Jacob_2025_Fallkonstitution_als_neuralgischer

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Jacob, Cornelia
Fallkonstitution als neuralgischer Punkt – Professionalisierungspotenziale
und Herausforderungen kasuistischer Lehre in der Bestimmung des Falls
Kramer, Rolf-Torsten [Hrsg.]; Rabe, Thorid [Hrsg.]; Wittek, Doris [Hrsg.]: Fallverstehen und Reflexivität?
Beiträge der QLB zur Professionalisierung im Lehramtsstudium. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt
2025, S. 271-289. - (Studien zur Professionsforschung und Lehrer:innenbildung)
Quellenangabe/ Reference:
Jacob, Cornelia: Fallkonstitution als neuralgischer Punkt – Professionalisierungspotenziale und
Herausforderungen kasuistischer Lehre in der Bestimmung des Falls - In: Kramer, Rolf-Torsten [Hrsg.];
Rabe, Thorid [Hrsg.]; Wittek, Doris [Hrsg.]: Fallverstehen und Reflexivität? Beiträge der QLB zur
Professionalisierung im Lehramtsstudium. Bad Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 271-289 -
URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-328437 - DOI: 10.25656/01:32843; 10.35468/6156-12
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-328437
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Cornelia Jacob
Fallkonstitution als neuralgischer Punkt–
Professionalisierungspotenziale und
Herausforderungen kasuistischer Lehre
in der Bestimmung des Falls
Zusammenfassung
Basierend auf empirischen Befunden zeigt der Beitrag den Stellenwert der Fall-
bestimmung als zentrales kasuistisches Moment für hochschulische Seminar-
praxis.1 Dabei wird kasuistische Lehre als eine Interaktionspraxis entworfen, die
sich mit programmatischen Professionalisierungsansprüche auseinandersetzen
muss. Ausgehend von exemplarischen Befunden zu einer Aufgabenstellung ei-
nes erziehungswissenschaftlichen Seminars wird ausgelotet, welchen Stellenwert
das Moment der Fallkonstitution innerhalb der Lehre für Professionalisierungs-
potenziale hat. Aufbauend darauf zeigt sich, dass Fallverstehen und Reexivität
nicht nur für die anzubahnende Professionalisierung der Studierenden bedeut-
sam ist, sondern auch dozierendenseitig berücksichtigt werden sollte. Dies wird
in zwei abschließenden Implikationen im Sinne hochschuldidaktischer (Ree-
xions-)Impulse dargestellt.
Schlagworte: Fallbestimmung, Kasuistik, Lehrpraxis, Professionalisierung, Pro-
fessionsforschung
Abstract
Based on empirical ndings, the article demonstrates the importance of case
denition for case-based teaching at university. In this article, case work is de-
ned as a practice of interaction and as tension between teaching and research
and is linked to programmatic ideas of professionalisation. Empirically, an ex-
emplary case of a task shows how important case denition is for professional-
isation. e article shows that case understanding and reexivity are not only
important for the professionalisation of students but also for lecturers. As a
1 Die zu Grunde liegende empirische Dissertationsstudie bezieht sich auf Daten sowohl aus fachdi-
daktischen als auch erziehungswissenschaftlichen Seminaren.
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Cornelia Jacob
result, ideas are formulated for reection on how lecturers can deal with the
challenge of case-based teaching.
Keywords: case denition, case work, professionalization, research on professi-
ons, teaching
1 Einleitung und Problemaufriss
Kasuistik in Forschung und Lehre lautet ein Sammelbandtitel, der sich mit erzie-
hungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Perspektiven auf Fallarbeit2 befasst
(Wittek et al. 2021). Zwei Lesarten schwingen im Titel mit: Während man einer-
seits annehmen kann, dass es sich mit Forschung und Lehre um zwei unterschied-
liche Felder handelt, in denen Kasuistik betrieben wird, deutet die Konjunktion
‚und‘ andererseits an, dass Forschung und Lehre in einem Zusammenhang zusam-
mengedacht werden. Kasuistik ist dann etwas, dass nicht sowohl in der Forschung
als auch in der Lehre, sondern in einer symbiotischen Verbindung dieser beiden
Felder auftaucht. Eine solche „Einheit von Forschung und Lehre“ [Herv. i. O.] (Wer-
net 2021, S.299) mag zwar eine Grundannahme universitärer Lehre sein, dennoch
wird in diesem Beitrag dafür plädiert, diese Bereiche als in ihrer Grundlogik dif-
ferent zu verstehen. Für Fragen der (anzubahnenden) Professionalisierung Studie-
render durch Kasuistik in der universitären Lehrer:innenbildung wird hier die Rela-
tion von Forschung und Lehre gezielt in den Blick genommen. Berücksichtigt wird
dabei in diesem Beitrag weniger die Studierendenperspektive, als vielmehr die Seite
der Dozierenden, die oftmals rekonstruktiv Forschende sind, wenn sie Kasuistik in
ihre Lehre einbinden. Wie im Folgenden exemplarisch anhand von Datenmaterial
aus einer erziehungswissenschaftlichen Lehrveranstaltung gezeigt wird, kann aus
dieser Doppelrolle eine Spannung erwachsen, die wiederum für die erwarteten
Professionalisierungspotenziale kasuistischen Arbeitens bedenkenswert ist.
Für ein Verständnis von Kasuistik ist es m. E. relevant, die Relation der beiden
Bereiche Forschung und Lehre (empirisch) in den Blick zu nehmen: Begründen
lässt sich das damit, dass Hochschulen eine „institutionalisierte Doppelfunktion“
zukommt, sodass die Akteur:innen der Lehrer:innenbildung qua „Personalunion“
(Wernet 2021, S.306) als Forschende und Lehrende verschiedene Tätigkeitsfel-
der bespielen, die durchaus unterschiedlichen Logiken folgen. Hier kann an die
Überlegungen von Ralf Bohnsack zur Dierenz von „professionalisierter Praxis“
einerseits und „wissenschaftlicher Expertise“ (Bohnsack 2020, S.7) andererseits
angeschlossen werden. Im Tätigkeitsfeld der Forschung dominiert ensprechend der
Forschungslogik die Generierung wissenschaftlicher Erkenntnis, das ist das „Pro-
dukt, an dem die Qualität und eben Professionalität der Wissenschaft gemessen
2 Im folgenden Beitrag werden die Begrie Kasuistik und Fallarbeit synonym verwendet.
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wird“ (Bohnsack 2021, S.7). Im Tätigkeitsfeld der Lehre weist die dort durch-
zuführende Praxis deutliche Äquivalenzen zum zukünftigen Berufshandeln der
Studierenden auf, nämlich die Bedeutsamkeit der Interaktion mit ‚der Klientel‘.
Eine Berücksichtigung dieser Dierenz zwischen Forschung und Lehre und ihr
Einuss auf kasuistisches Arbeiten ndet im Diskurs um Kasuistik bisher wenig
explizite Beachtung.3 Nun mag die Herausforderung, Forschung und Lehre zu
relationieren, weder spezisch für Kasuistik noch für das Lehramtsstudium sein,
andersherum scheint es aber bei der Betrachtung von Kasuistik in der universitären
Lehrer:innenbildung gewinnbringend zu sein, jene bei der Gegenstandsbestim-
mung mitzudenken. Ergänzend zu diesen Überlegungen, sind die hochschuldi-
daktischen und programmatischen Ansprüche hinsichtlich einer Professionalisie-
rung der Studierenden durch kasuistische Formate mitzudenken:
Innerhalb des aktuellen Diskurses über Kasuistik lassen sich zwei Linien ausma-
chen, wie diese Relation von Forschung und Lehre diskutiert werden. In dem ei-
nen Strang scheint (implizit) die Annahme leitend, dass Forschung und Lehre na-
hezu in eins fallen. Werner Helsper spricht bspw. konkret von „fallrekonstruktiver
Lehrer:innenbildung“ (Helsper 2021, S.162, Herv. d. Verf.). Und Andreas Wer-
net zieht den Schluss, dass die für universitäre Kasuistik genuin hohe Forschungs-
orientierung ohnehin dazu führe, dass sich „das Problem der Einheit von Forschung
und Lehre hochschuldidaktisch kaum stellt“ (Wernet 2021, S.299, Herv. i. O.).
Insbesondere dort, wo „die sozial- und erziehungswissenschaftliche Lehre […]
von fallrekonstruktiv prozedierenden Forscher:innen durchgeführt wird“, seien
„kasuistische Elemente“ (Wernet 2021, S. 300) erwartbar. Eine Kasuistik, die
forschungslogisch orientiert in die Lehre integriert wird, könne demzufolge nur
methodisch geleitet und „in der vollen Riskanz eines oenen Erkenntnisprozes-
ses“ (Helsper 2021, S.162) gestaltet werden. Hier wird Kasuistik in einem for-
schungsnahen Verständnis entworfen. In den bisherigen empirischen Befunden
deutet sich allerdings an, dass eine Forschungsorientierung als Anspruch kasuisti-
scher Lehre ein „unerreichbares Ideal“ (Schmidt&Wittek 2021a, S.262) zu sein
scheint. In dem anderen identizierten Strang des Diskurses wird demgegenüber
Kasuistik von vornherein insofern in einer (hochschul-)didaktischen Perspektivie-
rung gedacht, dass bspw. Fragen der Vermittelbarkeit, didaktischen Umsetzung
und Funktionen innerhalb der Lehre thematisiert werden (Schmidt& Wittek
3 In ähnliche Richtung argumentiert Merle Hummrich in der Beobachtung, dass Kasuistik durch
eine Spannung gekennzeichnet sei, die eine an „Praxisreexion und wissenschaftliche Erkenntnis“
orientierten Kasuistik von einer „in den Dienst der Praxis“ Hummrich (2020, S.68) gestellten
unterscheidet. Wolfgang Meseth attestiert Fallarbeit eine ähnliche Spannung, die er als Changieren
zwischen „empirisch-deskriptivem Forschungswissen (Fremdbeschreibung) und praktisch-norma-
tivem Professionswissen (Selbstbeschreibung)“ Meseth (2016, S.39) deutet. Während bei diesen
Spannungsverhältnissen unterschiedliche Handlungsfelder (Universität, schulischer/pädagogische
Praxis) aufgerufen werden, richtet sich hier der Blick auf die universitären und in sich spannungs-
vollen Tätigkeitsbereiche.
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摘要:

Jacob,CorneliaFallkonstitutionalsneuralgischerPunkt–ProfessionalisierungspotenzialeundHerausforderungenkasuistischerLehreinderBestimmungdesFallsKramer,Rolf-Torsten[Hrsg.];Rabe,Thorid[Hrsg.];Wittek,Doris[Hrsg.]:FallverstehenundReflexivität?BeiträgederQLBzurProfessionalisierungimLehramtsstudium.BadHei...

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