Scharlach_2025_Praxiswirksame_Berufsorientierung

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Scharlach, Matthias
Praxiswirksame Berufsorientierung
2025, 24 S.
Quellenangabe/ Reference:
Scharlach, Matthias: Praxiswirksame Berufsorientierung. 2025, 24 S. - URN:
urn:nbn:de:0111-pedocs-329135 - DOI: 10.25656/01:32913
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-329135
https://doi.org/10.25656/01:32913
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E-Mail: pedocs@dipf.de
Internet: www.pedocs.de
1
Berufsorientierung ist ein hochinteressanter, politisch relevanter und deutlich
praxiswirksamer Prozess bei dem wir es generell mit zwei Persönlichkeitstypen zu
tun haben:
Vorwiegend Macht orientierten und vorwiegend Fach orientierten Personen.
Die Machtorientierten bauen Netzwerke auf, nehmen die Dinge in die Hand,
übernehmen Verantwortung für ihre Entscheidungen, streben Positionen an,
vergrößern ihren Einflussbereich und sind Herrscher über ihre Zeit (vgl. G. CRAFT
RUBIN 2001, S. 15). Fachliche Kompetenz kann dabei hilfreich sein (z.B. Jeff Bezos
mit amazon).
Die Fachorientierten überzeugen durch ihre fachliche Leistung, forschen, entwickeln,
bauen auf, wollen entdecken, übernehmen dafür Verantwortung und nutzen, wenn es
ihrer Arbeit dient, Netzwerke (z.B. Richard Branson mit Virgin Galactic).
Natürlich gibt es auch Hybride, die beide Seiten repräsentieren (z.B. Elon Musk mit
SpaceX und als "besonderer Regierungsangestellter" der US-Regierung).
Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf die Fachorientierten, auf die
Facharbeiter, Handwerker, Landwirte, Techniker, Ingenieure, Lehrer, Erzieher, das
medizinische und Pflege-Personal u.ä.
Bei der Berufsorientierung geht es um Menschen und deren Lebenspläne und es
geht um „Glücklichsein“. Wir können uns diesen Anspruch in unserem reichen
Deutschland mit seinem hochentwickelten Wirtschaftssystem leisten. Wir verfügen
über eines der modernsten und fortschrittlichsten Berufsausbildungssysteme der
Welt, betreiben Fachschulen und Excellenz-Universitäten. Unsere Bildungswege sind
„nach vorn offen“ und gleichzeitig stehen wir heute durch Ignoranz strategischer
Handlungsnotwendigkeiten und einer langsamen sperrigen Demokratie vor einem
antiquierten Schulsystem und zu vielen wohlstandsverwöhnten jungen Menschen,
die einerseits den Bezug zum Wert der Bildung und zur realen Arbeitswelt verloren
haben und andererseits die Umwelt vernichtende Lebensweise ihrer Eltern nicht
mehr mitmachen wollen.
Es ist ein großer Vorzug, dass junge Menschen in unserem Land die Wahl haben,
sich aus über 300 anerkannten Ausbildungsberufen (BIBB 2020) den für sie am
ehesten geeigneten aussuchen zu können. Dieses „Glück“ haben Millionen
Jugendliche auf der Welt nicht!
Kein junger Mensch ist a priori faul oder hat „keinen Bock“, aber viele sind
desillusioniert, haben in ihrem Elternhaus oder ihren Peer-Groups keine
Praxiswirksame Berufsorientierung
Matthias Scharlach (2025)
„Als ich zur Schule ging, fragten sie mich, was ich
werden
wolle, wenn ich erwachsen
bin. Ich schrieb ‚glücklich
sein‘. Sie sagten mir, dass ich die Aufgabe nicht verstanden
habe.“
John
Lennon
2
motivierende, lebensplanbejahende Stütze, entwickeln auf „alternativen Fakten“
beruhende Weltsichten, verstehen unser hart erkämpftes gesellschaftliches System
nicht und wenden sich auch zum Teil von diesem ab.
Was sind die Fakten?
In Deutschland verlassen über zwölf Prozent das Bildungssystem ohne ausreichende
Qualifikation. Damit liegt Deutschland bei den "frühzeitigen Schul- und
Ausbildungsabgängern" im europäischen Ranking auf den viertletzten Platz vor
Ungarn, Spanien und Rumänien (DZHW 2022).
Die Abbruchquote beim Bachelor-Studium an Universitäten im Bereich Mathematik
und Physik liegt bei ca. 60%, an den Hochschulen r angewandte Wissenschaften
bei etwas über 40%. Besonders niedrig liegen die Werte dagegen bei den
Sozialwissenschaften mit meist unter 10% (DZHW 2022)
Die Studienabbrecherquote bei den Diplom- und Masterstudiengängen liegt bei den
Geisteswissenschaften bei ca. 35%, beim Lehramt nur bei 16% (DZHW 2022).
Nicht wenige studieren Sozialwissenschaften und Lehramt, weil das Studium leichter
zu bewältigen ist – egal ob ich für diesen Beruf in der Praxis wirklich geeignet bin.
Seit 2005 stieg die Zahl der Ausbildungsabbrüche im dualen Ausbildungssystem bei
enormer regionaler Diskrepanz im Mittel kontinuierlich. Sie schwankt derzeit um die
30% (BA 2020).
Die Ursachen für die Ausbildungsabbrüche sind vielfältig: Leistungsbereitschaft,
betriebliche Bedingungen, Bildungs- und Ausbildungsqualität sowie Berufsattraktivität
spielen eine Rolle. Die Auswahl am Ausbildungsmarkt erhöht zudem die
Wechselbereitschaft der Azubis und führt zu einem Ausbildungs-Hopping. Betriebe
stellen aufgrund von Nachwuchsmangel notgedrungen Azubis ein, die mitunter
weniger geeignet sind, was nicht selten zu Problemen und wiederum zu vorzeitigem
Ausbildungsabbrüchen führt.
Jugendliche ohne Abschluss fallen ins „soziale Netz“ oder nehmen eine Arbeit als
Geringqualifizierte an. Insbesondere Menschen aus sozial schwachen Milieus oder
Menschen, die Probleme mit der deutschen Sprache haben, sind hier besonders oft
betroffen (K. MAATZ 2024).
Frühzeitige Bildungsabbrüche bei bereits einstmals Berufstätigen gehen
vergleichsweise häufig mit unsteteren Berufsbiografien einher. Die Betroffenen haben
niedrigere Löhne und sind im Schnitt häufiger arbeitslos (vgl. K. OSTERMANN, A.
PATZINA und K. MORRIS, 2024).
Dazu kommt, dass die Erwerbstätigenquote älterer Beschäftigter heute bei über 70
% liegt. Der Ersatzbedarf beim Ausscheiden aus dem Arbeitsleben lag im Jahr 2020
in Deutschland bei 22,8 %. Demnach scheiden 7,3 Millionen Arbeitnehmer im Alter
von 55 Jahren oder älter voraussichtlich innerhalb der nächsten zehn Jahre aus dem
Erwerbsleben aus und müssen ersetzt werden (RVaktuell 2022).
3
Das alles sind auch Zeichen verfehlter oder nicht vorhandener Berufsorientierung mit
oft nicht unerheblichen Konsequenzen im Hinblick auf die Lebensplanung und die
Fachkräftevorbereitung für die Wirtschaft.
Die praktizierte Berufsorientierung trifft selten den Kern der
Sache
Glück haben die Kinder und Jugendlichen, deren Eltern mit beiden Beinen im Leben
stehen, ihnen einfühlsam vielfältige Informationen über das Leben auch das
Berufsleben zu Teil werden und sie die Facetten des Lebens erleben lassen, damit
sie gut gebildet, verhaltenserfahren und selbstbewusst ihren Weg ins Leben gehen
können.
Was ist mit den vielen Elternhäusern, in denen das aus unterschiedlichen Gründen
nicht der Fall ist?
Generell hat der Staat die Pflicht, unsere Kinder durch sein Bildungssystem auf das
Leben in unserer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Als Staatsbürger
haben wir die Pflicht, unsere Kinder dem staatlichen Schulsystem anzuvertrauen.
Und hier müssen sich die Heranwachsenden auf engagierte, gestandene und
manchmal auch desillusionierte Pädagogen, Lehrer, Erzieher und „Quereinsteiger“
einstellen. Einstellen müssen sie sich auch auf Folgendes:
Wir haben eine einheitliche Volkswirtschaft mit klaren beruflichen Anforderungen und
16 durch Kleinstaaten verwaltete Schulsysteme, die politisch als „hochherrschaftlich
richtig und wichtig“ verteidigt werden.
„Richtig und wichtig“ ist die zeitgemäße Nutzung neurobiologischer,
lernpsychologischer und pädagogischer Erkenntnisse, für die Gestaltung von
Bildungs- und Erziehungsprozessen und die sind nicht länderspezifisch, sehr wohl
aber deren Fragmentierung und Auslegung.
Das heißt unter anderem, den Wert der frühkindlichen Entwicklung in praktisches
pädagogisches Handeln umsetzen zu können. „Nie wieder im späteren Leben ist ein
Mensch so offen für neue Erfahrungen, so neugierig, so begeisterungsfähig und so
lerneifrig und kreativ wie während der Phase der frühen Kindheit“ (G. HÜTHER 2016,
S. 105).
Schule muss sich auch von ihrem Bildungs-Inseldasein und Container- Lernen lösen
und die Lernenden fachintegrierend auf die Vielfalt des Lebens und hier
insbesondere des Arbeitslebens gerade auch im Verhaltensbereich vorbereiten.
Dazu braucht es kompetenter praxisorientierter Berufsorientierer, die
in der Lage sind, die Einstiegsinformationen für den Berufsfindungsprozess
alterstypisch zu vermitteln,
Matching-Veranstaltungen mit Berufspraktikern organisieren können,
regelmäßig abwechselnde Unterrichtstage in der Produktion, in den
Dienstleistungseinrichtungen und in der Verwaltung begleiten sowie
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angeleitete Praktika betreuen können.
Inwieweit sind Lehrer auf diese Aufgaben vorbereitet? Wo werden ihnen dafür
Weiterbildungsmöglichkeiten und Zeit eingeräumt?
Berufsorientierung sollte eine Leitlinie jedes Lehrplans mindestens ab Klasse 7 sein.
Aktionsartige zeitlimitierte Veranstaltungen zur Berufsorientierung gehen am Kern der
Sache vorbei.
„Die Zeit ruft nach Persönlichkeiten, aber sie wird solange vergeblich rufen, bis wir
die Kinder als Persönlichkeiten leben und lernen lassen, ihnen gestatten, einen
eigenen Willen zu haben, ihre eigenen Gedanken zu denken, sich eigene Kenntnisse
zu erarbeiten, sich eigene Urteile zu bilden; bis wir, mit einem Wort, aufhören, in den
Schulen die Rohstoffe der Persönlichkeit zu ersticken, denen wir dann vergebens im
Leben zu begegnen hoffen.“
Ellen Key, schwedische Reformpädagogin 1900
Solange Schule nach dem Motto „Lasst alle Blumen an der realen Arbeitswelt vorbei
blühen.“ aufgebaut ist oder auf Schmalspur-Könner mit frühzeitigen
Fächerabwahlmöglichkeiten ohne solide Allgemeinbildung2 abzielt, entwickelt sie
nicht die Persönlichkeiten, die in einer modernen Demokratie benötigt werden, um
gesellschaftliches Leben in hoher Qualität aufrecht zu erhalten. Auch völlig am Sinn
von Mathematik vorbeigehende arithmetisch gemittelte Noten (Ränge)3 und
oberflächliche „Befähigungs-Tests“ können ein unreales Leistungsbild suggerieren
und haben in ihrem Ergebnis nicht selten fatale Folgen für die Berufsorientierung.
Wenn die Schule einen für alle Schüler gleichen Maßstab vorgibt, dann ist der
Schüler der Beste, der alle „Messpunkte“ dieses Maßstabes hochgradig erfüllt.
Wirklich? Der Beste wofür? Er könnte faktisch alles studieren, jede Studienrichtung
vom Schauspiel bis zur Quantenphysik. Er würde in jeder Universität immatrikuliert
werden. Er ist der Beste!
Das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob das Besondere, was in ihm steckt, das
einmalige Talent, seine berufliche Karriere trägt. Er weiß vielleicht gar nichts von
diesem Talent, weil ihm nie die Möglichkeit geboten wurde, es wirklich zu entdecken
– er ist eben ein exzellenter Lerner.
Hier hört die formale Schule auf und beginnt die Pädagogik und Lernpsychologie.
Gerade dieser Umstand, dass gut ausgebildete und engagierte Lehrer im täglichen
Berufsleben nicht als Pädagogen agieren können, sondern zu „Stundengebern“ in
_____
2 Die hohen Abbrecherquoten aus Ausbildung und Studium sind ein deutlicher Hinweis auf eine ungenügende
Berufsorientierung und haben bei dem Abwahlmodus der Schulen zur Abiturprüfung die Konsequenz, dass nicht
selten Lebenszeit vernichtende Neuorientierungen mit Neuqualifizierungen erfolgen müssen, um Neueinstiege
zu ermöglichen.
3 Was sagt eine Gesamtnote für die Mittlere Reife von 2,8 gegenüber einer Note von 2,6 im Hinblick auf die
fachliche und Verhaltenseignung für eine bestimmte berufliche Arbeitswelt aus? Wer wird bevorzugt? Wie wertet
das eine KI?
摘要:

Scharlach,MatthiasPraxiswirksameBerufsorientierung2025,24S.Quellenangabe/Reference:Scharlach,Matthias:PraxiswirksameBerufsorientierung.2025,24S.-URN:urn:nbn:de:0111-pedocs-329135-DOI:10.25656/01:32913https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-329135https://doi.org/10.25656/01:32913Nutzungsbedi...

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