs das Einzige gemacht werden, dem in der Ausbildung Beachtung ge-
schenkt wird? Ich will diesen Fragen nachgehen, indem ich zunächst nach der
Logik des Substanzdenkens frage und als Alternative ein relationales Denken
530 Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 23 (3) 2001