Wiederseiner & Martschinke, Ressourcen zum Umgang mit Belastungen in inklusiven Settings präventiv…
Rahmen der Lehrerausbildung auf- und auszubauen (Bakker & Demerouti, 2007; Oetjen,
Martschinke, Elting, Baumann & Wissenbach, 2021). Ergebnissen der Lehrerbelastungsfor-
schung zufolge sind aufgrund der hohen beruflichen Anforderungen, die bereits während des
Lehramtsstudiums wahrgenommen werden, bis zu 51% der Lehramtsstudierenden von gesund-
heitsrelevanten Risikomustern betroffen (Kerkhoff, 2019). Diese können langfristig negative
Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit, das berufliche Engagement und
die Unterrichtsqualität der angehenden Lehrpersonen haben und über die Lehrerbildungspha-
sen hinweg bestehen bleiben (Darius, Bunzel, Ehms-Ciechanowicz & Böckelmann, 2021;
Römer, Rothland & Straub, 2018). Die Kultusministerkonferenz betont daher die Relevanz,
bereits in der ersten Phase der Lehrerausbildung „die Herausforderungen an den Lehrerberuf
[…] sowie wesentliche Ergebnisse der Belastungs- und Stressforschung“ (KMK, 2019, S. 13)
zu thematisieren und sich bereits im Lehramtsstudium mit dem Umgang mit wahrgenommenen
Belastungen auseinanderzusetzen. [1]
Diesem Bedarf zufolge wurde im Rahmen des Projekts BISU eine bereits erfolgreich evaluierte
Fortbildungskonzeption für Lehrkräfte (LehrKRÄFTE schonen und sinnvoll einsetzen) und Lehr-
amtsanwärter*innen (FIT2020) zum Umgang mit wahrgenommenen Belastungen in inklusiven
Settings gemeinsam mit Expert*innen der Grundschulpädagogik, der Arbeitspsychologie sowie
Lehrkräften und Lehramtsanwärter*innen stetig weiterentwickelt (Baumann & Martschinke,
2022; Elting et al., 2021) und soll nun auf die erste Lehrerbildungsphase ausgeweitet werden.
Ziel ist es, bereits im Lehramtsstudium präventiv die Studierenden für den Umgang mit berufli-
chen Anforderungen in inklusiven Settings zu professionalisieren und entsprechende Ressour-
cen aufzubauen (Abb.1). Mit inklusiven Settings sind dabei für die Grundschule typische hete-
rogene Zusammensetzungen der Schülerschaft gemeint, die ein Abbild der Gesellschaft dar-
stellen und alle Kinder unabhängig von ihren (sonder-)pädagogischen Förderbedürfnissen ein-
schließen, um deren Teilhabe zu ermöglichen. Die inklusiven Settings orientieren sich nicht nur
an einem engen Begriffsverständnis von Inklusion mit der Differenzlinie Behinderung, sondern
umfassen in einem weiten Begriffsverständnis mehrere Heterogenitätsdimensionen wie bei-
spielsweise Migrationshintergrund und Lernschwierigkeiten (König, Gerhard, Kaspar & Melzer,
2019; Löser & Werning, 2015). [2]
Abbildung 1: Umgang mit wahrgenommenen Belastungen über die drei Phasen der Lehrerbildung im
Projekt BISU
Der vorliegende Beitrag beschreibt eine systematische Evaluation eines Seminars zur Stärkung
entsprechender Ressourcen für den Umgang mit wahrgenommenen Belastungen in inklusiven
Settings im Grundschullehramtsstudium in einem Prä-Post-Vergleichsgruppendesign im Mixed
Methods-Ansatz. Zur Evaluation des Seminars erweisen sich die von Lipowsky und Rzejak
(2021) vorgeschlagenen Zielebenen der Evaluation (Lernnutzen, Weiterentwicklung der Kom-
petenzen, Transferwirkung) als sinnvoll, um neben dem subjektiv eingeschätzten Lernnutzen
auch die Entwicklung des wahrgenommenen Belastungserlebens und der Ressourcen sowie
die antizipierte Transferwirkung der Seminarinhalte auf den zukünftigen beruflichen Schulalltag
systematisch zu evaluieren. Dazu werden das Evaluationsdesign und erste Evaluationsergeb-