James Herbert - Moon

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Roman
Ins Deutsche übertragen
von Martin Eisele
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BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH
Allgemeine Reihe
Band 13 249
Scanned by Doc Gonzo
Erste Taschenbuch-Auflage: Mai 1990
© Copyright 1985/1990 by James Herbert
All rights reserved
Deutsche Lizenzausgabe 1990
Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co.,
Bergisch Gladbach
Originaltitel: Moon
Lektorat: Dr. Brunhilde Janßen
Titelillustration: Agentur Thomas Schluck
Umschlaggestaltung: Quadro Grafik, Bensberg
Satz: KCS GmbH, 2110 Buchholz/Hamburg
Druck und Verarbeitung:
Brodard & Taupin, La Fleche, Frankreich
Printed in France
ISBN 3-404-13249-1
Diese digitale
Version ist
FREEWARE
und nicht für den
Verkauf bestimmt
4
Vorher
DER JUNGE hatte aufgehört zu weinen.
Er lag in seinem schmalen Bett, die Augen
geschlossen; sein Gesicht war eine Alabastermaske im
Mondschein. Ab und zu durchlief ein Zittern seinen
Körper.
Er umklammerte die Bettdecke und zerrte sie hoch, bis
dicht unters Kinn. Eine schreckliche Schwere drückte
seinen Körper nieder, ein Gefühl, das sein Blut in
flüssiges Blei verwandelt hatte: es war die Bürde des
Verlustes, und sie erschöpfte und schwächte ihn.
Der Junge hatte bereits eine lange Zeit so da gelegen –
wie viele Stunden, wußte er nicht, denn die ganzen letz-
ten drei Tage waren eine zeitlose Ewigkeit gewesen –,
und sein Vater hatte ihm verboten, das Bett noch einmal
zu verlassen. So lag er da und ertrug den Verlust und
ängstigte sich vor der neuen Einsamkeit.
Bis ihn irgend etwas veranlaßte, die rotgeweinten
Augen noch einmal zu öffnen.
Die Gestalt stand am Fußende des Bettes, und sie
lächelte ihm zu. Er spürte ihre Wärme, spürte, wie sich
das Gefühl der Einsamkeit augenblicklich auflöste. Aber
das war unmöglich. Sein Vater hatte ihm gesagt, daß es
unmöglich war.
»Du... kannst... es... nicht... sein«, hauchte er, und sein
Stimmchen war ein zitterndes Eindringen in die Nacht.
»Er... sagt... das gibt es... das gibt es nicht... du kannst...
nicht sein...«
Das Gefühl des Verlustes war wieder da, denn jetzt
war es auch in ihr.
Und dann blickte der erschreckte Junge irgendwo
anders hin, tastete mit seinen Blicken im Raum umher,
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starrte nach oben, in eine entfernte Ecke, als bemerke er
dort plötzlich eine weitere Erscheinung, jemand anderen,
der ihn beobachtete, jemand, den er nicht sehen konnte.
Der Augenblick verging; er hörte Schritte im Flur drau-
ßen, und er schaute weg, zum ersten Mal mit richtiger
Angst in den Augen. Die Frau war verschwunden.
In der Türöffnung stand der schwankende Schatten
eines Mannes.
Der Vater des Jungen stolperte auf das Bett zu. Die nur
allzu vertraute Alkoholfahne war ebensosehr ein Teil von
ihm wie das ständig verkniffene Gesicht.
»Ich hab's dir gesagt«, flüsterte der Mann, und in
seiner Stimme schienen sich Zorn und Schuld zu
mischen. »Nie mehr! Nie mehr...« Er kam näher, und
seine Faust war erhoben, und der Junge duckte sich unter
die Bettdecke.
Draußen stand der Vollmond hell und klar vor dem
tiefen Schwarz der Nacht.
6
Endlich war sie tot.
Wo Entsetzen gewesen war, gab es jetzt nur noch
Leere.
Tote Augen. Die eines Fisches auf einer Eisscholle.
Ihr Körper lag still, das letzte Zucken war verklungen,
das letzte Keuchen verstummt. Der letzte Ausdruck in
ihrem Gesicht löste sich auf.
Zu Krallen gebogene Finger hielten den Schemen über
ihr noch immer gepackt, ein Daumen war in seinen Mund
gehakt, als hätte sie versucht, dessen Lächeln
abzureißen.
Das Etwas löste den Griff um ihre Kehle und richtete
sich auf; sein Atem verriet kaum Anstrengung, obgleich
sich die Frau unter ihm lange gewehrt hatte.
Es zerrte den Daumen von den spöttischen Lippen, und
die Hand der Leiche fiel hinab und klatschte auf das
nackte Fleisch. Es hielt inne, betrachtete das Opfer
eingehend. Und es lächelte die ganze Zeit.
Es griff nach den leblosen Händen, umfaßte die Hand-
gelenke, hob sie an. Schob die brüchigen Nägel über das
eigene Gesicht, zerrte die vom Schock starren Finger um
die eigene Kehle: es verhöhnte sie; eine Art Rache. Ein
dumpfes Glucksen verspottete ihre Untätigkeit.
Es zog die Hände über seinen rittlings auf der Leiche
kauernden nackten Körper, bewegte sie abwärts; sie
sollte es überall berühren, jeden Zoll streicheln. Und
dieses tödliche, sanfte Streicheln rief neue Lüste hervor.
Auf dem langsam abkühlenden Leichnam der Frau war
die Gestalt ganz mit sich selbst beschäftigt.
Nach einer Weile erhob sich das Etwas von dem Bett;
ein leichtes Schimmern von Schweiß bedeckte seine Haut.
Es war noch nicht befriedigt.
Kalter Nieselregen wehte in plötzlichen Böen gegen
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das Fenster, als wolle er gegen die Grausamkeit hier
drinnen protestieren. Ausgebleichte Vorhänge, eine
Barriere gegen das Tageslicht, dämpften das Geräusch.
Eine Tasche in der Ecke des schäbigen Zimmers wurde
aufgeklappt, ein schwarzes Päckchen hervorgeholt. Das
Päckchen wurde auf dem Bett ausgerollt, dicht neben der
Leiche, und metallische Instrumente glänzten schwach im
Zwielicht. Ein jedes Teil wurde emporgehoben, dicht vor
die Augen gehalten, eingehend betrachtet; der Glanz die-
ser Augen konnte nicht abgeschwächt werden. Das erste
Teil wurde ausgewählt.
Der Körper war auf Raumtemperatur abgekühlt. Jetzt
wurde er vom Brustbein bis zum Schambein aufgeschnit-
ten, und dann von einer Hüfte zur anderen. Blut quoll
rasch aus dem tiefen Kreuz hervor.
Das Fleisch wurde nach außen geschlagen, dann
zurückgeklappt. Bereits karmesinrote Finger gruben sich
hinein.
Das Etwas nahm die Organe heraus, wenn nötig, mit
jähen Schnitten, und legte sie auf die Bettdecke, wo sie
schillerten und dampften. Das Herz, ganz zuletzt gepackt
und herausgerissen, wurde auf den Haufen geworfen,
rutschte, fiel und schlug mit einem klatschenden Laut auf
dem Boden auf. Ein ekelerregender Geruch erfüllte den
Raum.
Ein Behältnis war geschaffen worden, und es war bald
wieder gefüllt.
Die Gestalt durchsuchte den Raum nach kleinen
Gegenständen – jedoch erst, nachdem die Gaben der
toten Frau verwendet worden waren.
Als das Etwas endlich zufriedengestellt war, holte es
Nadel und Faden aus der auf dem Bett liegenden Ver-
packung.
8
Es machte sich daran, die Klappen wieder zusammen-
zunähen, mit großen, groben Stichen, und es lächelte die
ganze Zeit. Und dieses Lächeln verbreiterte sich zu einem
Grinsen, als es an den letzten Gegenstand dachte, den es
in den Leichnam gelegt hatte.
9
ER GLITT über die grüngefärbten Felsen hinweg, eine
leichte Bewegung, entspannt, benutzte die Hände nur
gelegentlich, um die Richtung zu ändern, wenn es galt,
den Entenmuscheln auszuweichen, die tief in die vom
Wasser aufgeweichte Haut schneiden konnten. Die Beine
beugte er gemächlich, mit langen, anmutigen Stößen aus
den Hüften heraus, so daß ihn die halbbeweglichen
Schwimmflossen leicht durch die Strömung trieben.
Korallengewächse winkten ihm in gespenstischer
Fröhlichkeit zu, und aufgeschreckte Fische wirbelten vor
seinem verstohlenen Einbruch davon, Seeanemonen
schienen ihm stumme Zeichen zu geben. Tageslicht
drang von hoch oben herunter, und seine Strahlen
zersetzten sich, die heilige Stätte des Meeresbodens war
stumm und geheimnisvoll. Childes konnte nur die
schweren, dumpfen Geräusche seiner eigenen
Bewegungen hören.
Ein winziges Wellenkräuseln, ein Erschauern im Sand
fiel ihm auf, und er näherte sich vorsichtig, legte eine
Hand behutsam auf einen Felsvorsprung und hielt sich
leicht schwankend daran fest.
Unter ihm hatte sich ein Seestern an eine Herzmuschel
geklammert, preßte sie nieder und stemmte die beiden
Schalenklappen mit seinen Saugfüßen auseinander. Der
Seestern ging geduldig zu Werke, er benutzte abwech-
selnd seine fünf Arme, um die Beute zu ermüden, und er
erweiterte den Spalt entschlossen und legte das Körper-
gewebe der Herzmuschel frei. Childes beobachtete faszi-
niert, wie der Jäger schließlich seinen Magen nach unten
schob, in die Öffnung versenkte und die fleischige Sub-
stanz darin aufsaugte.
Eine feine Veränderung ganz in der Nähe – unter den
Graten und Vertiefungen des mit Entenmuscheln
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bewachsenen Gesteins – lenkte die Aufmerksamkeit des
Tauchers ab. Verwirrt betrachtete er das schroffe Relief
ein paar Augenblicke lang – dann bemerkte er es wie-
der... eine jähe Bewegung. Eine stachelige Spinnen-
krabbe huschte über den Fels, auf Schale und Zangen
wuchsen grüne Algen, sowohl in den Untiefen wie auch
in tieferem Wasser eine natürliche und wirksame Tar-
nung; verharrte sie still, war sie buchstäblich unsichtbar.
Childes ließ die Krabbe nicht aus den Augen, und er
bewunderte ihre Behendigkeit und Schnelligkeit: das
kleine, vielbeinige Geschöpf wurde durch die Verstär-
kung des Sichtglases seiner Tauchermaske und durch das
Meerwasser selbst vergrößert und schien ihm jetzt recht
nahe zu sein. Gleich darauf erstarrte sie plötzlich zur
Reglosigkeit, als sei ihr schlagartig bewußt, daß sich
irgend etwas an sie heranschlich. Er bewegte einen
Finger, ganz leicht nur, ein Tasten, und stimulierte eine
weitere Bewegung.
Das Lächeln des Tauchers über diese plötzliche pani-
sche Hast verzerrte sich durch den zwischen Zähne und
Gaumen gekeilten Schnorchel, und ihm wurde plötzlich
bewußt, daß in seinen Lungen fast keine Luft mehr war.
Ohne Hast schickte er sich an, zur Oberfläche zurückzu-
gleiten.
Die Vision kam ohne Vorwarnung. Genau wie die
Visionen in der Vergangenheit.
Aber er wußte kaum, was er da sah, denn es war in sei-
nem Geist, nicht vor seinen Augen; ein wirres Durchein-
ander von Farben und Gerüchen. Seine Hände zappelten
im Wasser. Da war etwas Langes und Glänzendes,
zusammengerollt, rot und schillernd vor Nässe. Jetzt
Metall, scharfkantiger Stahl, darunter etwas breiig
Weiches. Alles schwamm in Blut. Er schwamm in Blut.
摘要:

2RomanInsDeutscheübertragenvonMartinEisele3BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCHAllgemeineReiheBand13249ScannedbyDocGonzoErsteTaschenbuch-Auflage:Mai1990©Copyright1985/1990byJamesHerbertAllrightsreservedDeutscheLizenzausgabe1990Bastei-VerlagGustavH.LübbeGmbH&Co.,BergischGladbachOriginaltitel:MoonLektorat:Dr.Brun...

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