
entsprechend vorgewarnt — in einem Text über die „Aristotelische und nichtaristotelische
Geschichte der Venus“ Hinweise auf nichtmenschliche Lebensformen auf dem Planeten, die
sich jedoch noch niemals gezeigt haben. Im Halbschlaf dringen nachts eigenartige
Wisperlaute an sein Ohr, die nach und nach in einen Traum übergehen: Es war ein Traum, der
eine sonderbar zusammenhängende Geschichte erzählte, die vor dem Hintergrund unendlicher
Räume spielte. Gewaltige, gleißende Sterne schwammen in seinen Gesichtskreis und schössen
hinter den Gestalten, mit denen er sich voranbewegte, wieder in weite Fernen davon. Irgend
etwas stimmte nicht mit dem Sternen, irgend etwas, das nichts mit dem Licht dieser Sonnen
zu tun hatte, sondern mit dem Auge, das sie erblickte. Es dauerte lange, bis Gosseyn auch nur
andeutungsweise dahinterkam, woran dieses Gefühl lag; bis er begriff, daß das Auge, durch
das er schaute, zu einem Nervensystem gehörte, das weder menschlich noch irdisch war. Es
war ein Nervensystem, das auf gänzlich andersgeartete Weise von der realen Umwelt
abstrahierte. Es faßte das Plenum als grausam und tödlich auf, und das Nervensystem als
ganzes war dem menschlichen so entgegengesetzt, daß es Gosseyn kalt überlief und er
fröstelnd erwachte, als hätten eisige Hände nach seinem Herzen gegriffen. Diese und einige
weitere über den Text verstreute Anspielungen auf einen „unmenschlichen Faktor“ waren
allenfalls geeignet, den Leser zu verwirren, denn insgesamt geht aus dem Roman (auch schon
in der Erstfassung) unzweideutig hervor, daß die gesamte Milchstraße von Menschen
bewohnt wird — einschließlich des Glanzvollsten Reiches, dessen Diktator Enro Venus und
Erde in einer interstellaren Invasion zu erobern trachtet. Die Streichung der Anspielungen bei
der Überarbeitung schuf in einem weiteren Punkt Klarheit. Die einschneidendste Änderung
nahm van Vogt freilich im Hinblick auf die Rolle eben jenes Eldred Crang vor, der als
Unterführer Thorsons, des Befehlshabers der galaktischen Invasionsarmee, füngierte. Gehörte
er in der ursprünglichen Fassung noch als bona fide-Mitglied zu der Verschwörergruppe, so
war aus ihm in der Buchfassung ein venusischer Null-A-Fahnder geworden, der sich mit dem
Ziel, den galaktischen Anschlag zu verhindern, in die gegnerischen Reihen eingeschlichen
hatte. Mit dem Befehl über die Invasionstruppen bei Thorsons Tod fiel nunmehr ihm — und
nicht Gosseyn — die letztlich ausschlaggebende Aufgabe zu: die Truppen aus dem
Sonnensystem abzuziehen und damit die Invasion endgültig zum Scheitern zu bringen. Diese
Verschiebung der Gewichte im Rahmen der Erzählung hat spätere Interpretationsversuche
nicht unbeeinflußt gelassen. Darauf gehe ich weiter unten ein. Bei seiner Überarbeitung für
die Neuausgabe von 1970 beschränkte van Vogt sich darauf, die Resultate der ersten Mariner-
Vorbeiflüge (1962/65) und Venera-Landungen (1967/69) an bzw. auf der Venus zu
berücksichtigen sowie die schon einmal, für die Buchausgabe, beträchtlich erweiterten
Erklärungen, die Layoisseur, im Sterben liegend, Gosseyn am Schluß des Buchs gibt, um
einige weitere Hinweise zu ergänzen. Beide Einfügungen sind in der vorliegenden Ausgabe
durch Kursivdruck hervorgehoben. Der eingetretenen Veränderung des Venusbildes suchte
van Vogt mit einem Rückblick Rechnung zu tragen, in dem er skizzierte, wie man beim
Terraformen, der erdähnlichen Umgestaltung des Planeten, verfahren war, damit aus der
Venus die paradiesische Null-A-Welt des Jahres 2560 werden konnte. Allerdings dürfte ein
Vorschlag, wie van Vogt ihn unterbreitet, allenfalls den zweiten möglichen Schritt darstellen.
Der erste hätte wohl in der Auslösung biochemischer Vorgänge durch Photosynthese zu
bestehen, die geeignet wären, sowohl siedende Oberflächentemperatur wie den vernichtenden,
im Vergleich zur Erde neunzigmal höheren atmosphärischen Druck zu reduzieren. Als Mittel
dazu sind — beispielsweise von Carl Sagan oder der Moskauer Akademie der Wissenschaften
— Algentransporte in die Venusatmosphäre vorgeschlagen worden, die dort
Photosyntheseabläufe, die Umwandlung von Kohlendioxid in Kohlehydrate und Sauerstoff, in
Gang setzen könnten. In den Erläuterungen, die Gosseyn am Ende von dem sterbenden
Lavoisseur im Institut für Allgemeine Semantik erhält, hatte van Vogt das zusätzliche Gehirn
ursprünglich als „zufällige Mutation“ bezeichnet. In der Buchfassung war er dann, wie man in
der vorliegenden Ausgabe nachlesen kann, von dieser Erklärung abgewichen. Er hatte