
EWR 7 (2008), Nr. 3 (Mai/Juni)
Heinz-Elmar Tenorth / Rudolf Tippelt (Hrsg.)
BELTZ Lexikon Pädagogik
Weinheim/Basel: Beltz 2007
(786 S.; ISBN 978-3-407-83155-2 ; 98,00 EUR)
(1) Das BELTZ Lexikon Pädagogik sei „nach Anspruch und Form ein neues Angebot“
(V), schreiben die Herausgeber in der Einleitung. Inwiefern das Angebot neu ist, wird
nicht ausgesprochen; in Bezug auf die Form ist zumindest neu, dass die klassische
Lexikonstruktur der kurz gehaltenen Lemmata durchbrochen wird, indem zu einer
Reihe von einschlägigen Begriffen Überblicksartikel (ÜA) geboten werden, die
entweder zwei, vier oder (in einem Fall) acht Seiten umfassen. Dadurch lässt sich
das Lexikon nicht nur als Wörterbuch, sondern auch als Handbuch nutzen. Während
der Wörterbuchteil vorwiegend die öffentliche Kommunikation über Bildung und
Erziehung repräsentieren soll, steht der Handbuchteil für die Grundbegriffe der
Erziehungswissenschaft, die pädagogischen Handlungsfelder und die theoretische
Binnenstruktur der Disziplin (VII).
Als Adressaten ihres Lexikons nennen die Herausgeber die pädagogische
Öffentlichkeit, die pädagogischen Berufe, die Studierenden, die Nutzer
erziehungswissenschaftlicher Forschung und die Kollegen im Fach (XI). Das ist ein
breites Publikum, das ungleiche Bedürfnisse und divergente Ansprüche hat und nur
schwer mit demselben Nachschlagewerk bedient werden kann. Zwar glauben die
Herausgeber, die Lexikografie der Erziehungswissenschaft würde „jetzt die Arbeit
einer forschenden, fachlich breit ausdifferenzierten, thematisch wie methodisch
zugleich zunehmend unübersichtlicher werdenden Disziplin“ (VI) spiegeln. Doch ist
kaum zu übersehen, dass (auch) das BELTZ Lexikon Pädagogik für eine Disziplin
steht, die von ihrer praktischen und politischen Inanspruchnahme stark bestimmt
wird.
Pädagogik, wie sie lexikalisch dargestellt wird, ist selten nur pädagogische
Wissenschaft, sondern zumeist auch Handlungswissen für eine Profession und eine
Administration, die national oder subnational organisiert sind und einer praktischen,
nicht einer theoretischen Logik folgen. Zudem sind Bildung und Erziehung auch,
wenn nicht sogar in erster Linie Angelegenheiten von pädagogischen Laien – vor
allem Eltern und Funktionären in Jugendorganisationen, Vereinen oder
Freizeiteinrichtungen. Die Heterogenität der pädagogischen Berufs- und Praxisfelder
spiegelt sich in der Disziplin Erziehungswissenschaft, deren innere Differenzierung
nicht einer fachlichen Systematik folgt, sondern Ausdruck der gesellschaftlichen
Bedeutung pädagogischer Institutionen ist. Entsprechend verhalten, fast schon
resignativ nimmt sich der ÜA Systematische Pädagogik aus. Und die Allgemeine
Pädagogik hat nicht einmal ein eigenes Lemma erhalten, sondern nur den Verweis
auf Systematische Pädagogik.
Das Unterfangen, die Pädagogik bzw. Erziehungswissenschaft lexikalisch
darzustellen, kommt angesichts der Heterogenität ihres Adressatenkreises einer
Quadratur des Kreises gleich. Entsprechend leicht hat es der Rezensent, auf Mängel
des BELTZ Lexikons Pädagogik hinzuweisen. Diese liegen allerdings nicht nur in der
Natur der Sache, sondern auch in einer gewissen Nonchalance, mit der die rund
6000 Stichwörter und 64 Überblicksartikel redigiert wurden. Möglicherweise ist die