Eine Dreifachlinie südlich von Palpa macht besonders neugierig, fordert Erklärungsversuche
förmlich heraus. Auf den ersten Blick glaubt man, es handle sich um nur zwei Linien, die
irgendwo im Gelände beginnen und wie Wagenspuren in zwei Meter Abstand parallel
nebeneinander verlaufen. Bei näherer Betrachtung jedoch stellt sich heraus, daß man einer
optischen Täuschung aufgesessen ist. Nur der rechte Streifen der »Wagenspur« besteht aus
einer Linie, die linke Spur ist aus zwei haarscharf nebeneinander gezogenen Streifen
zusammengesetzt. Der Abstand beträgt gerade mal zehn Zentimeter. Also eine »Wagenspur«
mit drei Rädern? Links zwei dicht nebeneinander und rechts - nach zwei Metern - das dritte
Rad? Alles andere als eine »Wagenspur«, denn die drei Linien laufen von der Wüstenfläche
aus schnurstracks über Schründe und Einschnitte auf die Spitze des nächsten Hügels. Distanz:
rund 2,5 Kilometer. Und was befindet sich auf der Hügelkuppe, wo die Linien enden? Nichts.
Zumindest weiß man bis heute nichts, weil keinerlei Bohrungen durchgeführt werden,
geschweige denn chemische Analysen. Doch davon wird noch die Rede sein.
Nach Tiefenbohrungen verlangen auch andere Kuriositäten auf dieser Ebene des Aberwitzes.
Da treffen zwei 50 Meter breite Pisten leicht schräg abgeneigt aufeinander. Und von allen
Seiten streben schmalere Linien auf den mittleren Berührungspunkt zu (Bild Nr. 6). Auf
Anhieb zählte ich 21 davon. Was befindet sich im Zentrum? An einer anderen Stelle laufen
unzählige schmale Linien aus sämtlichen Richtungen wie ein Strahlenkranz auf das Ende
einer Piste zu. Nicht etwa kleine, fünf Meter lange »Strahlen«, sondern Hunderte von Metern
lange und vereinzelt auch kilometerlange Strahlenfiguren sind es, die sich an einem Punkt mit
dem Ende der Piste vereinigen. Was gibt es dort so Wichtiges? Ließe sich im Zentrum
vielleicht irgend etwas meßtechnisch aufspüren? Liegt ein Rätsel darunter?
Selbst Rucksacktouristen, die sich das Geld für einen Flug über die Ebene sparen möchten,
können einen derartigen »Strahlenhügel« in Augenschein nehmen. Er liegt direkt an der
Straße, ziemlich genau 22 Kilometer vor dem Städtchen Nazca. Nun ist das Betreten der
eigentlichen Ebene von Nazca strikt untersagt, doch dies gilt nicht für die kleine,
unübersehbare Erhebung rechts am Straßenrand. Ihre Spitze liegt 512 Meter über dem Meer,
sie über ragt die Straße nur um 34 Meter. Trotz der lächerlichen Höhendifferenz lohnt sich die
Besteigung der Anhöhe (Bilder Nr. 7 + 8). Wer direkt über die Straße Richtung Norden
schaut, bemerkt zwei nebeneinanderliegende Linien und 20 Meter daneben nochmals ein
Linienpaar. Beide Linienpaare streben dem Hügel entgegen. In der Gegenrichtung münden
die rechts verlaufenden Paralleilinien nach drei Kilometern in eine Piste, die linken Linien
berühren nach 2,5 Kilometern die sogenannte »Libelle« und treffen dann ebenfalls auf eine
Piste von 1,3 Kilometern Länge. Um diese Pisten zu erkennen, ist allerdings ein Feldstecher
oder ein starkes Zoomobjektiv vonnöten, denn die 34 Meter Höhendifferenz zur Pampa sind
zu gering, um eine bessere Fernsicht zu gewährleisten. Diese beiden Linienpaare sind aber
nicht die einzigen, welche auf das Hügelchen zulaufen. Von fast allen Seiten tauchen
Einzellinien aus dem Nichts auf und enden unter den Füßen. Was verbirgt dieser Hügel?
Weshalb ist seine Position etwas Besonderes? Ist je ein Loch hineingebohrt, eine
Magnetfeldmessung durchgeführt worden?
Unnötig, meinen die selbsternannten Nazca-Kenner, von denen kaum einer länger als 48
Stunden vor Ort war wenn überhaupt! Die Geheimnisse um Nazca sind doch längst gelüftet.
Ich möchte belegen, daß wir gar nichts wissen und daß das wenige, was wir zu wissen
glauben, auf verkehrten Anschauungen, falsch interpretierten Meßdaten und einer Kette von
Vorurteilen beruht.
Linien, die auf Hügel zulaufen, sich auf der Hügelwand kreuzen oder abrupt enden, gibt es
mehrere. Der Irrsinn scheint endlos zu sein. Am unbegreiflichsten für mich ist jene Piste, die