Verbraucher*innenbildung (EVB) zu leisten. Aufbauend auf der Bedeutung der Ur-
teilskompetenz für den Bildungskontext im Allgemeinen und für die EVB im Spezi-
ellen, wird der Kontext für Urteilsbildung aus (entwicklungs-)psychologischer und
philosophischer Perspektive skizziert, um dann Urteilskompetenz innerhalb der Bil-
dungsziele in deutschsprachigen Rahmenkonzepten der EVB zu untersuchen. Ab-
schließend soll die Frage beantwortet werden können, was Urteilen und Urteilsfähig-
keit im Kontext der EVB bedeuten können.
2 Zur Relevanz von Urteilskompetenz in der EVB
Kompetenzorientierung, als kennzeichnendes Phänomen des aktuellen bildungspo-
litisches Wandels, führt Bildungsinstitutionen weg von vorfestgelegten und instruk-
tionalisierenden Wissenskatalogen. Bildung und damit Curricula sollen dafür sor-
gen, dass Lernende zukunftsfähige Kompetenzen erwerben (vgl. OECD, 2019).
Dieser Transformationsprozess im ‚Ökosystem Bildung‘ soll weltweit, unter Be-
rücksichtigung nationaler, kultureller Begebenheiten, schulischen Akteurinnen und
Akteuren (Lehrende als auch Lehrende) dazu verhelfen, zukunftsfähiges Wissen,
Skills, Werte und Kompetenzen zu erwerben, um die eigene Zukunft aktiv gestalten
zu können (vgl. Schraml, 2021).
Der Lernkompass der OECD definiert sieben Elemente, die erforderlich sind,
um aktuellen und zukünftigen Veränderungen der Umwelt zu begegnen. Neben der
Entwicklung einer sogenannten Student-Agency sind die Förderung und Anbahnung
von Core-Foundations (Lerngrundlagen), die Vermittlung von Skills und Wissen
und die Entwicklung eines Antizipations-, Aktions- und Reflexions-Zyklusses
(AAR-Zyklus) sowie die Entfaltung von Werten und Haltungen zentral (vgl. OECD,
2019). Das Zusammenspiel der von der OECD (2019) definierten Bereiche (Trans-
formationskompetenz, Lerngrundlagen und AAR-Zyklus) ist auch grundlegend für
die Ausbildung von Urteilsfähigkeit. Diese drei Kompetenzbereiche sollen im Fol-
genden daher kurz beschrieben werden.
Transformationskompetenz beschreibt die Fähigkeit eigene Werte zu schaffen,
mit Spannungen umgehen zu können und Verantwortung zu übernehmen sowie Di-
lemmata zu erkennen und Lösungen dafür zu reflektieren. Unter Lerngrundlagen
bzw. Core-Foundations versteht die OECD auch den Aufbau eines Moral- und
Ethikverständnisses und die Auseinandersetzung mit Werten und Haltungen – unter
der Prämisse der Achtung der lokalen und kulturellen Besonderheiten und dem Ver-
ständnis, dass diese nicht lehrbar, sehr wohl aber erlernbar sind Der AAR-Zyklus
wird als Prozess verstanden und ist ein sich selbst verstärkendes, operationalisierba-
res und trainierbares dreiphasiges System. In der Phase der Antizipation wird ver-
sucht Folgen einer Aktion vorauszudenken und Perspektivenwechsel vorzunehmen.
In der Handlungsphase sollen aktiv Aktionen durchgeführt werden, die mit Verant-
wortungsübernahme verbunden und auf ein Ziel gerichtet sind. In der dritten Phase,