ZfPaed_2006_2_Giesinger_Paternalismus_Erziehung_d_a

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Giesinger, Johannes
Paternalismus und Erziehung. Zur Rechtfertigung pädagogischer Eingriffe
Zeitschrift für Pädagogik 52 (2006) 2, S. 265-284
Quellenangabe/ Reference:
Giesinger, Johannes: Paternalismus und Erziehung. Zur Rechtfertigung pädagogischer Eingriffe - In:
Zeitschrift für Pädagogik 52 (2006) 2, S. 265-284 - URN: urn:nbn:de:0111-opus-44573 - DOI:
10.25656/01:4457
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-opus-44573
https://doi.org/10.25656/01:4457
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Informationszentrum (IZ) Bildung
E-Mail: pedocs@dipf.de
Internet: www.pedocs.de
I
Jahrgang 52 Heft 2
rz/April 2006
Inhaltsverzeichnis
Thementeil:Kooperation im Lehrerberuf
Ewald Terhart/EckhardKlieme
Kooperationim LehrerberufForschungsproblem und Gestaltungsaufgabe.
Zur Einführung in den Thementeil ............................................................................. 163
Martin Bonsen/Hans-Günter Rolff
Professionelle Lerngemeinschaften von Lehrerinnen und Lehrern........................... 167
BrigitteSteinert/EckhardKlieme/KatharinaMaagMerki/Peter Döbrich/
UeliHalbheer/AndréKunz
Lehrerkooperationin der Schule:Konzeption,Erfassung,Ergebnisse...................... 185
CorneliaGräsel/Kathrin Fußangel/ChristianPröbstel
Lehrkräfte zur Kooperationanregeneine Aufgabefür Sisyphos?........................... 205
Geert Kelchtermans
Teacher collaborationand collegiality as workplaceconditions.A review................ 220
Deutscher Bildungsserver
Linktipps zumThemaKooperation von Lehrern....................................................... 238
Allgemeiner Teil
Johannes Bellmann/Yvonne Ehrenspeck
historisch/systematisch – Anmerkungen zur Methodendiskussion
in der pädagogischenHistoriographie ........................................................................ 245
Johannes Giesinger
Paternalismus und Erziehung.Zur Rechtfertigung pädagogischer Eingriffe............ 265
Margrit Stamm
Schulabsentismus.Anmerkungen zu Theorie und Empirie einer
vermeintlichen Randerscheinung schulischer Bildung .............................................. 285
II
Besprechungen
Heinz-Elmar Tenorth
Torsten Gass-Bolm:Das Gymnasium 1945–1980.Bildungsreform und
gesellschaftlicher Wandel in Westdeutschland ........................................................... 303
Thomas Geisen
Franz Hamburger/Tarek Badawia/Merle Hummrich (Hrsg.):Migration
und Bildung.Über das Verhältnis von Anerkennung und Zumutung in der
Einwanderungsgesellschaft......................................................................................... 305
RebekkaHorlacher
Peter Ramsauer:Ziehaus deines Vaters Hause“.Die Lebenswanderung
des dagogen Johannes Ramsauer im Bannkreis Pestalozzis.................................. 308
Dokumentation
dagogische Neuerscheinungen............................................................................... 313
Giesinger:Paternalismus und Erziehung 265
Johannes Giesinger
Paternalismus und Erziehung
Zur Rechtfertigung pädagogischer Eingriffe
Zusammenfassung:Obwohl das Problemder Legitimität pädagogischer Eingriffe in der
deutschsprachigendagogik zeitweise heftig diskutiert wurde,hat mandie angelsächsische Pa-
ternalismus-Debattebislang kaum zur Kenntnis genommen.Dieser Beitrag schlägt vor,Erzie-
hung als eine Form von Paternalismus zu verstehen und die argumentativen Modelle,die im Zu-
ge der Paternalismus-Debatteentwickelt wurden, zur Rechtfertigung von Erziehung zu verwen-
den. Es werdendrei Kriterienentwickelt,die zur Pfung der Legitimität pädagogischer Eingriffe
herangezogen werden können.
1. Einleitung
Ausgehend von JohnStewart Mills OnLiberty(1859) hat sich in den 1970er-Jahren
im englischsprachigenRaumeine regeDebatte zur Frage des Paternalismus1entwickelt,
die bis heuteandauert.Es ist wenig überraschend,dass die Erziehungsphilosophie da-
von nicht unbehrt blieb.hrendeinige der erziehungsphilosophischenBeiträge den
von Millpropagierten Antipaternalismus aufKinder übertragen wollen (z.B.Houlgate
1978; Palmeri1980; Aviram 1990),bemühen sichandere umeine Rechtfertigung von
Paternalismus gegenüber Kindern (z.B.Gutmann 1980; Blustein1982; Purdy 1992).2
In jüngster Zeit ist Tamar Schapiro(1999) 3mit einemBeitraghervorgetreten, wel-
cher dieBevormundung von Kindernin pointierter Weise rechtfertigt.Daraufhat Sigal
Benporath(2003) reagiert.Sie vertritt zwar keinen radikalen Antipaternalismus, stellt
aber die Legitimität spezifischpädagogischerFormen von Bevormundung in Frage.
Der vorliegende Beitrag nimmt die Debatte zwischenSchapiro und Benporathauf.
Aufder Basis von argumentativen Modellen aus der Paternalismus-Debatte soll einei-
genes Modell entwickelt werden, welches die Rechtfertigung von Paternalismus gegen-
über Kindern – und von Erziehung im Besonderen – möglich macht.Dabei sind auch
1ngige Wörterbücher schlagen vor,den Begriff „Paternalismus“ mit Bevormundung“ zu
übersetzen.Dementsprechend verwende ichbeide Begriffe synonym. Bei Millist die Frage
der Bevormundung primär als politisch-rechtliche Frage zu verstehen,als Frage nachder
Macht von Staat und Recht über das Individuum. Im vorliegenden Zusammenhang steht die
Frage nachder moralischenLegitimität von Paternalismus in personalenBeziehungen (etwa
Eltern-Kind-Beziehungen) im Vordergrund. WichtigeTexte zur angelsächsischenPaternalis-
mus-Debatte sind im Sammelband von Rolf Sartorius (1983)abgedruckt.EinenÜberblick in
deutscher Sprache bietet Wolf (1990).
2Inder deutschsprachigen Erziehungswissenschaft wirdder Begriff des Paternalismus bislang
kaum verwendet.EineAusnahme bildet Thomas Fuhr (2003). ZumPaternalismus in der
Kindererziehung nimmt Fuhr nur kurz Stellung (vgl.ebd.,S. 389).
3InSchapiro (2003)bekräftigt und präzisiert die Autorin ihrePosition.
Z.f.d – 52.Jahrgang 2006 Heft 2
266 Allgemeiner Teil
die begrifflichenBeziehungen zwischenPaternalismus und Erziehung“ auszuloten.
Der Grundgedankeist,dass Erziehung gerade deshalbmoralischproblematisch und
rechtfertigungsbedürftig ist, weiles sich um eine Form von Bevormundung handelt.
Dies kann als Erläuterung einer Idee gesehen werden,die nicht aus der angelsächsi-
schenErziehungsphilosophie stammt, sondern von der deutschen Antipädagogikauf-
gebracht wurde, welche jegliche pädagogische tigkeit als moralisch verwerflich ein-
stuft (vgl.Braunmühl 1975). Die Blütezeit der Antipädagogik, wie auchder angelsächsi-
schen Kinderrechtsbewegung,ist längst vorbei. Aber auch wenn heute die radikalen
Forderungen der Antipädagogen mehrheitlichbelächelt werden,darfder Einfluss des
von ihnen propagierten Gedankenguts nicht unterschätzt werden. Wie JanMasschelein
und Norbert Rickendem englischsprachigen Publikumerläutern,ist der Begriff der Er-
ziehung im Deutschen mehr und mehr zu einem „dirty term“ geworden:In particular,
Erziehung has been linked with the issueof power and abuse“ (Masschelein/Ricken
2003,S.141; vgl.auchMeyer-Drawe 2001,S.447). Die Frage der Legitimität von Erzie-
hung steht demnach weiterhin im Raum,auch wenn sie kaum mehr explizit gestellt
wird. Ein Ziel des vorliegendenBeitrags ist es,die moralischen Vorbehaltegegenüber
Erziehung fassbar zu machen. Wenn die pädagogische Praxis – oder zumindest bedeu-
tende Teile davon tatsächlichals paternalistisch zu sehen ist, sinddie Vorbehaltegegen
sie verständlich. Denndie Bevormundung Erwachsener wirdgewöhnlichals moralisch
problematischangesehen.Warumalso sollte es legitim sein,Kinder zu paternalisieren?
Der moralische Legitimationsbedarfentsteht alsoaus der Sache selbst.Der Rückgriff
aufdie Paternalismus-Debatte und aktuelleBeiträge aus der Philosophy of Education
erglicht es,das Problem der Rechtfertigung jenseits der ideologischenDebatten f-
herer Jahrzehnte zu bearbeiten.
Indiesem Beitrag werden zwei Argumentationen zur Beantwortung dieser Frage
entwickelt, welche beide an unkontroversen Punkten ansetzen:Die ersteArgumentation
nimmt ihren Anfang beim Begriff der Fürsorglichkeit,behandelt daraufaufbauendden
beschützenden“ Paternalismus und schreitet von dort zur Rechtfertigung von pädago-
gischemPaternalismus weiter.Die zweiteArgumentationkommt ohne Bezugnahmeauf
das Paternalismus-Problem aus.Sie entwirft zunächst eine Skizzeder moralischen und
pädagogischenBeziehung und rechtfertigt diePraxis des Erziehens aufdieser Basis.Die
damit erreichteschlanke“ Rechtfertigung von Moralerziehung kann allerdings in Frage
gestellt werden:Imdritten Teil wird zuerst einEinwand gegen die zweiteArgumentation
entwickelt.ImWeiteren werdenElementeaus der ersten Argumentation beigezogen,
um zu einer Rechtfertigung moralpädagogischenHandelns zu gelangen.
1. Fürsorglichkeit,Paternalismus und Erziehung
1.1 Fürsorglichkeit
Kinder sind auffürsorgliches Handeln anderer Personen angewiesen.Mit dieser Aussa-
ge,die wohl nicht grundsätzlich in Zweifel gezogen wird,beginnt dieersteArgumenta-
摘要:

Giesinger,JohannesPaternalismusundErziehung.ZurRechtfertigungpädagogischerEingriffeZeitschriftfürPädagogik52(2006)2,S.265-284Quellenangabe/Reference:Giesinger,Johannes:PaternalismusundErziehung.ZurRechtfertigungpädagogischerEingriffe-In:ZeitschriftfürPädagogik52(2006)2,S.265-284-URN:urn:nbn:de:0111-...

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