Kaepplinger_2025_Haeuser_der_Erwachsenenbildung

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Käpplinger, Bernd
Häuser der Erwachsenenbildung für proletarische Pädagogik im Leipzig der
1920er Jahre zwischen Massenerziehung und Arbeitsgemeinschaften
Engelmann, Christina [Hrsg.]; Haberkorn, Tobias [Hrsg.]; Miethe, Ingrid [Hrsg.]: Proletarische Pädagogik.
Verhältnisbestimmungen, historische Experimente und Kontroversen sozialistischer Bildungskonzepte. Bad
Heilbrunn : Verlag Julius Klinkhardt 2025, S. 290-305
Quellenangabe/ Reference:
Käpplinger, Bernd: Häuser der Erwachsenenbildung für proletarische Pädagogik im Leipzig der 1920er
Jahre zwischen Massenerziehung und Arbeitsgemeinschaften - In: Engelmann, Christina [Hrsg.];
Haberkorn, Tobias [Hrsg.]; Miethe, Ingrid [Hrsg.]: Proletarische Pädagogik. Verhältnisbestimmungen,
historische Experimente und Kontroversen sozialistischer Bildungskonzepte. Bad Heilbrunn : Verlag
Julius Klinkhardt 2025, S. 290-305 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-329034 - DOI: 10.25656/01:32903;
10.35468/6162-15
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-329034
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Bernd Käpplinger
Häuser der Erwachsenenbildung für
proletarische Pädagogik im Leipzig der
1920er Jahre zwischen Massenerziehung und
Arbeitsgemeinschaften
1 Gründungen und verschiedene Richtungen der
Volkshochschulbewegung nach 1918
Zwar gab es im Kaiserreich in Deutschland auch vor 1918 einige Gründungen
von Volkshochschulen, wie zum Beispiel Heimvolkshochschulen nach dänischem
Vorbild von Grundtvig in Norddeutschland sowie Abendvolkshochschulen bzw.
volkstümliche Hochschulkurse nach britischem oder österreichischem Vorbild
der University Extension (vgl. Käpplinger & Nistal, 2019), aber der überwie-
gende Teil der Volkshochschulen wurde erst nach dem verlorenen Krieg 1918
und in der Weimarer Republik gegründet. Langewiesche (1989, S. 340) zählt
bis 1918 lediglich 21 Gründungen, aber allein für das Jahr 1919 138 Volkshoch-
schulgründungen und mehr als 100 nach 1919. In oziellen Jubiläumsschriften
(Schrader & Rossmann, 2019) wird diese Gründungswelle eng verbunden mit
der Demokratisierung Deutschlands und mit der Weimarer Verfassung, da hier
die öentliche Förderung der Volkshochschule explizit erwähnt wurde, sodass die
Volkshochschule Verfassungsrang erhielt. Allerdings wurde die Weimarer Verfas-
sung erst im August/September 1919 beschlossen und veröentlicht, während
viele Gründungsversammlungen der regionalen Kommunen und Bürgerschaft
schon im Frühjahr und Sommer 1919 stattfanden. Viele Volkshochschulen wur-
den aufgrund privater Initiativen als Vereine gegründet. Erlasse des Landes Preu-
ßen zur Gründung wurden zudem im Frühjahr 1919 (vgl. Käpplinger, 2020a,
2022), deutlich vor der Weimarer Verfassung und ihrem Volkshochschulartikel,
veröentlicht. In ersten Arbeitsausschüssen von Volkshochschulen ndet sich ein
relativ breites Spektrum an Berufsgruppen, wie zum Beispiel Professoren, Bank-
direktoren, Gewerkschaftsbeamte, Genossenschaftssekretäre, Lokomotivführer
oder Frauen ohne Berufsangabe in Gießen (vgl. Käpplinger 2022). Insofern war
nach 1918 die Volkshochschule in Deutschland getragen von einer breiten Bewe-
gung verschiedener Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Interessen an der
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Gründung dieser Institution, wobei das Bürgertum, die Mehrheitssozialdemokra-
tie und Gewerkschaften eine erhöhte Bedeutung hatten. Diese Interessen reichten
von einer neutralen Bildungsarbeit, über konfessionelle Werteorientierungen bis
hin zu einer konservativen bzw. reaktionären Abwehr von Veränderungen und
sozialistischen Umgestaltung. Regional setzten sich dabei verschiedene Gruppie-
rungen in den Volkshochschulen durch, sodass man schon in der damaligen Zeit
von Richtungen in Bezug auf die Volkshochschulen sowie später in der Historio-
graphie der Erwachsenenbildung spricht. Paul Steinmetz (1929, in: Schulenberg
1978, S. 57 .) wies für Deutschland Ende der 1920er-Jahre überblickshaft ana-
lytisch auf mindestens drei bzw. fünf verschiedene Ideologien und (Teil-)Richtun-
gen der Volkshochschulbewegung in der Weimarer Republik hin:
1. die konservativistische Richtung unterteilt in:
a) eine protestantisch-nationale,
b) eine völkisch-romantische und
c) eine katholisch-soziale;
2. die humanitär-demokratische Richtung und
3. die sozialistisch-demokratische Richtung.
Bislang fehlt hier eine umfassende, historisch-quantizierende Untersuchung, wie
man die Vielzahl an Volkshochschulen der Weimarer Republik in eine Teilrich-
tung einordnen könnte. Von Langewiesche (1989, S. 340) gibt es lediglich eine
Charakterisierung einer Minderheit von 59 Volkshochschulen, die sich wie folgt
darstellt:
32 Volkshochschulen der evangelischen Richtung,
13 Volkshochschulen der ‚deutschen‘ Richtung,
9 Volkshochschulen der neutralen Richtung,
3 Volkshochschulen der sozialistischen Richtung und
2 Volkshochschulen der katholischen Richtung.
In der Darstellung von Langewiesche wird methodisch nicht transparent, wie und
warum diese 59 Volkshochschulen ausgewählt wurden, sodass man eine repräsen-
tative Stichprobe bestenfalls vermuten, aber nicht davon ausgehen kann. Mit der
‚deutschen Richtung‘ kaschiert Langewiesche durchaus euphemistisch, dass ein
Teil der Volkshochschulen bereits mit ihrer Gründung mehr oder minder ein-
deutig völkisch-rassistisch orientiert war. Die Volkshochschule Bremen ist hier
ein Paradebeispiel einer solchen Ausrichtung mit ihrem Gründer und Leiter von
Ho bzw. vor seiner Namensänderung Vonhof, der selbst rassistisch publizierte
(Vonhof, 1918), später unter den Nationalsozialisten nach 1933 Bildungssenator
in Bremen wurde und sich an den völkisch-rassistischen Denkschriften von Bruno
Tanzmann (1917) orientierte (Käpplinger, 2022).
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In der Forschungsliteratur nach 1945 (Meyer, 1969; Knoll, 2007; Grotlüschen
& Boisen-Richter, 2023) nimmt zwar die sozialistisch-demokratische Richtung
mit den prominenten Beispielen von Volkshochschulen in Berlin und vor allem
Leipzig viel Raum in der Forschung ein, aber dies wird kaum die typische bzw.
dominante Richtung der Volkshochschulen in der Weimarer Republik gewesen
sein. Gerade in ländlichen Räumen sind häuger konservativistische Richtungen
an Volkshochschulen der damaligen Epoche zu vermuten, die zwischen protestan-
tisch-national, katholisch-sozial oder völkisch-romantisch changieren konnten.
Seifert (2019) hat so am Beispiel der Volkshochschule Görlitz belegen und auf-
zeigen können, dass bereits vor 1933 demokratische und völkische Kräfte sich an
der dortigen Volkshochschule die Waage hielten, sodass nach 1933 das Kräftever-
hältnis in die völkische Richtung kippen konnte. Es kann als Mythos eingeordnet
werden, dass es erst nach 1933 zu völkischen Ausrichtungen an Volkshochschulen
kam, wenngleich dies nicht für die Mehrheit von ihnen galt. Viele Mitarbeitende
von Volkshochschulen wurden nach 1933 entlassen, verfolgt, mussten emigrieren
oder wurden getötet.1
Proletarische Pädagogik im Sinne einer emanzipativen Ausrichtung mit Blick auf
Arbeiterinnen und Arbeitern hat vor allem an den Volkshochschulen sozialisti-
scher Richtung eine bedeutsame Rolle gespielt. Dabei ist nicht zu vergessen, dass
bürgerlich-konservative Richtungen in der Volkshochschule ein Mittel sahen, mit
welchem dem Volk bzw. den Proletarierinnen und Proletariern Wissen vermittelt
werden sollte. Dies erfolgte mit einer konservativen Absicht, d. h. der Erhaltung
der gesellschaftlichen Ordnung und im Sinne einer Bewältigung der damals oft
wahrgenommen Kulturkrise nach 1918. ematisierungen einer Kulturkrise n-
den sich in zeitgenössischen Publikationen der Volkshochschulbewegung sehr oft,
während explizite Bezüge auf die Demokratie relativ selten waren. Vor diesem
Hintergrund verwundert nicht, dass sich Teile der Arbeiterbewegung bewusst und
explizit von der Volkshochschule als Institution abwendeten und eigene Arbei-
terbildungseinrichtungen gründeten (vgl. Wollenberg, 2020, S. 81). Allerdings
erleichterte dies wiederum reaktionären Kräften, wie zum Beispiel in Bremen die
„Eroberung“ der Institution Volkshochschule lange bevor die Nationalsozialisten
an die Macht kamen.
Volkshochschulen in Deutschland unterschieden sich damals in drei Raum- und
Zeitarrangements. Die Abendvolksschule war vergleichbar mit den rund 850
Volkshochschulen heute, bei denen der Unterricht es abends, nachmittags oder
am Wochenende stattndet. Die Heimvolkshochschulen umfassen einen klausur-
förmigen Unterricht über mehrere Wochen oder Monate in zumeist ländlichen
1 Siehe beispielsweise das Projekt „Vertriebene Bildung“ der österreichischen Volkshochschulen:
http://archiv.vhs.at/index.php?id=vhsarchiv-vertriebene_bildung samt virtueller Ausstellung:
http://archiv.vhs.at/leadmin/uploads_vhsarchiv/downloads/pdf/Wr._VHS_Opfer_des_NS_Aus-
stellungstafeln_01.pdf
doi.org/10.35468/6162-15
摘要:

Käpplinger,BerndHäuserderErwachsenenbildungfürproletarischePädagogikimLeipzigder1920erJahrezwischenMassenerziehungundArbeitsgemeinschaftenEngelmann,Christina[Hrsg.];Haberkorn,Tobias[Hrsg.];Miethe,Ingrid[Hrsg.]:ProletarischePädagogik.Verhältnisbestimmungen,historischeExperimenteundKontroversensoziali...

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