Leidig, van Zadelhoff, Behr, Hasler & Hennemann, Train-the-Trainer im Kontext von Fortbildungen auf …
Obwohl in Deutschland vielfach auf TTT-Modelle zurückgegriffen wird, liegen bislang wenig
Kenntnisse über das Selbstverständnis von Moderator*innen, Qualitätsmerkmale von TTT-
Modellen, deren Wirkungsweise und Umsetzung vor (Fritzsche, Schuler & Wittmann, 2019;
Lipowsky, 2014; Monnier et al., 2023). Die vorliegende Studie untersucht daher auf der Basis
leitfadengestützter Interviews, wie Moderator*innen, die im Rahmen eines TTT-Modells zur Pro-
zessbegleitung in der schulischen Inklusion qualifiziert werden, das Konzept und die Umsetzung
der Qualifizierung, die Kooperation in ihrem Moderationsteam sowie die eigenen Qualifikationen
und Kompetenzen in der Moderation erleben und welche Aspekte des TTT-Konzepts sie als
förderlich bzw. hinderlich einschätzen. Auf dieser Basis werden Implikationen für die Praxis
abgeleitet. [2]
2. Moderation als Wirkfaktor von Fortbildungen im Kontext Inklusion
Inklusion ist bundesweit ein wichtiges Thema in den Angeboten der staatlichen Lehrer*innen-
fortbildung (Deutscher Verein zur Förderung der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung e. V.
[DVLfB], 2018). Die Aufgabe der Fortbildungsmoderation übernehmen vielfach qualifizierte
Lehrkräfte, die stundenweise abgeordnet werden (DVLfB, 2018; Fritzsche et al., 2019). Bei der
Konzeption von Fortbildungen ist zu berücksichtigen, dass die Realisierung schulischer Inklu-
sion hohe Anforderungen an alle Beteiligten stellt (Ahrbeck, 2017; Klemm, 2014), sodass neben
dem Aufbau des inklusionsbezogenen Professionswissens bspw. auch die Veränderung inklusi-
onsbezogener Einstellungen und Selbstwirksamkeitserwartungen (Boer, Pijl & Minnaert, 2011)
sowie die Weiterentwicklung von Kooperation (Urban & Lütje-Klose, 2014) bedeutsam sind
(Donath, Lüke, Graf, Tran & Götz, 2023; Leidig, 2019; Leko & Roberts, 2014). Daraus resultiert
ein hoher Anspruch an die Moderator*innen, die eine wichtige Rolle für die Bewertung und den
Erfolg einer Fortbildungsveranstaltung spielen (Goldschmidt & Phelps, 2010; Schmich,
Lindemann & Gurtner-Reinthaler, 2019): Die Qualität des Fortbildungsangebotes wird maßgeb-
lich durch Expertise sowie Motivierungsfähigkeit der Moderator*innen bestimmt; dies wirkt sich
wiederum – neben motivationalen, volitionalen, persönlichkeitsbezogenen und kognitiven Merk-
malen der Teilnehmer*innen – auf die Angebotswahrnehmung und -nutzung und somit, gemein-
sam mit schulischen Kontextbedingungen, auf die Transfermotivation der teilnehmenden Lehr-
kräfte und letztlich den Fortbildungserfolg aus (Evers, 2016; Kennedy, 2016; Lipowsky, 2019).
Dennoch bleiben Kompetenzprofile, Rolle und Bedeutung von Moderator*innen ebenso wie ihre
Qualifizierung in der Bildungsforschung oftmals unberücksichtigt (Kennedy, 2016; Lipowsky,
2014; Vanier, Menzel, Scholl & Schüle, 2021). [3]
2.1. Kompetenzen von Moderator*innen
Die vielfältigen Ansprüche an Lehrende in der Erwachsenenbildung werden im GRETA-Modell
professioneller Handlungskompetenz konkretisiert, das neben Professionswissen (fach- und
feldspezifisches Wissen sowie berufspraktisches Wissen) auch affektiv-motivationale Aspekte
(professionelle Werthaltungen und Überzeugungen sowie professionelle Selbststeuerung) um-
fasst (Alberti, Hillerich & Strauch, 2022). In der Fortbildungssituation schlagen sich diese –
einem Verständnis von professioneller Handlungskompetenz als Kontinuum (Blömeke,
Gustafsson & Shavelson, 2015) folgend – moderiert durch situationsspezifische Fähigkeiten
(Wahrnehmung, Interpretation und Entscheidungsfindung) in beobachtbarem Verhalten (Perfor-
manz) nieder. Diese Kompetenzen müssen sowohl durch fachliche Weiterentwicklung als auch
durch die Reflexion des eigenen Moderationshandelns kontinuierlich weiterentwickelt werden
(Alberti et al., 2022; Ellmann & Lucantoni, 2023). Bei Moderator*innen in der Lehrer*innen-
fortbildung, die diese Aufgabe häufig neben der regulären Tätigkeit im Schuldienst übernehmen,
ist zudem der Rollenwechsel zwischen Lehrkraft für Schüler*innen (sowie ggf. Schulleitungsmit-
glied) und Moderator*in in der Erwachsenenbildung und die Reflexion desselben ein wichtiges
Thema in der eigenen Professionalisierung (Chatziefstathiou & Phillips, 2011; Fritzsche et al.,
2019). [4]
Auf Basis einer hohen Motivation und Selbstwirksamkeitserwartung bezogen auf die eigene
Fortbildungsaktivität benötigen Moderator*innen in der Lehrer*innenfortbildung neben einer
hohen fachlichen Expertise in Form von fachlichem und pädagogisch-psychologischem Wissen