HiBiFo_2023_1_Vollmer_Multiprofessionelle_Kooperation

2025-04-14 0 0 381.29KB 21 页 5.8玖币
侵权投诉
Vollmer, Simon
Multiprofessionelle Kooperation an berufsbildenden Schulen zur Umsetzung
individueller Förderung
Haushalt in Bildung & Forschung 12 (2023) 1, S. 93-112
Quellenangabe/ Reference:
Vollmer, Simon: Multiprofessionelle Kooperation an berufsbildenden Schulen zur Umsetzung
individueller Förderung - In: Haushalt in Bildung & Forschung 12 (2023) 1, S. 93-112 - URN:
urn:nbn:de:0111-pedocs-327878 - DOI: 10.25656/01:32787; 10.3224/hibifo.v12i1.07
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-327878
https://doi.org/10.25656/01:32787
in Kooperation mit / in cooperation with:
https://www.budrich.de
Nutzungsbedingungen Terms of use
Dieses Dokument steht unter folgender Creative Commons-Lizenz:
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de - Sie dürfen das Werk
bzw. den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen
sowie Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes bzw. Inhaltes
anfertigen, solange Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm
festgelegten Weise nennen.
This document is published under following Creative Commons-License:
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en - You may copy, distribute
and render this document accessible, make adaptations of this work or its
contents accessible to the public as long as you attribute the work in the
manner specified by the author or licensor.
Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die
Nutzungsbedingungen an.
By using this particular document, you accept the above-stated conditions of
use.
Kontakt / Contact:
peDOCS
DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation
Informationszentrum (IZ) Bildung
E-Mail: pedocs@dipf.de
Internet: www.pedocs.de
Multiprofessionelle Kooperation
HiBiFo 1/2023, S. 93-112. https://doi.org/10.3224/hibifo.v12i1.07
93
______________________________________________________________
Simon Vollmer
Multiprofessionelle Kooperation an berufsbildenden
Schulen zur Umsetzung individueller Förderung
An berufsbildenden Schulen stehen komplexe inner- und außerschulische Unterstützungssys-
teme zur Verfügung, um die individuelle Förderung aller Lernenden umsetzen zu können. Lehr-
kräfte sollen hierfür mit unterschiedlichen Professionen (Schulsozialarbeit, -psychologie, kom-
munale & private Beratungsstellen) kooperieren. Es werden Idealmodelle multiprofessioneller
Kooperation entwickelt, die empirisch überprüft werden sollen.
Schlüsselwörter: Multiprofessionelle Kooperation; individuelle Förderung; Heterogenität
Multi-professional cooperation at vocational schools for the
implementation of individual support
At vocational schools, complex support systems are available both within and outside the
school to be able to implement individual support for all learners. Teachers should cooperate
with different professions (school social work, school psychology, municipal and private coun-
selling centres). Ideal models of multi-professional cooperation will be developed and empiri-
cally tested.
Keywords: multi-professional cooperation; individual support; heterogeneity
______________________________________________________________
1 Einleitung
Die besondere Bedeutung berufsbildender Schulen für die Integration von Jugendli-
chen und jungen Erwachsenen in den Arbeitsmarkt wird programmatisch im Be-
schluss der KMK Berufliche Schulen 4.0 Weiterentwicklung von Innovationskraft
und Integrationsleistung der beruflichen Schulen in der kommenden Dekade (2017)
beschrieben. Gleichzeitig stellt die KMK fest, dass die Vielfalt der Bildungsverläufe
und Ausgangslagen an berufsbildenden Schulen eine multiprofessionelle Kooperation
verschiedener Akteure notwendig macht (vgl. KMK, 2017, S. 9). Die Zusammenarbeit
von Psychologinnen und Psychologen mit Lehrkräften sowie Sozialpädagoginnen und
Sozialpädagogen erscheint derart komplex, dass hierfür „eine Empfehlung zur indivi-
duellen Förderung in den beruflichen Schulen zu erarbeitenist (KMK, 2017, S. 10).
In der Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur individuellen Förderung in den
beruflichen Schulen (2020) heißt es:
Multiprofessionelle Kooperation
94
Individuelle Förderung ist eine Maxime für die Beschulung einer an Diversität zunehmen-
den Schülerschaft im beruflichen Bildungssystem. Sie wird zu einem der Leitthemen, das
die Bildungspolitik in den nächsten Jahren verstärkt prägen wird. Das berufliche Bildungs-
system muss daher und aufgrund der Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt agiler
werden. […] Dies erfordert neben dem Einsatz und der Weiterentwicklung bereits beste-
hender auch die Entwicklung neuer Konzepte. (KMK 2020, S. 2)
Es wird deutlich, dass individuelle Förderung durch Lehrkräfte und andere Professio-
nen Teil des berufsschulischen Alltags sein muss, um allen jungen Menschen im be-
rufsbildenden Schulsystem hinsichtlich ihres Rechts auf gesellschaftliche Teilhabe ge-
recht zu werden. Die Umsetzung individueller Förderung wird von der KMK auf drei
Themenfelder bezogen. Neben der Unterrichtsentwicklung soll auch durch Personal-
und Organisationsentwicklung den Anforderungen einer individuellen Förderung ent-
sprochen werden.
Lehrkräfte übernehmen in ihrem professionellen Selbstverständnis die Rolle der Lernbe-
gleiterin bzw. des Lernbegleiters. Dabei haben sie eine zugewandte und unterstützende
Haltung, […] arbeiten in multiprofessionellen Teams, tauschen sich fachlich aus sowie be-
raten und entwickeln ein abgestimmtes Vorgehen zur individuellen Förderung. (KMK
2020, S. 5)
Hinsichtlich der Organisationsentwicklung soll individuelle Förderung durch die
Schulleitung ermöglicht werden, indem sie allen Lehrkräften und Akteuren die Mit-
wirkung in lokalen und regionalen Netzwerken ermöglicht. Durch entsprechende Un-
terrichtsentwicklung sollen Lehrkräfte Lern- und Erfahrungsräume schaffen, in denen
die jungen Menschen Beratungs- und Unterstützungsangebote bedarfsgerecht wahr-
nehmen (vgl. ebd.). Die Kultusministerkonferenz stellt in ihrer Empfehlung fest, dass
sich die Länder verabreden, ihre bestehenden Maßnahmen und Strukturen zur Umset-
zung individueller Förderung an berufsbildenden Schulen weiterzuentwickeln und zu
verstärken. Dieser Anspruch bildet die Ausgangslage für die vorliegende Forschungs-
arbeit, in deren Mittelpunkt die Protagonistinnen und Protagonisten stehen, deren Auf-
gabe es ist, individuelle Förderung umzusetzen: Lehrkräfte an berufsbildenden Schu-
len.
Nach Vorgabe der KMK soll individuelle Förderung in multiprofessionellen
Teams umgesetzt und dabei regionale und lokale Netzwerke genutzt werden. Die An-
forderungen an Lehrkräfte sind hierbei komplex. Einerseits müssen sie mit Akteuren
anderer Professionen zusammenarbeiten und deren Professionsverständnis sowie pro-
fessionsspezifische Arbeitsweisen und -haltungen kennen und in der Interaktion be-
rücksichtigen. Andererseits benötigen sie dafür auch ein grundsätzliches Wissen über
das bestehende Netzwerk, auf das sie zur Umsetzung der individuellen Förderung zu-
rückgreifen können. Schließlich verfügen Lehrkräfte über ein hohes Maß an Autono-
mie bei der Umsetzung ihrer Aufgaben, sodass die Umsetzung individueller Förderung
auch in besonderem Maß von ihrer individuellen Bereitschaft abhängt (vgl. Helsper
2021, S. 172 f.).
Multiprofessionelle Kooperation
Kurztitel
95
Die hier vorgestellte und in der Durchführung befindliche Untersuchung wirft ei-
nen Blick auf die Umsetzung individueller Förderung an berufsbildenden Schulen in
einem idealen Forschungsfeld. Die kreisfreie Stadt Flensburg im Norden Schleswig-
Holsteins bietet sich mit einem ausgeprägten Netzwerk an sozialräumlichen und in-
nerschulischen Akteuren sowie engen Kooperationsbeziehungen der Akteure unterei-
nander an (vgl. Wilbers 2004), um die Umsetzung individueller Förderung durch die
Lehrkräfte an den drei berufsbildenden Schulen in der Stadt zu untersuchen. Zusätzlich
wurde im Jahr 2020 eine Jugendberufsagentur in Flensburg gegründet, die spezifische
Angebote zur individuellen Förderung junger Menschen anbietet und Kooperations-
angebote für die berufsbildenden Schulen bereithält. Vor diesem Hintergrund über-
prüft die vorliegende Arbeit kritisch die aus den Beschlüssen und Empfehlungen der
KMK (2017; 2020) abgeleitete Hypothese, dass individuelle Förderung auf verschie-
denen schulischen Ebenen gefördert (Personalentwicklung und Organisationsentwick-
lung) und in multiprofessionellen Teams kooperativ umgesetzt wird.
Nach einer Bestimmung und Abgrenzung des Begriffs individuelle Förderung (2)
wird der aktuelle Forschungsstand (3) zur individuellen Förderung an berufsbildenden
Schulen vorgestellt. Hierbei werden vor allem Ergebnisse aus der Forschung zum Um-
gang mit Inklusion und Heterogenität in der Berufsbildung vorgestellt, da bislang noch
keine spezifischen Forschungsvorhaben zur individuellen Förderung vorliegen. Mit
der Vorstellung der Unterstützungsnetzwerke (4) wird das Untersuchungsfeld für mul-
tiprofessionelle Kooperation von Lehrkräften aufgespannt. Abschließend wird das lei-
tende Forschungsziel (5) zur Umsetzung individueller Förderung an berufsbildenden
Schulen vorgestellt.
2 Begriffsbestimmung und -abgrenzung
Als Grundlage für die vorliegende Arbeit dient die Definition der Kultusministerkon-
ferenz aus der Empfehlung zur Umsetzung individueller Förderung an berufsbilden-
den Schulen (KMK, 2020, S. 2 f.). Individuelle Förderung stützt sich demnach auf den
erweiterten Inklusionsbegriff der UNESCO (2017, S. 10), der die Teilhabe aller Ler-
nenden an Bildung einfordert und somit über den engeren Begriff der Inklusion nach
der UN-Behindertenrechtskonvention hinausgeht (vgl. BMAS, 2018). Dieses Be-
griffsverständnis ist notwendig, um der Heterogenität der in berufsbildenden Bil-
dungsgängen ankommenden Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden und deren
Bildungsvoraussetzungen zu berücksichtigen, ohne den Bedarf an oder ein Recht auf
individuelle Förderung, z. B. an das soziale Konstrukt der Behinderung zu knüpfen
(vgl. Enggruber, 2019, S. 32; Budde, 2015, S. 119 f.). Individuelle Förderung soll so-
mit die Lernenden nicht nur hinsichtlich der Entwicklung berufsbezogener Kompeten-
zen, sondern auch mit Blick auf deren umfassende Teilhabe an Gesellschaft unterstüt-
zen. Dies bedeutet, dass durch die individuelle Förderung auch die
Persönlichkeitsentwicklung durch Selbstwirksamkeitserfahrungen unterstützt sowie
Multiprofessionelle Kooperation
96
Verantwortungsübernahme für das eigene Lernen und Handlungskompetenz in beruf-
lichen, persönlichen und gesellschaftlichen Situationen gefördert wird (vgl. KMK,
2020, S. 3).
„Heterogenität als Belastung oder Chance“ (Walgenbach, 2014, S. 26) wird im
Folgenden als evaluativer Begriff verstanden, der eine wertende Sichtweise auf die
Unterschiede der Zielgruppe individueller Förderung betont. Er unterstreicht dabei die
Unterschiedlichkeit der individuellen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und
Schüler an berufsbildenden Schulen und spannt mögliche Rollen auf, welche die be-
teiligten Fachkräfte sowie Institutionen einnehmen können. Die Wahrnehmung von
Heterogenität als Belastung geht mit einer korrigierenden Haltung einher, in deren
Rahmen Lernende als abweichend und damit für den Regelunterricht als störend wahr-
genommen werden. Dem gegenüber steht die Bewertung von Heterogenität als Chance
oder als Ressource, die sich von der Defizitperspektive auf Heterogenität löst. Chancen
von Heterogenität werden hierbei „in der Individualisierung von Lernprozessen [und]
in kooperativen Lernformen gesehen“ (Walgenbach, 2014, S. 28). Eine individuelle
Förderung muss somit allen Individuen der heterogenen Zielgruppe gerecht werden,
indem sie bestmögliche Teilhabechancen vermittelt (vgl. Zinn et al., 2018, S. 77).
Durch die Entwicklung von individuell auf jede und jeden Lernende/n angepasste
Lernsituationen sollen Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglicht und so Teilha-
bechancen genutzt werden. Daraus folgt, dass aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit alle
Lernenden unterschiedlich gefördert werden müssen, um entstehende Matthäus-Ef-
fekte lernförderlich nutzen zu können (vgl. Schwippert et al., 2003, S. 265; Hönig,
2020). Die Entscheidung darüber, was als eine gerechte Teilhabechance angesehen
werden kann, muss demnach für jeden Einzelfall neu getroffen werden, da sie nur mit
Blick auf die individuellen Voraussetzungen und die erreichbaren Ziele bewertet wer-
den kann (vgl. Heid, 2019, S. 20). Für die Umsetzung individueller Förderung bedeutet
dies, dass eine Bewertung multiperspektivisch und damit nicht durch eine Person oder
eine Profession erfolgen kann. Nicht zuletzt bedingt die individuelle Förderung eine
partizipativ-evaluative Verständigung mit den Lernenden über mögliche und vor allem
erreichbare Ziele.
3 Forschungsstand zur individuellen Förderung
Speziell aus der Forschung zum Umgang von berufsbildenden Lehrkräften mit indivi-
dueller Förderung unter Berücksichtigung eines breiten Begriffsverständnisses wur-
den in einem Literatur-Review bislang keine Studien gefunden, die sich im engeren
Sinne mit der individuellen Förderung von jungen Menschen an berufsbildenden
Schulen beschäftigen. Wie oben dargestellt, besteht zugleich eine inhaltliche und kon-
zeptionelle Nähe in der beruflichen Bildung zwischen den Bedingungsfeldern im Um-
gang von Lehrkräften mit Heterogenität sowie Inklusion und dem Konzept der indivi-
duellen Förderung (vgl. Bylinski, 2014; Zoyke & Joost, 2017; Burda-Zoyke & Joost,
摘要:

Vollmer,SimonMultiprofessionelleKooperationanberufsbildendenSchulenzurUmsetzungindividuellerFörderungHaushaltinBildung&Forschung12(2023)1,S.93-112Quellenangabe/Reference:Vollmer,Simon:MultiprofessionelleKooperationanberufsbildendenSchulenzurUmsetzungindividuellerFörderung-In:HaushaltinBildung&Forsch...

展开>> 收起<<
HiBiFo_2023_1_Vollmer_Multiprofessionelle_Kooperation.pdf

共21页,预览5页

还剩页未读, 继续阅读

声明:本站为文档C2C交易模式,即用户上传的文档直接被用户下载,本站只是中间服务平台,本站所有文档下载所得的收益归上传人(含作者)所有。玖贝云文库仅提供信息存储空间,仅对用户上传内容的表现方式做保护处理,对上载内容本身不做任何修改或编辑。若文档所含内容侵犯了您的版权或隐私,请立即通知玖贝云文库,我们立即给予删除!
分类:图书资源 价格:5.8玖币 属性:21 页 大小:381.29KB 格式:PDF 时间:2025-04-14

开通VIP享超值会员特权

  • 多端同步记录
  • 高速下载文档
  • 免费文档工具
  • 分享文档赚钱
  • 每日登录抽奖
  • 优质衍生服务
/ 21
客服
关注