A. E. Van Vogt - Null A

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Die BIBLIOTHEK DER SCIENCE FICTION LITERATUR umfaßt herausragende
Werke dieser Literaturgattung, die als Meilensteine ihrer Geschichte gelten und als
beispielhafte Versuche, Möglichkeiten denkbarer Entwicklungen aufzuzeigen und auf
Gefahren und Probleme der Gegenwart und Zukunft hinzuweisen. Die gediegen
ausgestattete Collection ist nicht nur für den Sammler und Liebhaber guter Science
Fiction gedacht, sie bietet durch ihre wohlerwogene und repräsentative Auswahl auch
das unentbehrliche Rüstzeug für jeden, der sich ernsthaft mit diesem Zweig der
Literatur auseinandersetzen möchte.
Gilbert Gosseyn - ohne sein Wissen der geklonte Nachkomme eines Überlebenden jener
„Großen Wanderung“, mit der vor Jahrmillionen die menschliche Besiedlung der Milchstraße
aus einer anderen Galaxis begonnen hat - findet den Tod, nur um sich phönixhaft aus der
Asche seines toten Körpers zu erheben. Mit Hilfe seines zusätzlichen Gehirns, das ihn zur
Teleportation wie zur Telekinese befähigt, löst er das Rätsel seiner Identität und überwindet
die Rolle der manipulierten Figur, die andere auf das kosmische Schachbrett geschoben
haben. Erst der dritte Gosseynklon freilich erlangt neben seinen „über“-menschlichen
Befähigungen auch die menschliche Fähigkeit zur emotionalen Bindung. Er erreicht die
Ursprungsgalaxis, zwischen deren menschlichen und nicht menschlichen Rassen er Frieden
stiftet. Sein Schicksal verbindet sich mit der Feuerprobe der „nichtaristotelischen“ (Null-A)
Demokratie - eine Schöpfung der rational fortgeschrittensten Menschen.
Mit dem „Null-A“-Zyklus hat A. E. van Vogt (geb. 1912) sein reifstes und berühmtestes
Werk geschaffen - ein Epos der Entwicklung vom irdischen „Vor“ zum kosmischen „Über“
menschen. In der BIBLIOTHEK DER SCIENCE FICTION LITIRATUR: Null-A • 06/58
umfassend die Romane: Welt der Null-A (The World of Null-A). Die kosmischen
Schachspieler (The Players of Null-A) Der dritte Gosseyn (Null-A Three) A. E. VAN VOGT
NULL-A Ein Zyklus in 3 Romanen In ungekürzter Neuübersetzung mit einem Bildteil zur
Publikationsgeschichte sowie einem Vorwort und einem Nachwort versehen herausgegeben
von Rainer Eisfeld INHALT VORWORT von Rainer Eisfeld Seite 7 EINLEITUNG von A.
E. van Vogt Seite 32 ERSTES BUCH Welt der Null-A (THE WORLD OF NULL-A) Seite
39 ZWEITES BUCH Die kosmischen Schachspieler (THE PLAYERS OF NULL-A) Seite
233 DRITTES BUCH Der dritte Gosseyn (NULL-A THREE) Seite 479 NACHWORT von
Rainer Eisfeld Seite 653 BILDER ZUR PUBLIKATIONSGESCHICHTE Seite 337
VORWORT von Rainer Eisfeld Gewidmet dem Andenken an LOTHAR HEINECKE (gest. 1964)
und WOLF DETLEF ROHR (gest. 1981) 1945 und 1948 sind die ersten beiden Romane des
Null-A-Zyklus erschienen; 1984 hat A. E. van Vogt die Trilogie vollendet. Mehrfach
übersetzt und immer wieder aufgelegt, haben Welt der Null-A und Die kosmischen
Schachspieler sich in den Ländern Nordamerikas und Westeuropas längst als anhaltender
Erfolg, geradezu als klassische Werke des Science Fiction-Genres etabliert; von dem
abschließenden Roman Der dritte Cosseyn wurden in Frankreich binnen weniger Monate
nach Veröffentlichung der Taschenbuchausgabe 60000 Exemplare abgesetzt. Man hat van
Vogts Null-A-Romane als Meilensteine bezeichnet, die der Science Fiction neue
Dimensionen erschlossen haben; Philip K. Dick, der wahrscheinlich eigenwilligste Autor der
nächsten Generation, hat sich von ihrer hintergründigen Atmosphäre zu seinen selbst schon
klassischen Verwirrspielen mit mehreren Realitätsebenen anregen lassen. Van Vogt hat
seinem eigenen Erfolg selbstironischen Tribut gezollt: Das Nummernschild seines Wagens
weist die Buchstaben NOT A auf. Erklärbar wäre diese Resonanz über vier Jahrzehnte hinweg
kaum, wenn die Romane nicht „vollgestopft mit >action<„ wären (Charles Platt: Who Writes
Science Fiction?), mit den rasch wechselnden Stationen einer Handlung, die — so Rec/ams
Science Fiction-Führer — eine wahrhaft „furiose Dynamik“ entwickelt. Welt der Null-A und
Die kosmischen Schachspieler haben aber nicht nur — neben Slan, einigen anderen Romanen
und zahlreichen Kurzgeschichten — van Vogts Ruhm begründet und ihm in einem Maße die
Gunst immer neuer Lesergenerationen eingetragen, das in der Geschichte dieser
Literaturgattung rar ist. Sie haben auch die Kritik auf den Plan gerufen — Kritik von einer
Schärfe, wie man sie in der Science Fiction-Szene ebenfalls selten antrifft. „Seine
Handlungsabläufe halten keiner Untersuchung stand“, schrieb Dämon Knight 1945,
unmittelbar nachdem Welt der Null-A als Fortsetzungsroman in Astounding Science Fiction
erschienen war, über A. E. van Vogt. „Seine Wortwahl und sein Satzaufbau sind unbeholfen
und plump. Er ist weder in der Lage, sich eine Szene wirklich vorzustellen, noch eine Figur
lebensnah zu schildern.“ Angefangen von der Überschrift, in der er van Vogt als „kosmischen
Bauspekulanten“ titulierte, bis zu dessen abschließender Apostrophierung als „kleiner Geist
an einer übergroßen Schreibmaschine“ ließ keine Passage der scharfen Attacke an
Deutlichkeit zu wünschen übrig. Mit dem Verfasser bekam Welt der Null-A sein Fett ab: Der
Roman „wimmle von Widersprüchen, irreführenden Hinweisen und irrelevanten
Abschnitten“; er sei nicht nur kein Klassiker, sonern im Gegenteil „eine der miserabelsten
sich anspruchsvoll gebenden Science Fiction-Erzählungen, die je erschienen sind“. Als
Knights ätzende Kritik Jahre später ins Französische übersetzt wurde, löste sie dort indignierte
Reaktionen aus. Welt der Null-A wurde als „tiefgründiges und geistreiches Buch“ verteidigt,
das im übrigen noch keineswegs zum alten Eisen gehöre und schon deswegen nicht verdient
habe, auf den literarischen Schuttabladeplatz befördert zu werden. In der Bundesrepublik
schlug Jesco von Puttkamer sich 1961, im Nachwort zu der Trilogie „Das Absolutum“, auf
die Seite derer, die van Vogts Geschichten „beispiellos und kunstvoll aufgebaut“ fanden und
ihm eine „überlegene, großzügige, stellenweise ungemein intensive Schreibweise“
attestierten. Ich habe damals bei meiner Besprechung des Buchs in der Science Fiction Times
zurückhaltender geurteilt, van Vogts bekannteste Erzählungen aus seiner „Glanzzeit“ 1939 -
45 seien in einem überschwenglichen, gelegentlich melodramatischen Stil verfaßt, wobei
seine Helden hölzern blieben und die Handlung weniger von ihnen als von sich selber lebe.
Solche bloßen Hinweise auf einen Meinungsstreit wirken natürlich noch nicht besonders
erhellend. Sie sollen zunächst auch nichts anderes bewirken, als den interessierten Leser für
eine eingehendere Auseinandersetzung sowohl mit den Romanen, die in diesem Band
zusammengestellt sind, wie mit der Kritik daran zu erwärmen. Wer sich auf diese
Auseinandersetzung dann tatsächlich einlassen möchte, der findet in den folgenden
Abschnitten Material dafür.
I.
In seiner Einleitung zur Neuausgabe von 1970, die im Anschluß an dieses Vorwort
abgedruckt ist, bezieht van Vogt sich ausdrücklich auf Knights Kritik an Welt der Null-A und
erwähnt, er habe sich von ihr zu Veränderungen des Romans anregen lassen. Die
tatsächlichen Einfügungen, die er vorgenommen hat, sind freilich wenige und eher
unwichtiger Art; ich komme darauf sogleich noch zurück. Die entscheidende Überarbeitung
ist vielmehr auf Vorschlag Jack Goodmans vom Verlag Simon and Schuster für die
Buchausgabe von 1948 erfolgt. Gegenüber der Erstveröffentlichung in Astounding, auf die
Dämon Knight sich bei seinem Angriff zunächst bezog, hat sie den Roman ganz erheblich
verändert. Dessen erster Teil endet bekanntlich damit, daß Gosseyn einen Fluchtversuch aus
dem Palast der Maschine unternimmt, bei dem er den Tod findet (um anschließend auf der
Venus in einem anderen Gosseynkörper wieder zu erwachen). In der überarbeiteten Fassung
wird diese Flucht ihm durch Patricia Hardie ermöglicht. Ursprünglich dagegen setzte Gosseyn
seine Flucht selbst ins Werk: die Pein einer Folter, der man ihn unterzogen hatte, ließ ihn sich
mittels seines zweiten Gehirns aus den Handschellen befreien und seine Kerkerwände
überwinden — obwohl das zusätzliche Gehirn noch nicht das geringste Training erfahren
hatte. Ohne derartige Ausbildung aber vermag es, wie van Vogt wiederholt betont, die in ihm
angelegten Möglichkeiten zur Kontrolle über Materie nicht zu entfalten. Auf der Venus wird
Gosseyn, nachdem er die Privatklinik der Prescotts verlassen hat, von einem Roboflugzeug
der Quizmaschine aufgegriffen und bei der Baumwohnung Eldred Crangs abgesetzt, um
dessen Rückkehr abzuwarten. In der Erstfassung findet er — durch das Roboflugzeug schon
entsprechend vorgewarnt — in einem Text über die „Aristotelische und nichtaristotelische
Geschichte der Venus“ Hinweise auf nichtmenschliche Lebensformen auf dem Planeten, die
sich jedoch noch niemals gezeigt haben. Im Halbschlaf dringen nachts eigenartige
Wisperlaute an sein Ohr, die nach und nach in einen Traum übergehen: Es war ein Traum, der
eine sonderbar zusammenhängende Geschichte erzählte, die vor dem Hintergrund unendlicher
Räume spielte. Gewaltige, gleißende Sterne schwammen in seinen Gesichtskreis und schössen
hinter den Gestalten, mit denen er sich voranbewegte, wieder in weite Fernen davon. Irgend
etwas stimmte nicht mit dem Sternen, irgend etwas, das nichts mit dem Licht dieser Sonnen
zu tun hatte, sondern mit dem Auge, das sie erblickte. Es dauerte lange, bis Gosseyn auch nur
andeutungsweise dahinterkam, woran dieses Gefühl lag; bis er begriff, daß das Auge, durch
das er schaute, zu einem Nervensystem gehörte, das weder menschlich noch irdisch war. Es
war ein Nervensystem, das auf gänzlich andersgeartete Weise von der realen Umwelt
abstrahierte. Es faßte das Plenum als grausam und tödlich auf, und das Nervensystem als
ganzes war dem menschlichen so entgegengesetzt, daß es Gosseyn kalt überlief und er
fröstelnd erwachte, als hätten eisige Hände nach seinem Herzen gegriffen. Diese und einige
weitere über den Text verstreute Anspielungen auf einen „unmenschlichen Faktor“ waren
allenfalls geeignet, den Leser zu verwirren, denn insgesamt geht aus dem Roman (auch schon
in der Erstfassung) unzweideutig hervor, daß die gesamte Milchstraße von Menschen
bewohnt wird — einschließlich des Glanzvollsten Reiches, dessen Diktator Enro Venus und
Erde in einer interstellaren Invasion zu erobern trachtet. Die Streichung der Anspielungen bei
der Überarbeitung schuf in einem weiteren Punkt Klarheit. Die einschneidendste Änderung
nahm van Vogt freilich im Hinblick auf die Rolle eben jenes Eldred Crang vor, der als
Unterführer Thorsons, des Befehlshabers der galaktischen Invasionsarmee, füngierte. Gehörte
er in der ursprünglichen Fassung noch als bona fide-Mitglied zu der Verschwörergruppe, so
war aus ihm in der Buchfassung ein venusischer Null-A-Fahnder geworden, der sich mit dem
Ziel, den galaktischen Anschlag zu verhindern, in die gegnerischen Reihen eingeschlichen
hatte. Mit dem Befehl über die Invasionstruppen bei Thorsons Tod fiel nunmehr ihm — und
nicht Gosseyn — die letztlich ausschlaggebende Aufgabe zu: die Truppen aus dem
Sonnensystem abzuziehen und damit die Invasion endgültig zum Scheitern zu bringen. Diese
Verschiebung der Gewichte im Rahmen der Erzählung hat spätere Interpretationsversuche
nicht unbeeinflußt gelassen. Darauf gehe ich weiter unten ein. Bei seiner Überarbeitung für
die Neuausgabe von 1970 beschränkte van Vogt sich darauf, die Resultate der ersten Mariner-
Vorbeiflüge (1962/65) und Venera-Landungen (1967/69) an bzw. auf der Venus zu
berücksichtigen sowie die schon einmal, für die Buchausgabe, beträchtlich erweiterten
Erklärungen, die Layoisseur, im Sterben liegend, Gosseyn am Schluß des Buchs gibt, um
einige weitere Hinweise zu ergänzen. Beide Einfügungen sind in der vorliegenden Ausgabe
durch Kursivdruck hervorgehoben. Der eingetretenen Veränderung des Venusbildes suchte
van Vogt mit einem Rückblick Rechnung zu tragen, in dem er skizzierte, wie man beim
Terraformen, der erdähnlichen Umgestaltung des Planeten, verfahren war, damit aus der
Venus die paradiesische Null-A-Welt des Jahres 2560 werden konnte. Allerdings dürfte ein
Vorschlag, wie van Vogt ihn unterbreitet, allenfalls den zweiten möglichen Schritt darstellen.
Der erste hätte wohl in der Auslösung biochemischer Vorgänge durch Photosynthese zu
bestehen, die geeignet wären, sowohl siedende Oberflächentemperatur wie den vernichtenden,
im Vergleich zur Erde neunzigmal höheren atmosphärischen Druck zu reduzieren. Als Mittel
dazu sind — beispielsweise von Carl Sagan oder der Moskauer Akademie der Wissenschaften
— Algentransporte in die Venusatmosphäre vorgeschlagen worden, die dort
Photosyntheseabläufe, die Umwandlung von Kohlendioxid in Kohlehydrate und Sauerstoff, in
Gang setzen könnten. In den Erläuterungen, die Gosseyn am Ende von dem sterbenden
Lavoisseur im Institut für Allgemeine Semantik erhält, hatte van Vogt das zusätzliche Gehirn
ursprünglich als „zufällige Mutation“ bezeichnet. In der Buchfassung war er dann, wie man in
der vorliegenden Ausgabe nachlesen kann, von dieser Erklärung abgewichen. Er hatte
außerdem eine umfängliche Passage hinzugefügt, die eine zumindest vage Vorstellung davon
vermitteln sollte, wie die Züchtigung einer Anzahl genetisch identischer Körper — wir
würden heute sagen: Klone — vonstatten gehen sollte, bei denen auch die
Bewußtseinsentwicklung, so lange sie „passiv“ im Brutapparat verblieben, außen gesteuert
erfolgte. Ein weiterer Zusatz (der ahnen ließ, daß van Vogt inzwischen schon an einer
Romanfortsetzung schrieb) galt der Existenz jener zusätzlichen „Spieler“, von denen Gosseyn
sich weiter manipuliert sieht, nachdem die erste (aber keineswegs die endgültige) Gefahr von
Erde und Venus abgewendet ist. Beide Erklärungen wurden für die Neuausgabe von 1970
noch ausgebaut. Dahingestellt kann hier bleiben, wie weit alle diese Erläuterungen denjenigen
befriedigen, der mit Dämon Knight zu einer noch grundsätzlicheren Kritik neigt: daß nach der
ganzen Anlage der Erzählung Lavoisseur — dem es gelungen ist, mit >X> ein Duplikat in die
Verschwörergruppe einzuschleusen — selbst imstande gewesen wäre, das Invasionskomplott
durch Ausschaltung der Gruppe zunichte zu machen — weshalb es überhaupt keiner
Gosseynkörper bedurft hätte und damit natürlich auch keiner Geschichte, in der einer dieser
Körper auf die Suche nach seiner Identität geht.
II.
Wie läßt der Null-A-Zyklus sich in van Vogts Gesamtwerk einordnen? Oder, wenn schon
nicht in sein Gesamtwerk, dann doch in sein Schaffen während jenes Jahrzehnts, in dem nach
allgemeinem Urteil van Vogt, Astounding Science Fiction (ASF) und das amerikanische
Science Fiction-Genre überhaupt ihre „goldene Ära“, ihr „Golden Age“, erlebten? Immerhin
hatte van Vogt zu dem Zeitpunkt, als die erste der drei Null-A-Geschichten erschien, nicht nur
bereits die beiden Romane Slan (1940) und The Weapon Makers (1943) sowie einzelne
selbständige Erzählungen („Vault of the Beast“, „Asylum“, „Far Centaurus“, um nur die
bekanntesten zu nennen) in ASF veröffentlicht. Dazu kam eine große Zahl von
Kurzgeschichten, die sich drei verschiedenen thematisch abgegrenzten Reihen zurechnen
ließen und von ihm während der ersten Hälfte der 50er Jahre nach teilweiser Umschreibung
zu entsprechenden Romanen zusammengefaßt wurden: die Space Beagle-Serie (1939/1943),
die Weapon Shop-Serie (1941/42), schließlich die Mixed Men-Serie (1943 - 45). Auf dem
westdeutschen Markt erschienen diese Titel ungefähr zur selben Zeit wie die frühen
Leihbuchausgaben von World und Pawns of Null-A oder erst kurz danach; in van Vogts
chronologischer Entwicklung rangieren sie dagegen samt und sonders vor der Null-A-Serie.
Welche Charakterisierungen, welche Grundgedanken, welche Erzählstrukturen und
Handlungsmaximen aus diesem „Vorfeld“ greifen die Null-A-Romane wieder auf? Worin
gleichen sie bereits erprobten Mustern, worin unterscheiden sie sich davon — und wie sehen
diese Muster selbst aus?
Angefangen von Dämon Knights Kritik (1945) über Peter Nicholls’ Encyclopedia of Science
Fiction (1979) bis zu Reclams Science Fiction Führer (1982) stößt man auf keine
Auseinandersetzung mit van Vogt, in der die verwickelt aufgebaute Spielart der Science
Fiction, für die der Name dieses Autors steht, nicht übereinstimmend durch drei Merkmale
charakterisiert würde: die Existenz eines Protagonisten, der mit übermenschlichen
Fähigkeiten ausgestattet ist, sich auf ein pseudowissenschaftliches
(historischphilosophischpsychologisches) Lehrgebäude stützt, das geistigkörperliche
Überlegenheit fördert bzw. gewährleistet, und im Rahmen einer politischen Ordnung agiert,
die entweder die autoritäre Machtentfaltung solcher „Übermenschen“ begünstigt oder selbst
autokratischen (monarchischen, diktatorialen) Charakter besitzt. Dieser ebenso knappe wie
inhaltsschwere Katalog liefert der nachfolgenden Analyse die Bezugspunkte. Gilbert Gosseyn
nennt zwei Gehirne sein eigen. Das zweite vergrößert seinen Kopf „um nahezu ein Sechstel
gegenüber dem eines normalen Menschen“, wie es in Die kosmischen Schachspieler gleich
eingangs heißt. Weil es die Eigenschaften eines organischen „Distorters“ besitzt, befähigt es
Gosseyn dazu, sich selbst und andere Lebewesen bzw. Gegenstände an Orte zu versetzen,
deren „Struktur“ er sich zuvor eingeprägt hat. Im Verlauf der Kosmischen Schachspieler
zeichnet sich ab, daß dieses zusätzliche Gehirn außer zur Teleportation und Telekinese auch
zur Präkognition, zur Voraussicht, imstande ist, sofern es entsprechend trainiert wird. In der
Kurzgeschichte „Der Sturm“ (ASF, Okt. 1943; später eine Episode des Romans The Mixed
Men, dt. Das Reich der 50 Sonnen) hatte van Vogt zum erstenmal einige seiner Protagonisten,
die sogenannten „Gemischten“ (hervorgegangen aus der Verbindung „dellischer“ und
„nichtdellischer“ Androiden, die aus der Milchstraße in die Große Magellanische Wolke
geflüchtet waren), mit doppelten Gehirnen ausgestattet. Dem einen dieser Gehirne wies er
schöpferische Fähigkeiten bei normalem IQ zu; die Besonderheit des anderen bestand in einer
Kombination von hochentwickeltem Gedächtnis mit einer Widerstandsfähigkeit gegen äußere,
auf Gedankenkontrolle abzielende Einwirkung bis zu einem IQ von 800 und mehr.
Koordiniert vermochten beide Gehirne jedem normalen Menschen ihren Willen
aufzuzwingen. Um Gosseyn übermenschliche Eigenschaften beizulegen, griff van Vogt für
den Null-A-Zyklus folglich auf eine Idee zurück, die er bereits im Rahmen einer anderen
Serie entwickelt hatte. Das Potential des zweiten Gehirns wurde drastisch erweitert;
unverändert blieb die Art, in der van Vogt das Problem „übermenschlicher“ Talente anging:
Er setzte zusätzliche Fähigkeiten gleich mit der Existenz zusätzlicher Sinnesorgane. Diese
mechanistische Lösung, bei der an die Stelle der weiteren Schärfung vorhandener geistiger
Kräfte die Herausbildung weiterer Körperteile tritt, findet sich in van Vogts erstem Roman
Slan vorgezeichnet. Die von dem Arzt S(amuel) Lann entdeckten und geförderten Mutationen
verfügen außer Fühlern, die ihnen telepathische Fähigkeiten verleihen, über zwei Herzen
oder, genauer, zwei unabhängig voneinander arbeitende vergrößerte Herzteile. Ihre —
gegenüber einem Einzelherz — höhere gemeinsame Leistung dient dazu, die ohnehin
anomale Nerven- und Muskelstärke der Slans weiter zu steigern. Entspricht Gosseyn also
nach seinen psychophysischen Merkmalen dem Bild des „Übermenschen“, wie es van Vogt
bis dahin wiederholt gezeichnet hatte, so läßt dieser andererseits seinen Protagonisten in dem
gesamten Null-A-Zyklus so wenig als allmächtigen Helden agieren, daß sich geradezu die
Vorstellung eines bewußten Gegenentwurfs zu dem Übermenschenstereotyp aufdrängt. Das
wird auf Anhieb deutlich durch einen Vergleich mit der Rolle, die Robert Hedrock, „der
einzige Unsterbliche auf der Erde“, in den Weapon Makers spielt: Wie Hedrock nahezu
unausgesetzt als der Treibende, so erscheint Gosseyn im Gegensatz dazu fast durchweg als
der Getriebene, dessen zweites Gehirn nicht hinreicht, um die Geschehnisse zu seinen
Gunsten zu wenden. Während Gosseyn durch das Labyrinth der Ereignisse auf Erde und
Venus, Yalerta und Gorgzid irrt, ist er nur selten Herr seines Schicksals. In einem
fundamentalen Sinne bleibt er eine Schachfigur, die von anderen bewegt wird. Das Merkmal
einer Erzählung, die um einen übermenschlichen Akteur kreist, besteht — wieder kann ein
Vergleich mit den Weapon Makers, den Waffenschmieden von Isher, aufschlußreich wirken
— nicht zuletzt in der Atmosphäre der Orientierungssicherheit, die sich dem Leser in dem
Maße mitteilt, in dem sie von dem Protagonisten ausstrahlt. Die Null-A-Trilogie ist
demgegenüber angesiedelt in einer Welt voller Unsicherheit, in der (wie ein französischer
Rezensent eindrucksvoll formuliert hat) die Hexen der Angst mindestens so zahlreich und
machtvoll sind wie die Feen der Hoffnung. Soweit es in den beiden ersten Bändern darum
geht, die interstellare Invasion von der Venus abzuwenden und den galaktischen Krieg zu
beenden, den Enro vom Zaun gebrochen hat, zieht Eldred Crang die entscheidenden Fäden —
auch wenn Gosseyn durch sein Eingreifen wichtige Voraussetzungen für den Erfolg der
Crangschen Pläne schafft. Im dritten Band sind es Leejs, Enros und Gosseyns „übersinnliche“
Fähigkeiten, die in Verbindung miteinander Menschen und Troog die Rückkehr in die
menschliche Ursprungsgalaxis sowie die Beilegung des dort ausgefochtenen Konflikts
ermöglichen. Crang spielt hier nur eine Nebenrolle, aber auch Gosseyn sieht sich wiederum
über weite Strecken anderen Spielern ausgeliefert. Diesmal sind es die nichtmenschlichen
Troog, die — in einem Handlungsablauf, der sich unzweifelhaft am Vorbild der
Untersuchung Robert Hedrocks durch die Spinnenwesen in den Weapon Makers orientiert —
摘要:

DieBIBLIOTHEKDERSCIENCEFICTIONLITERATURumfaßtherausragendeWerkedieserLiteraturgattung,diealsMeilensteineihrerGeschichtegeltenundalsbeispielhafteVersuche,MöglichkeitendenkbarerEntwicklungenaufzuzeigenundaufGefahrenundProblemederGegenwartundZukunfthinzuweisen.DiegediegenausgestatteteCollectionistnicht...

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