Stephen King - Atlantis

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STEPHEN KING Atlantis
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von Peter Robert
PIAZZA
Die Originalausgabe erschien 1999 unter dem Titel
»Hearts in Atlantis« bei Scribner, New York
Besuchen Sie uns im Internet: http://www.heyne.de
Umwelthinweis: Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.
Copyright © 1999 by Stephen King
Copyright © 1999 der deutschen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Piazza ist ein Unternehmen der Heyne Verlagsgruppe, München
Satz: Leingärtner, Nabburg
Druck und Bindung: Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany 2000
ISBN 3-453-18266-9
Dies hier ist für Joseph und Leonora und Ethan:
Ich hab euch all das erzählt, um euch dies zu erzählen
Nummer sechs: Was wollen Sie? Nummer zwei: Informationen. Nummer sechs: Auf
wessen Seite sind Sie? Nummer zwei: Wir sind auf der richtigen Seite. Wir wollen
Informationen, Informationen. Nummer sechs: Ich sage nichts. Nummer zwei: So oder so,
Sie werden sprechen.
Nummer sechs
Simon blieb in seinem Versteck, ein kleiner brauner Fleck, hinter dem Laub verborgen.
Selbst wenn er die Augen schloss, verfolgte ihn der Schweinskopf wie ein Nachbild. Sein
verschleierter Blick sah Simon düster mit dem grenzenlosen Zynismus des
Lebenserfahrenen an und versicherte ihm, dass alles schlecht war.
William Golding, Herr der Fliegen
»Wir haben's vermasselt.« Easy Rider
I. Ein Junge und seine Mutter. Bobbys Geburtstag. Der neue Mieter. Von der Zeit und
Fremdlingen.
Bobby Garfields Vater hatte zu denen gehört, die schon mit zwanzig bis dreißig Jahren die
Haare zu verlieren beginnen und so zirka mit fünfundvierzig völlig kahl sind. Randall
Garfield blieb dieses Endstadium erspart, weil er mit sechsunddreißig an einem Herzinfarkt
starb. Er war Immobilienmakler und tat seinen letzten Atemzug auf dem Küchenboden
irgendeines fremden Hauses. Der potentielle Käufer war im Wohnzimmer und versuchte,
über ein abgemeldetes Telefon einen Krankenwagen zu rufen, als Bobbys Dad sein Leben
aushauchte. Zu diesem Zeitpunkt war Bobby drei. Er hatte verschwommene Erinnerungen
an einen Mann, der ihn kitzelte und ihn dann auf Wangen und Stirn küsste. Er war ziemlich
sicher, dass dieser Mann sein Vater gewesen war. schmerzlich vermisst stand auf Randall
Garfields Grabstein, aber der Schmerz von Bobbys Mom schien sich in Grenzen zu halten,
und was Bobby selbst betraf... nun, wie konnte man jemand vermissen, an den man sich
kaum erinnerte?
Acht Jahre nach dem Tod seines Vaters verliebte sich Bobby heftig in das
sechsundzwanzigzöllige Schwinn im Schaufenster von Harwich Western Auto. Er machte
seiner Mutter gegenüber auf jede erdenkliche Weise Andeutungen hinsichtlich des Schwinn
und zeigte es ihr schließlich eines Abends auf dem Heimweg vom Kino (sie hatten sich Das
Dunkel am Ende der Treppe angesehen, einen Film, den Bobby zwar nicht verstanden, aber
trotzdem gut gefunden hatte, besonders den Teil, wo Dorothy McGuire mit einem Stuhl
umkippte und ihre langen Beine zeigte). Als sie an dem Eisenwarenladen vorbeikamen,
erwähnte Bobby beiläufig, dass das Fahrrad im Schaufenster bestimmt ein tolles Geschenk
zum elften Geburtstag wäre für irgendeinen glücklichen Jungen.
»Denk nicht mal dran«, sagte sie. »Ich kann's mir nicht leisten, dir ein Fahrrad zum
Geburtstag zu schenken. Dein Vater hat uns nicht gerade ein Vermögen hinterlassen, weißt
du.«
Obwohl Randall schon zurzeit von Trumans Präsidentschaft gestorben war und
Eisenhowers achtjähriger Turn sich auch
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bereits seinem Ende näherte, war Dein Vater hat uns nicht gerade ein Vermögen
hinterlassen immer noch die häufigste Antwort seiner Mutter auf jeden Vorschlag von
Bobby, der mit der Ausgabe von mehr als einem Dollar verbunden sein könnte.
Normalerweise wurde die Bemerkung von einem tadelnden Blick begleitet, als wäre der
Mann weggelaufen und nicht gestorben.
Kein Fahrrad zum Geburtstag. Bobby dachte auf dem Heimweg betrübt darüber nach. Seine
Freude über den seltsamen, verworrenen Film, den sie gesehen hatten, war weitgehend
verflogen. Er diskutierte nicht mit seiner Mutter und versuchte auch nicht, sie zu
beschwatzen - das würde einen Gegenangriff auslösen, und wenn Liz Garfield zum
Gegenangriff überging, dann machte sie keine Gefangenen , aber er grübelte über dieses
verlorene Fahrrad nach... und über den verlorenen Vater. Manchmal hasste er seinen Vater
beinahe. Und das einzige, was ihn davon abhielt, war das an nichts festzumachende, aber
sehr starke Gefühl, dass seine Mutter sich wünschte, er täte es. Als sie den Commonwealth
Park erreichten und daran entlanggingen zwei Blocks weiter vorn würden sie links auf
die Broad Street abbiegen, wo sie wohnten , warf er seine üblichen Bedenken über Bord
und stellte eine Frage nach Randall Garfield.
»Hat er nichts hinterlassen, Mom? Überhaupt nichts?« Vor ein oder zwei Wochen hatte er
einen Nancy-Drew-Krimi gelesen, in dem das Erbe eines armen Kindes hinter einer alten
Uhr in einem verlassenen Herrenhaus versteckt gewesen war. Bobby glaubte eigentlich
nicht, dass sein Vater irgendwo Goldmünzen oder seltene Briefmarken gehortet hatte, aber
wenn es überhaupt etwas gab, dann konnten sie es vielleicht in Bridgeport verkaufen. Mög-
licherweise in einem der Pfandhäuser. Bobby wusste nicht genau, wie das mit dem
Verpfänden so ablief, aber er wusste, wie die Pfandhäuser aussahen an der Fassade
hingen drei goldene Kugeln. Und er war sicher, dass die Leute im Pfandhaus ihnen gern
helfen würden. Natürlich war das nur ein Kindertraum, aber Carol Gerber ein Stück weiter
oben in der Strasse besaß einen kompletten Satz Puppen, den ihr Vater, der bei der Navy
war, ihr aus Europa geschickt hatte. Wenn Väter einem was schenkten was sie taten ,
stand zu erwarten, dass Väter manchmal auch was hinterließen.
Als Bobby die Frage stellte, gingen sie gerade unter einer der Straßenlaternen durch, die
diese Seite des Commonwealth Park
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säumten, und Bobby sah, wie der Mund seiner Mutter sich veränderte, so wie jedes Mal,
wenn er es wagte, eine Frage über seinen verstorbenen Vater zu stellen. Die Veränderung
erinnerte ihn an ihren Geldbeutel: Wenn man an den Schnüren zog, wurde das Loch oben
kleiner.
»Ich werde dir sagen, was er hinterlassen hat«, begann sie, als sie sich an den Aufstieg zum
Broad Street Hill machten. Bobby wünschte bereits, er hätte nicht gefragt, aber jetzt war es
natürlich zu spät. Wenn man sie erst mal in Gang gesetzt hatte, ließ sie sich nicht mehr
stoppen, das war das Problem. »Er hat die Police einer Lebensversicherung hinterlassen, die
in dem Jahr vor seinem Tod erloschen war. Ich wusste so gut wie nichts davon, als er noch
lebte, und jeder einschließlich des Leichenbestatters wollte sein kleines Stück von
dem haben, was ich nicht hatte. Er hat auch einen großen Stapel unbezahlter Rechnungen
hinterlassen, die ich inzwischen größtenteils abbezahlt habe - die Leute waren sehr ver-
ständnisvoll, was meine Situation betrifft, besonders Mr. Biderman, das kann man nicht
anders sagen.«
Das waren alles alte Geschichten, ebenso langweilig wie von Bitterkeit durchsetzt, aber
dann erzählte sie Bobby etwas Neues. »Dein Vater«, sagte sie, als sie sich dem großen
Wohnhaus näherten, das auf halber Höhe des Broad Street Hill stand, »hat nie einen Inside
Straight gekriegt, der ihm nicht gefallen hätte.«
»Was ist ein Inside Straight, Mom?«
»Unwichtig. Aber eins sag ich dir, Bobby-O: Lass dich bloß nie von mir beim
Kartenspielen um Geld erwischen! Davon hab ich für den Rest meines Lebens genug.«
Bobby wollte nachfragen, überlegte es sich aber anders; weitere Fragen hätten
wahrscheinlich eine Schimpfkanonade ausgelöst. Ihm ging der Gedanke durch den Kopf,
dass der Film, in dem es um unglückliche Ehemänner und Ehefrauen gegangen war, sie
vielleicht auf eine Weise aufgeregt hatte, die er als Kind nicht verstehen konnte. Er würde
seinen Freund John Sullivan am Montag in der Schule nach den Inside Straights fragen.
Bobby glaubte, dass es dabei um Poker ging, aber er war nicht ganz sicher.
»In Bridgeport gibt es Häuser, in denen Männer ihr Geld lassen«, sagte sie, während sie auf
die Haustür zusteuerten. »Da gehen dumme Männer hin. Dumme Männer richten ein
heilloses Schlamassel
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an, und für gewöhnlich sind's die Frauen dieser Welt, die hinterher alles wieder in Ordnung
bringen müssen. Tja ...«
Bobby wusste, was als nächstes kam; es war immer schon der Lieblingsspruch seiner
Mutter gewesen.
»Das Leben ist nun mal nicht fair«, sagte Liz Garfield, als sie ihren Hausschlüssel
herausholte und Anstalten machte, die Tür von 149 Broad Street in der Stadt Harwich,
Connecticut, aufzuschließen. Es war April 1960, die Nacht atmete Frühlingsduft, und neben
ihr stand ein magerer Junge mit den verwegenen roten Haaren seines toten Vaters. Sie strich
ihm so gut wie nie durchs Haar; wenn sie einmal zärtlich zu ihm war, was selten genug
vorkam, berührte sie ihn meistens am Arm oder an der Wange.
»Das Leben ist nicht fair«, wiederholte sie. Dann machte sie die Tür auf, und sie gingen
hinein.
Es stimmte schon, dass seine Mutter nicht wie eine Prinzessin behandelt worden war, und es
war sicher verdammt schade, dass ihr Mann sein Leben im Alter von sechsunddreißig
Jahren auf dem Linoleumfußboden eines leeren Haus beschlossen hatte, aber Bobby dachte
manchmal, es hätte schlimmer kommen können. Sie hätte zum Beispiel zwei Kinder haben
können statt eins. Oder drei. Ja sogar vier, zum Teufel.
Oder angenommen, sie hätte einen wirklich harten Job machen müssen, um sie beide zu
ernähren? Sullys Mom arbeitete in der Tip-Top Bakery in der Innenstadt, und in den
Wochen, in denen sie die Backöfen anheizen musste, bekamen Sully-John und seine beiden
älteren Brüder sie praktisch nicht zu Gesicht. Außerdem hatte Bobby die Frauen beobachtet,
die aus der Peerless Shoe Company kamen, wenn um drei Uhr die Sirene heulte (er selber
kam um halb drei aus der Schule), Frauen, die alle viel zu dünn oder viel zu dick zu sein
schienen, Frauen mit bleichen Gesichtern und schrecklichen, wie altes Blut aussehenden
Farbflecken an den Fingern, Frauen mit gesenktem Blick, die ihre Arbeitsschuhe und
Arbeitshosen in Einkaufstüten von Total Grocery bei sich trugen. Als er im letzten Herbst
mit Mrs. Gerber, Carol und dem kleinen Ian (den Carol immer Schnodder-Ian nannte) zu
einer Kirchweih gefahren war, hatte er Männer und Frauen gesehen, die draußen auf dem
Land Äpfel pflückten. Auf seine Frage nach diesen Leuten
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hatte Mrs. Gerber erklärt, das seien Migranten, so wie manche Vogelarten immer
unterwegs, immer dort in Scharen anzutreffen, wo gerade irgendwelche Früchte reif seien.
Bobbys Mutter hätte eine von ihnen sein können, aber sie war es nicht.
Sie war jedoch Mr. Donald Bidermans Sekretärin bei Home Town Real Estate, der Firma,
bei der Bobbys Dad gearbeitet hatte, als er von seinem Herzinfarkt dahingerafft worden
war. Bobby vermutete, dass sie den Job vor allem deshalb bekommen hatte, weil Donald
Biderman Randall gemocht hatte und weil sie ihm leid tat verwitwet, mit einem kleinen
Sohn, der kaum den Windeln entwachsen war , aber sie war gut in ihrem Job, und sie
arbeitete hart. Sehr oft bis spät in die Nacht hinein. Bobby war ein paar Mal mit seiner
Mutter und Mr. Biderman zusammengewesen am deutlichsten erinnerte er sich an das
Betriebspicknick, aber auch daran, wie Mr. Biderman sie zum Zahnarzt in Bridgeport
gefahren hatte, als Bobby beim Spielen in der Pause ein Zahn ausgeschlagen worden war
, und die beiden Erwachsenen hatten so eine gewisse Art gehabt, einander anzusehen.
Manchmal rief Mr. Biderman seine Mutter abends an, und in diesen Gesprächen nannte sie
ihn Don. Aber »Don« war alt, und Bobby dachte nicht viel über ihn nach.
Bobby wusste nicht so genau, was seine Mom tagsüber (und abends) im Büro machte, aber
er war sicher, dass es besser war, als Schuhe herzustellen oder Äpfel zu pflücken oder um
halb fünf Uhr morgens die Backöfen der Tip-Top Bakery anzuheizen. Bobby war sicher,
dass es all diese Jobs um Längen schlug. Außerdem handelte man sich bei seiner Mom
Ärger ein, wenn man sie bestimmte Sachen fragte. Zum Beispiel, wieso sie sich drei neue
Kleider von Sears leisten konnte, eins davon aus Seide, aber keine drei Monatsraten von 11
Dollar 50 für das Schwinn im Schaufenster von Western Auto (es war rot und silbern, und
Bobbys Eingeweide krampften sich schon vor Sehnsucht zusammen, wenn er es bloß
ansah). Wenn man sie solche Sachen fragte, handelte man sich richtigen Ärger ein.
Das tat Bobby nicht. Er machte sich einfach daran, das Geld für das Fahrrad selbst zu
verdienen. Dafür würde er bis zum Herbst brauchen, vielleicht sogar bis zum Winter, und
dieses spezielle Modell würde bis dahin möglicherweise aus dem Schaufenster von
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摘要:

STEPHENKINGAtlantisROMANAusdemAmerikanischenvonPeterRobertPIAZZADieOriginalausgabeerschien1999unterdemTitel»HeartsinAtlantis«beiScribner,NewYorkBesuchenSieunsimInternet:http://www.heyne.deUmwelthinweis:DiesesBuchwurdeaufchlor-undsäurefreiemPapiergedruckt.Copyright©1999byStephenKingCopyright©1999derd...

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