liegen. Es werden vorrangig jene Werte beleuchtet, die in den Darstellungen der Au-
torinnen leitend sind. Spezifische Normen, die in den Darstellungen meist in Form
von normativ formulierten Merksätzen auftauchen, werden an entsprechender Stelle
genannt und wenn nötig näher erläutert. Es folgt ein Exkurs, der ausgehend von der
SINUS-Jugendstudie aus dem Jahr 2020 und dem Fleischatlas 2021 sowohl die Le-
benswelt als auch die lebensweltspezifischen Werte von Schülerinnen und Schülern
darstellt. Daran anknüpfend werden der Fähigkeitenansatz von Martha Nussbaum
näher erläutert und Aspekte der Ernährungs- und Verbraucherbildung angeschnitten,
die sich mit den Wertvorstellungen innerhalb der Fachwissenschaft auseinanderset-
zen. An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass nicht die grundlegenden Werte
erarbeitet werden, die der Ernährungs- und Verbraucherbildung zugrunde liegen
sollten, da dies weit über den Rahmen des Beitrags hinausgehen würde. Der Fähig-
keitenansatz von Nussbaum dient hier vielmehr als Orientierungsrahmen, anhand
dessen sich die von den Autorinnen festgelegten Werte und Normen messen lassen
oder sich orientieren sollten. Eine solche exemplarische Darstellung lässt vereinzelt
Rückschlüsse darauf zu, welche Werte und Normen als Fundament der Ernährungs-
und Verbraucherbildung betrachtet werden.
2 Der Konsum tierischer Lebensmittel als soziale Norm
Fiddes (2001, S. 18) verweist in seinem Werk „Fleisch – Symbol der Macht“ darauf,
dass der Konsum von Fleisch „ein Teil dessen [ist], was Bourdieu (1977) unseren ‚Ha-
bitus’ nennt“ und hält fest, dass die meisten Menschen ihren Fleischkonsum nicht hin-
terfragen (Fiddes, 2001, S. 18). Zu dieser Einschätzung kommt auch Möller, die in
ihrem Aufsatz „Über die symbolische Reproduktion einer tiervernichtenden Kultur –
Eine Analyse zur Wirkmacht der Werbeindustrie und wie sie aus Tieren Waren macht“
noch drastischere Worte findet. Entsprechend ihrer Darstellung ist Fleisch ein Genuss-
mittel, welches alltäglich konsumiert wird und dessen Konsum „gesellschaftlich ge-
wollt [ist], weil das Fleischessen Teil der vorherrschenden Dominanzkultur ist“ (Möl-
ler, 2015, S. 279). In diesem Zusammenhang verweist Möller auf die Habitualisierung
und merkt an, dass Menschen so sozialisiert sind, dass der Konsum tierischer Lebens-
mittel so alltäglich ist wie das Zähneputzen (vgl. Möller, 2015, S. 279 f.). Der Konsum
tierischer Lebensmittel ist ihrer Meinung nach also etwas, dass Teil einer Routine ist,
die gesellschaftlich fest verankert ist und schon in jungen Jahren übernommen wird
(vgl. Möller, 2015, S. 280).
Ein weiterer Aspekt, der dafürspricht, dass der Konsum tierischer Lebensmittel
einer Norm entspricht, ist der Umgang mit Abweichungen. Alternative Lebensstile,
die den Verzicht auf Fleisch oder auf alle tierischen Lebensmittel anstreben, wie der
Vegetarismus oder der Veganismus, sind nach Ansicht von Möller etwas Besonderes,
da geltende gesellschaftliche Normen hinterfragt werden (vgl. Möller, 2015, S. 280).
Rinas thematisiert am Beispiel jugendlicher Veganer und Veganerinnen das post-