
© KRILLE (2014) www.bwpat.de bwp@ Nr. 26; ISSN 1618-8543 2
Da Kompetenzraster aber einen hohen praktischen Stellenwert als pädagogische Instrumente
zu haben scheinen, bedarf es hierzu stärkerer Forschungsaktivitäten. Insbesondere fehlen the-
oriegeleitete und empirisch gehaltvolle Deskriptionen und Analysen.
Mir ist der grundlegende Zusammenhang zwischen „der Idee“ selbstgesteuerten Lernens und
dem pädagogischen Einsatz von Kompetenzrastern auch nach intensivem Studium einschlä-
giger Veröffentlichungen (im Rahmen meines Dissertationsvorhabens) weitgehend unklar
geblieben: Leicht ersichtlich ist, dass mit Kompetenzrastern ein spezifisches methodisches
Konzept verbunden ist, das üblicherweise unter dem Anspruch steht, selbstgesteuertes Lernen
zu ermöglichen. Dabei beinhalten Kompetenzraster Lernziele, die den Schülern von außen
vorgegeben werden. Typischerweise wird auch der Lernprozess durch klar definierte Lern-
aufgaben, deren Abfolge und durch schulische Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Lern-
ort und Lernzeit determiniert. Insofern erscheint das Lernen mit Kompetenzrastern doch in
relativ hohem Maße fremdgesteuert zu sein. Es stellt sich also nicht die Frage nach entweder
Fremd- oder Selbststeuerung, sondern nach dem Verhältnis dieser beiden Perspektiven. Um
mit Kompetenzrastern selbstgesteuert lernen zu können, müssen die Schüler mit dem metho-
dischen Konzept vertraut sein, ihre Entscheidungsspielräume kennen, diese wahrnehmen und
nutzen wollen. In diesem Sinne brauchen die Schüler also Kenntnisse und Fähigkeiten zum
selbstgesteuerten Lernen. Um diese Voraussetzungen zu schaffen, kann selbstgesteuertes Ler-
nen auch als Lernziel fokussiert werden. Dann geht es darum, Lernen selbst als Gegenstand
von Unterricht zur Reflexion über Lernerfahrungen, Lernstrategien und Lernergebnisse zu
nutzen.
Dieser Aufsatz zielt darauf ab, den Zusammenhang zwischen selbstgesteuertem Lernen und
dem pädagogischen Einsatz von Kompetenzrastern analytisch zu durchdringen. Im Kern wird
ein Systematisierungsansatz entwickelt, in dem die komplexen Zusammenhänge des Lernens
mit Kompetenzrastern im Kontext von selbstgesteuertem Lernen dargestellt werden. Damit
soll ein Beitrag zur Elaboration des Lernens mit Kompetenzrastern in (beruflichen) Schulen
geleistet werden.
Im Folgenden werden zunächst Grundlagen zum Aufbau und zur didaktischen Nutzung von
Kompetenzrastern beschrieben. Dazu werden Veröffentlichungen unterschiedlicher Schulen
und Projekte genutzt, die über ihre Arbeit mit Kompetenzrastern berichtet haben. Es geht zu-
nächst darum, ein Bild von Kompetenzrastern und deren Anwendung im Unterricht zu skiz-
zieren. Anschließend werden Grundlagen zum selbstgesteuerten Lernen erarbeitet. Hierzu
werden zwei Ansätze beschrieben: Zum einen der von Weinert (1982), der selbstgesteuertes
Lernen auf die Methode, das Ziel und die Voraussetzung von Unterricht bezieht und zum an-
deren der Ansatz von Schiefele/Pekrun (1996), der zwischen interner und externer Lernsteue-
rung differenziert und den Lernprozess dabei analytisch in die Phasen Planung, Durchführung
und Bewertung gliedert. Mit diesen beiden Ansätzen ergibt sich im vierten Teil meines Bei-
trages die Möglichkeit, den Zusammenhang zwischen selbstgesteuertem Lernen und der
pädagogischen Arbeit mit Kompetenzrastern systematisch zu beschreiben und analytisch zu
durchdringen.